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Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Titel: Der Sohn des Apothekers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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systematisch das
Gebiet nach einem vorgefertigten Suchmuster ab. Planmäßig hatten die
Einsatzkräfte in Reihe das weitläufige Gelände aus Feldern, ehemaligen
Torfgruben und glitschigem Morast durchkämmt, bis sie an den Rand des
Grindewaldes stießen. Der Einsatzleiter der Bereitschaftszüge und Hauptkommissar
Sobeck, der ermittelnde Beamte der Kripo Hannover, hatten es sich vor dem Bus
der Einsatzleitung auf Klappstühlen bequem gemacht und tranken eine kühle Cola.
Auf beinahe dreißig Grad war die Temperatur am Nachmittag gestiegen und der
beginnende Frühsommer vermittelte schon einmal einen Vorgeschmack auf die
kommenden Wochen und Monate.
    Wie ein breit gefächerter Rechen durchkämmten die beinahe
achtzig Beamten das fast neun Quadratkilometer große Gebiet. Ein Unterfangen,
für das der ganze Tag eingeplant war. Bereits viermal war die gesamte Gruppe
nach Norden und weitere viermal wieder in Richtung Süden gegangen, ohne eine
Spur aufzunehmen. Die Durchsuchung einer solchen Fläche war bereits an normalen
Tagen schweißtreibende Arbeit, doch an diesem Tag, mit diesen hohen
Temperaturen, gab es keinen Kollegen mehr, dessen Einsatzoverall nicht vom
Schweiß durchdrungen war.
    Der Einsatzleiter sah auf seine Armbanduhr. Es war kurz vor
vier Uhr am Nachmittag und eigentlich hätten sie bereits das Gebiet restlos durchkämmt
haben müssen, aber wie meist bei solchen Planungen gingen Theorie und Praxis
weit auseinander. Glücklicherweise war es lange genug hell, denn komme was
wolle, die Einsatzkräfte würden erst wieder abrücken, wenn das Gebiet restlos
abgesucht worden war. Der Helikopter hatte vor zehn Minuten abgedreht und war
zum Nachtanken zurück nach Hannover geflogen. Für den nächsten Tag war ein
weiterer Einsatz, weiter westlich an der L 370, geplant.
    »Das Gebiet ist verdammt groß, es ist wie die Suche nach der berühmten
Nadel im Heuhaufen«, stöhnte Sobeck und stellte seine Cola auf den kleinen
Beistelltisch.
    »Wir tun, was wir können«, antwortete der Einsatzleiter. »Uns
kann man dann zumindest nicht vorwerfen, wir hätten nichts unternommen.«
    Sobeck nickte und lehnte sich zurück. »Ja, da haben Sie recht.«
    »Es klingt zwar eher unwahrscheinlich, nach allem, was Sie mir
gesagt haben, aber wenn es tatsächlich so wäre, dass dieser Journalist gerade
irgendwo auf diesem Planeten an einer Bar einen Batida schlüft, und uns hier
schuften lässt, dann bringe ich ihn eigenhändig um, wenn ich ihn in die Finger
kriege.«
    Sobeck schüttelte den Kopf. »Nach allem, was wir an Indizien
haben, schließe ich das aus. Ich habe nur Bauchweh wegen des Sees. Unsere
Taucher haben den Rand abgesucht, soweit es möglich war, ich befürchte aber,
dass er mitten drinnen in der Suppe liegt. Da finden wir ihn nie.«
    »Bis er genug Auftrieb hat«, wandte der Einsatzleiter ein. »Das
kommt häufiger vor, als man denkt. Die Kerle meinen immer, sie sind besonders
clever, hängen einen Sack mit Steinen an das Bein und versenken ihr Opfer auf
Nimmerwiedersehen, aber der Teufel ist ein Eichhörnchen. Das Seil wird im
Wasser marode und der Auftrieb der Leiche irgendwann so stark, dass es steil
nach oben geht und plötzlich ist sie wieder da. Nein, ein schönes tiefes Grab
ist noch immer die sauberste Methode, da bleiben manche auf ewig verschollen.«
    Das Funkgerät quakte und der Einsatzleiter schob den Ohrstöpsel
ins Ohr. Sobeck richtete sich auf und beobachtete das Gesicht des Kollegen,
dessen Stirnrunzeln verriet, dass etwas Ungewöhnliches vorgefallen sein musste.
    »… Nein, wir rufen einen Hubschrauber, bleiben Sie vor Ort …
Zehn Minuten, wir kommen … Ende.« Der Einsatzleiter blickte Sobeck entgeistert
an. »Sie werden es nicht glauben, aber wir haben Ihren Vermissten.«
    »Wo?«
    »Er liegt in einer alten Torfgrube am Waldrand, östlich von
hier, und er lebt. Er ist zwar sehr schwach, aber er lebt noch. Der
Rettungshubschrauber ist unterwegs.«
    Sobeck sprang auf, so dass der Klappstuhl mitsamt dem
Beistelltisch umstürzte. Das Cola ergoss sich aus der Dose auf den Boden. »Ist
er ansprechbar?«
    Der Einsatzleiter zuckte mit der Schulter.
    »Ich muss sofort zu ihm.«
    *
    Hanna Kowalski schimpfte wie ein Rohrspatz, während sie das
inzwischen vierte Formular ausfüllte. »Die Verwaltung ist der Tod des
Vollzugs«, sagte sie wütend, als sie das dreiseitige Formular mit dem schönen
Namen Beweiserhebungsantrag DNA – LPNS 233 b in die Schublade für den
Postausgang legte. Der Oberstaatsanwalt

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