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Der Sohn des Bannsängers

Der Sohn des Bannsängers

Titel: Der Sohn des Bannsängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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krallenbewehrten Füßen hoch, als er aufsetzte und herumwirbelte, sich einen Moment lang besann und diesmal den Angriff besser auf sein Ziel abstimmte.
    Wegen seiner Farbe und seiner allgemeinen Erscheinung hielt Buncan ihn zunächst für einen Löwen. Er hatte jedoch keine Mähne, der Schädel war länger und merklich abgeflacht, die Ohren saßen an einer anderen Stelle, und die Vorderbeine waren an den Schultern muskulöser. Noch verwunderlicher war, daß er nicht auf zwei, sondern auf vier Beinen ging und keinerlei Kleidung oder Schmuck trug, beides Kennzeichen der Zivilisierten. Offenbar ein Atavismus, wenn auch einer, der sprechen und vernünftig denken konnte.
    Es fiel Buncan schwer, sich auf dies alles einen Reim zu machen, denn er war wie hypnotisiert vom Anblick der beiden unglaublichen nach hinten gebogenen Eckzähne, die vom Oberkiefer nach unten ragten. Jeder war so lang wie die Kurzschwerter der Otter und wirkte ebenso scharf. Als der Wächter gähnte, bildeten Ober- und Unterkiefer beinahe eine gerade Linie. Von all den anderen Wesen, von denen Buncan wußte oder denen er begegnet war, brachte allein der Beutelwolf Bedarra dieses Kunststück fertig, doch selbst seine zugegebenermaßen eindrucksvollen Zähne konnten es mit den elfenbeinernen Krummsäbeln dieses Untiers nicht aufnehmen.
    Es funkelte sie an. »Ihr habt es so gewollt. Wer will als erster sterben?«
    »Eigentlich hat keiner von uns damit besondere Eile«, piepste Gugelund hinter Snaugenhutts schützendem Rumpf. Das Nashorn schüttelte sich, daß sein Panzer klirrte, und senkte den Kopf. Buncan war bewußt, daß diese gewaltigen Schneidezähne dem Nashorn das Rückgrat durchtrennen würden, wenn dieses Wesen einen Biß zwischen den Eisenplatten anbringen konnte. Das Rückgrat oder die Halsschlagader.
    Was ihn oder Gugelund oder die Otter betraf, so könnten ihnen die mächtigen Kiefer die Köpfe glatt abbeißen. Einzig und allein Viz befand sich in relativer Sicherheit.
    Er umklammerte die Duar und sah, daß Neena und Squill bereit waren, mit dem Rap zu beginnen. Aber würden sie schnell genug singen können, um sich zu retten? Der erste Angriff des Wesens hatten nur Sekunden gedauert, und es war eindeutig flinker als der Bullterrier-Stier. Buncan hatte Glück gehabt, als er ihm ausgewichen war. Er bezweifelte, daß er es noch einmal schaffen würde.
    »Wie nennst du dich?« Er bemühte sich, nach außen hin unerschrocken zu erscheinen, wodurch er den Ottern ganz nebenbei mehr Zeit ließ, ihren Text zu improvisieren. »Welcher Gattung gehörst du an? Wir haben bereits mit jemandem gesprochen, der diese Gegend als das Land der Kürzlich Vergessenen bezeichnet.«
    »Das stimmt, jetzt fällt's mir wieder ein.« Der Wächter scharrte über den Boden und schwenkte den Kopf hin und her.
    »Ich habe mich seit fast einem Jahr nicht mehr gepaart, und das macht mich nur noch reizbarer.«
    »Ich weiß, wie dir zumute ist«, murmelte Snaugenhutt und senkte gleichzeitig das Horn.
    »Dieser Wächter gehört dem Stamm der Säbelzahntiger an, falls ihr das nicht wißt, und ich habe euch gewarnt.« Er hob eine Tatze (soviel hatte er also immerhin gelernt) und zeigte zur Höhle. »Dort drinnen liegen die Gebeine all derer, die vor euch kamen und meine Ruhe störten. Alle sind sie säuberlich abgenagt. Wenn ich ein paar frische Knochen zum Knacken kriege, kommt mir das wie gerufen.«
    »Du kannst doch nicht ernstlich erwägen, uns zu fressen«, protestierte Gugelund. »Das wäre höchst unzivilisiert.«
    »Aus der Zivilisation mache ich mir nichts.« Die unglaublichen Eckzähne schimmerten im Licht der Berge.
    »Sehe ich etwa wie ein Vegetarier aus? Ich esse, was mir über den Weg läuft, ob es sich nun intelligent unterhalten kann oder nicht. Ich unterscheide nicht zwischen Idioten und Genies. Die schmecken nämlich alle gleich.«
    Auf einmal erschauerte der Wächter und kniff die Augen zusammen. Er warf den Kopf zurück und stieß ein tiefes Wehklagen aus. Er setzte sich auf die Hinterbeine und fuhr fort, den Himmel anzuheulen, ohne sie zu beachten.
    Muß wohl eine Art vorbereitendes Ritual sein, dachte Buncan, während er und die Otter die Gelegenheit nutzten, sich ganz bis zu Snaugenhutt zurückzuziehen. Zumindest konnte der Säbelzahntiger jetzt keinen einzelnen mehr herauspicken. In diesem Moment geschah etwas gänzlich Unerwartetes.
    Gugelund trat mit ausgestreckten Armen vor.
    Neena rief ihm ungläubig zu: »Bist du denn verrückt geworden, 'ändler?

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