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Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Titel: Der Sohn des Apothekers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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»Wenn der Journalist auf dem Handy angerufen wurde,
dann kannte der Täter seine Nummer.«
    Trevisan nickte. »Das stimmt, aber das bringt uns nicht
weiter.«
    »Wieso nicht?«, fragte Lisa.
    Trevisan kratzte sich am Kinn. »Nun, zum einen hat er im ganzen
Ort seine Visitenkarten verstreut und zum anderen steht er samt Handynummer im
Internet. Er hat sogar eine eigene Homepage.«
    *
    Zweimal hatte er in der Ferne das Brummen eines Hubschraubers
wahrgenommen, unbeirrt grub er mit den Händen weiter. Der Regen hatte die Erde
weich und locker gemacht. Immer größere Brocken brachen weg und stürzten ins Innere
seines Verlieses. Er spürte, wie die Erde seine Hüfte beschwerte, und rollte
sich, stöhnend wegen der Schmerzen, ein Stück zur Seite, um mehr Platz zu
schaffen. Kurz atmete er durch. Wie tief mochte er wohl liegen, einen Meter,
zwei Meter, drei Meter sogar? Die Wurzeln waren dünn und zart gewesen. Er
raffte sich erneut auf und arbeitete weiter. Bald hatte er eine kleine Höhle
gegraben, in die sein Kopf und ein Teil seines Oberkörpers passten. Immer
größere Erdklumpen brachen aus dem Erdreich und fielen auf ihn herab. Er
schüttelte sich und schob die Erde auf die andere Seite.
    Angetrieben von einem unbändigen Überlebenswillen vergaß er den
Schmerz und den quälenden Hunger. Erneut brach ein Stück Erde aus dem ihn
umgebenden Geflecht aus Erde, Torf und Wurzelwerk und landete auf seinem Kopf.
Ein Teil fiel in seinen offenen Mund. Er verschluckte sich und bekam einen
Hustenanfall. Mit jedem Mal husten nahmen die Kopfschmerzen zu, bis ihm
schließlich schwindelig wurde und er sich zurücksinken ließ. Kraftlos legte er
seine Hände auf den Bauch.
    Er wusste, nicht wie viele Minuten vergangen waren, bis er
wieder aufwachte. Doch eines wusste er: Aufgeben bedeutete sterben, denn das
Graben gab ihm nicht nur Hoffnung, sondern wärmte ihn und ließ ihn die Kälte
vergessen, die ihn umgab.
    Erneut fuhren seine Hände wie Baggerschaufeln in das weiche
Erdreich, erneut stürzten Erdklumpen in das Verlies, erneut riss er einzelne,
dünne Wurzeln ab, die ihm in den Weg gerieten. In der allumgebenden Dunkelheit
war es nicht leicht, sich zu orientieren, aber mittlerweile war er gewohnt,
sich hier zurechtzufinden. Würde es hell sein, wenn er es tatsächlich schaffte,
den Boden zu durchstoßen, oder würde ihn tiefschwarze Nacht empfangen? Er schob
seine Gedanken zur Seite und grub weiter, bis er den Eindruck hatte, dass ein leichter
Luftzug über seine Wangen strich. Noch einmal verharrte er, atmete tief durch,
ehe er all seine Energie wieder auf seine Hände fixierte, und plötzlich fasste
er ins Leere und ein kleiner grauer Wink des Tageslichtes fiel zu ihm hinab.
    Er seufzte laut, um dann plötzlich ganz still in sich zu kehren
und zu lauschen. Was war das? Er horchte auf. Erneut drang ein Geräusch an sein
Ohr und er wusste sofort, was dahintersteckte.
    »Hilfe!«, ächzte er. »Hilfe!«
    Er nahm all seine Kraft zusammen, dennoch blieb sein Rufen nur
ein heißeres Krächzen. Er lauschte, bevor er weitergrub und sich die Seele aus
dem Leib krächzte. Die infernalischen Kopfschmerzen vergaß er. Das Bellen eines
Hundes kam näher.

27
    Trevisan war mit seinem Privatwagen nach Mardorf gefahren
und parkte unweit der Apotheke in der Rehburger Straße. Schon als er an den
Fahrbahnrand fuhr, bemerkte er den Streifenwagen, der hinter ihm ebenfalls die
Geschwindigkeit verringerte und anhielt. Trevisan löste den Gurt und stieg aus.
Der Polizist im Streifenwagen war alleine unterwegs. Er schälte sich aus dem
grün-weiß lackierten VW Passat, setzte seine Dienstmütze auf und richtete seine
Krawatte. Trevisan erkannte Oberkommissar Klein vom kleinen Polizeiposten in
Mardorf sofort.
    »Guten Tag«, grüßte der Polizist korrekt, »Personen-und
Fahrzeugkontrolle. Ihre Fahrzeugpapiere bitte.«
    »Habe ich etwas falsch gemacht?«, fragte Trevisan.
    Der Polizist zeigte auf seinen Wagen. »Sie parken im
Parkverbot.«
    Trevisan griff in seine Jackentasche und reichte dem Polizisten
Führerschein und Fahrzeugschein.
    »Sie kommen aus der Gegend um Wilhelmshaven?«
    Er nickte. »Aus Sande.«
    »Kann es sein, dass ich Sie und das Fahrzeug schon in Tennweide
gesehen habe?«
    »Ich will ein paar Tage ausspannen.«
    »Sie arbeiten nicht zufällig bei der Presse?«
    Trevisan schüttelte den Kopf. »Nein, wie kommen Sie darauf?«
    »Weil sich in den letzten Tagen offenbar viele Leute für unsere
Gegend interessieren.«
    Trevisan

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