Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sohn des Bannsängers

Der Sohn des Bannsängers

Titel: Der Sohn des Bannsängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
vonstatten.
    »Das kann nicht sein«, heulte Krasvin. »Der Hexer hat sie abgeschirmt!«
    Tatsächlich war der Schutzzauber nicht völlig ausgelöscht worden, denn als Squill in einem günstigen Moment einen Vorstoß wagte und einen neuerlichen Hieb plazierte, schnitt sein Schwert mühelos durch Krinoline und Spitze, ohne das darunter befindliche Fleisch zu verletzen.
    Squill zog die Klinge heraus und trat zurück, mit offenem Mund glotzend, die Waffe schlaff in der gesenkten Hand. Neena hörte auf zu singen, und Buncans auf einmal taub gewordene Finger zupften planlos an den Saiten der Duar.
    Beschlagnägel und Leder waren durch ein elegantes lavendelfarbenes und mit Spitze besetztes Kleid ersetzt worden. Zarter Spitzenbesatz zierte Ausschnitt und Ärmel, während eine Vielzahl von Unterröcken den Rock bauschten. Ein kecker, farblich abgestimmter Hut war unter dem Kinn mit einer Seidenschleife befestigt. Die Streitaxt hatte sich in einen ziemlich großen Sonnenschirm verwandelt, das Schild in eine Handtasche.
    Mit lautem Gebrüll schlug Verzeihung mit der Handtasche nach Squill, der es nur mit Mühe schaffte, ihr auszuweichen. Die Handtasche krachte gegen das Bücherregal, sprang auf und enthüllte ihr geblümtes, mit allerlei Krimskrams vollgestopftes Inneres.
    »Was ist das?« brüllte die Sau verständnislos. »Was ist geschehen?« Da erblickte sie ihr Spiegelbild in einem Rokoko- Spiegel, der zwischen den Regalen aufgehängt war, und stieß den furchtbarsten Schrei aus, den Buncan jemals aus einer weiblichen Kehle vernommen hatte.
    Sie schleuderte Handtasche und Sonnenschirm von sich, als wären sie brennender Schwefel, und rannte schreiend aus der Bibliothek. Sie stolperte und stürzte, da sie sich in den hochhackigen Schuhen, in denen ihre Füße gefangen waren, kaum normal bewegen konnte. Schließlich sah man sie auf dem großen Korridor verschwinden; die raschelnden Röcke waren ihr die dicken Beine hochgerutscht.
    Jetzt, da seine Geheimwaffe auf so schändliche und gänzlich unerwartet feminine Weise in die Flucht geschlagen war und Baron Koliac Krasvin sich einer Überzahl von Gegnern gegenübersah, stürmte er unter wüsten Beschimpfungen auf den Hof.
    »NEIN!« Die unbewaffnete Neena griff nach der erstbesten Öllampe und schleuderte sie dem fliehenden Nerz hinterher. Die Lampe verfehlte ihn und zerschellte an der Tür. Brennendes Öl spritzte in alle Richtungen. Ein Teil davon traf Krasvin am Schwanz und an der rechten Hüfte. Aufheulend taumelte ihr Peiniger nach draußen.
    Squill überlegte kurz, ob er ihm nachlaufen sollte, doch dann sagte er sich, daß seine Aufgabe darin lag, ihre Flucht zu ermöglichen, und nicht darin, Selbstmord zu begehen. Er gesellte sich wieder zu seinen Gefährten und schaute zu, wie Neena erst Buncan und dann dem höchst verlegenen Gugelund einen feuchten, schnurrhaarigen Schmatzer auf die Stirn drückte.
    »Was, kriegt dein eigener Bruder etwa keine Umarmung?«
    »Wie sollte ich den vergessen?« Sie ging zu ihm und ohrfeigte ihn, ohne zu zögern.
    »Oi!« Er faßte sich an die Wange. »Wofür war denn das?«
    »Du Blödmann!« Sie sprach ihm direkt ins Gesicht. »Warum 'at das so lange gedauert? ‘ast du 'ne Ahnung, was dieses elende Arschloch mit mir vor'atte? Kannst du dir vorstellen, was ich durchgemacht 'abe?«
    Squill knurrte leise. »Nichts, was du nicht schon 'inter dir 'ättst, Süße.«
    Sie stürzte sich schreiend auf ihn, und er wehrte sich sogleich energisch, so daß sie sich bald in geschwisterlicher Umarmung über den schiefergepflasterten Boden wälzten. Während Viz ihnen besorgt zuschaute, überlegte Buncan, ob er ihnen seine kostbare Duar rücksichtslos auf den Schädel knallen sollte.
    Gugelund trat neben ihn. »Wir sollten uns allmählich überlegen, wie wir hier rauskommen, junger Freund. Snaugenhutt sollte uns eigentlich sicher in die Freiheit tragen können, falls man ihn dazu überreden kann, seine gegenwärtigen Bemühungen einzustellen.«
    »Ich kümmere mich drum.« Viz sauste zur Tür, und Buncan folgte ihm. Die beiden Otter beeilten sich, zu ihnen aufzuschließen, und verlegten sich darauf, Beleidigungen anstelle von Hieben auszutauschen. Buncan fand, es grenze schon an ein Wunder, daß ihre Kleidung die ausschweifenden geschwisterlichen Auseinandersetzungen immer wieder unbeschadet überstand.
    Sie fanden Snaugenhutt vor dem Kücheneingang, wo er am Boden scharrte. Der große Saal war vollständig demoliert, das Mobiliar zu Kleinholz

Weitere Kostenlose Bücher