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Der Sohn des Azteken

Der Sohn des Azteken

Titel: Der Sohn des Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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schnell ihr könnt.«
    Zu Nochéztli sagte ich: »Du hast es gehört. Jetzt gib deinen Kriegern die Erlaubnis zu schlafen. Aber sie sollen sich weiträumig zwischen den Bäumen verteilen. Und teile Wachposten ein, die sich abwechseln. Morgen führst du die Truppen in Richtung Chicomóztotl, denn ich habe vor, einen anderen Weg zu nehmen. Während du dort auf mich wartest, läßt du von den Männern Bleikugeln gießen und Holzkohle herstellen. Die Berge sind dicht bewaldet. Wenn die Läufer mit dem Schwefel und dem Salpeter zurückkommen, fängst du an, einen Pulvervorrat anzulegen. Dann bringen die Krieger, die bereits mit einer Arkebuse umgehen können, es allen anderen bei, die sich als geeignet erweisen. Außerdem schickst du Werber zu den Huichol und zu den anderen Chichimeca-Stämmen der nahen und fernen Umgebung. Sie sollen die Männer dieser Stämme mit der Aussicht vieler zu tötender Gegner und lohnenden Plünderungen locken, sich unserem Rebellen-Heer anzuschließen. Mit diesen Aufgaben müßten alle beschäftigt sein, bis ich zurückkomme. Ich hoffe, ebenfalls viele Krieger mitzubringen. Und jetzt, Nochéztli«, ich holte tief Luft, »befehle den beiden Männern, die G’nda Ké bewachen, die Hexe zu mir zu bringen.« Als er sich auf den Weg machte, rief ich ihm nach: »Sie brauchen nicht sanft mit ihr umzugehen.«
    Das taten sie auch nicht. Sie schleppten die Yaki-Frau herbei, und ich erklärte nur kalt: »Ich habe noch etwas mit dir vor, bevor ich dich mit Feuerameisen und Skorpionen vollstopfe. Das heißt, du wirst genau so lange leben, wie du meine Befehle befolgst. Morgen machen wir uns beide auf den Weg in das Yaki-Land.«
    »Es ist lange her, seit G’nda Ké ihre Heimat zum letzten Mal besucht hat.«
    »Wie allgemein bekannt ist, hassen die Yaki Fremde noch mehr als sich gegenseitig. Das kann man daran erkennen, daß sie jeden skalpieren, der sich unklugerweise in ihre Nähe wagt, bevor sie ihm noch Schlimmeres antun. Ich verlasse mich darauf, daß deine Anwesenheit solche Unglücksfälle verhindern wird. Aber wir werden den Ticitl Ualiztli für den Fall mitnehmen, daß seine Dienste erforderlich sind. Diese beiden starken Männer werden dich ebenfalls begleiten, um dich zu bewachen.«
     
     

23
     
    Das Yaki-Land lag von unserem Ausgangspunkt dreimal so weit entfernt wie Aztlan von der Stadt Mexico. Deshalb war der Weg dorthin die längste Reise, die ich in meinem Leben je unternommen habe. Ich überließ es G’nda Ké, uns zu führen, denn sie kannte den Weg. Soviel ich wußte, hatten Generationen von G’nda Kés diese Reise in den vielen, vielen Jahren, seit die berüchtigte erste G’nda Ké bei meinen Vorfahren in Aztlan aufgetaucht war, unzählige Male gemacht. Es schien, als sei sie in der Tat froh, ihre Heimat wiederzusehen, denn sie versuchte nicht, wie man hätte erwarten können, die Reise für uns möglichst ermüdend, beschwerlich, gefährlich und endlos zu machen. Ich konnte am Stand der Sonne erkennen, daß sie einem Weg folgte, der durch die Täler des Küstengebirges so direkt wie möglich nach Nordwesten führte, wenn wir nicht doch einen Bogen um einen Pechtümpel oder um Treibsand machen mußten.
    Der Weg entlang der Küste westlich der Berge oder durch das flache Tote-Knochen-Land im Osten wäre kürzer gewesen, doch die Reise hätte länger gedauert. Auch wäre sie sehr viel mühsamer geworden, denn wir hätten uns entweder durch die drückend heißen Sümpfe am Meer gequält oder wären in der erbarmungslosen Hitze der Sandwüste beinahe verdurstet.
    Doch die Reise erwies sich als überaus anstrengend und beschwerlich, auch ohne daß G’nda Ké versuchte, uns zusätzliche Härten aufzuerlegen. Natürlich belastet das Ersteigen eines steilen Berghangs alle Muskeln eines Körpers und verkrampft sie. Man erreicht den Gipfel mit einem tiefen Seufzer der Erleichterung und glaubt, das Schlimmste sei geschafft. Weit gefehlt! Beim Abstieg am ebenso steilen Hang auf der anderen Seite stellt man fest, daß es im Körper zahllose andere Muskeln gibt, die ebenso belastet werden und sich verkrampfen. G’nda Ké, ich und die beiden Krieger, die Machihuiz und Acocótli hießen, ertrugen all diese Mühen mehr oder weniger gut, doch wir mußten immer wieder Pausen einlegen, damit der Ticitl Ualiztli wieder zu Atem und zu Kräften kam. Keiner der Berge ist hoch genug, um ständig eine Schneekrone zu tragen wie der Popocatépetl, aber viele ragen bis in die kalten Regionen des Himmels

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