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Der Sohn des Azteken

Der Sohn des Azteken

Titel: Der Sohn des Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Stadt war es beispielsweise der Bau des Chapultepec-Aquädukts gewesen oder die Errichtung des Großen Tempels von Tenochtitlan. Unser Volk hat solche Arbeiten bereitwillig, ja mit Begeisterung geleistet, denn gemeinsame Arbeit war eine Form der Geselligkeit. Jede übertragene Aufgabe wurde erfüllt, wenn man sie den Menschen nicht als Zwang, sondern als Möglichkeit zur Geselligkeit und als Beitrag zum Allgemeinwohl darstellte.
    Die spanischen Herren hätten sich diese Tugend unseres Volkes zunutze machen können. Sie griffen jedoch zu Peitsche und Schwert, zu Gefängnis und Obraje. Bei Ungehorsam oder Rebellion drohten sie den ›Schuldigen‹ mit der Verbrennung am Pfahl.
    Ich räume ein, es gab unter den Weißen einige gute und bewundernswerte Männer – zum Beispiel Alonso de Molina und andere, die ich später kennenlernen sollte. Sogar unter den schwarzen Moros fand ich einen, der mein treuer Verbündeter, Freund und Gefährte wurde. Vor allem denke ich an dich, mi querida Verónica. Doch von unserer Begegnung will ich später sprechen. Ich gebe zu, der erhoffte Umsturz, der das Ende der Herrschaft der Spanier bedeuten würde, war zumindest teilweise als persönliche Rache für die Ermordung meines Vaters gedacht. Es mögen bei meinem Plan durchaus auch unedle Beweggründe im Spiel gewesen sein, denn wie jeder junge Mann hätte ich stolz den Beifall der Menge genossen, die mir als dem Helden der Befreiung zujubelte. Falls ich in diesem Kampf sterben sollte, hätte ich mich bei meiner Ankunft in der Nachwelt von Tonatiucan über die ehrenvolle Begrüßung durch alle Krieger der Vergangenheit gefreut. Doch ich behaupte, daß ich in erster Linie alle unsere unterdrückten Völkerschaften befreien und die EINE WELT dem Vergessen entreißen wollte.
    Um meinen Auszug aus der Stadt Mexico zu einem denkwürdigen Ereignis zu machen, dachte ich mir einen eindrucksvollen Abschied aus. Ich hatte unter den Spaniern bereits zweimal Unruhe und Bestürzung ausgelöst, doch die Aufregung legte sich wieder, nachdem mehrere Tage lang nichts Beunruhigendes mehr geschah. Nur hin und wieder hielt man verdächtig aussehende Leute auf der Straße an, durchsuchte sie oder zwang sie, sich zu entkleiden. Das geschah jedoch nur im Gebiet der Traza. Ich durfte nicht vergessen, daß der Spion der Kathedrale ständig ein wachsames Auge auf mich hatte. Ich achtete darauf, daß er nie etwas sah, das seine Aufmerksamkeit belohnt hätte.
    Als ich Citláli erzählte, was ich vorhatte, lachte sie zustimmend, obwohl sie gleichzeitig in einer Mischung aus Angst und freudiger Erwartung zu zittern begann. Sie erklärte sich dennoch bereit, mir zu helfen. Während ich vier Tonkugeln anfertigte, die so groß waren wie die Bälle beim Tlachtli-Spiel, und mit Schießpulver füllte, weihte ich Citláli in alle Einzelheiten meines Plans ein.
    »Das letzte Mal«, sagte ich, »ist es mir nur gelungen, an dem Gebäude der spanischen Soldaten einen schwarzen Fleck auf der Mauer zu hinterlassen. Die Explosion hat einen Tarnemi das Leben gekostet. Diesmal will ich die Pólvora im Innern eines militärischen Gebäudes zünden. Ich bin sicher, es wird dort große Zerstörung anrichten und keine Unschuldigen töten. Zugegeben, es sind immer ein paar Maátime in der Nähe, die sich an die Soldaten verkaufen. Aber solche Frauen sind in meinen Augen nicht unschuldig, wenn sie sich den Weißen hingeben.«
    »Denkst du an die Kaserne in der Traza?«
    »Nein. Auf der Hauptstraße drängen sich Tag und Nacht viele Leute. Ich denke an ein Gebäude, in dem sich grundsätzlich nur Spanier und die Maátime aufhalten. Du wirst die Polvora-Bälle für mich hineintragen. Es ist die Festung auf dem Heuschreckenberg, wo die spanischen Soldaten ausgebildet werden.«
    Citláli rief: »Ich soll die todbringenden Bälle in eine Kaserne tragen? In ein Gebäude voller Soldaten?«
    »Vor den Palisaden stehen viele der uralten Bäume. Das Gelände auf dem Heuschreckenberg wird nicht sehr streng bewacht. Ich habe mich vor kurzem einen ganzen Tag lang dort hinter den Bäumen versteckt und unbemerkt von den Wachen alles genau beobachtet. Ich weiß, wie du ungefährdet in die Festung hinein- und wieder herausgehen kannst.«
    Sie sagte: »Davon würde ich mich sehr gern selbst überzeugen.«
    »Die Tore in den Palisaden stehen immer weit offen. Die Cadetes, wie die Rekruten genannt werden, gehen ebenso wie ihre Ausbilder und gewöhnliche Spanier, die Essen und Vorräte und solche Dinge

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