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Der Sohn des Bannsängers

Der Sohn des Bannsängers

Titel: Der Sohn des Bannsängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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der riesige flugunfähige Vogel höflich. »Und wer seid ihr? Hier kommen nicht häufig Besucher vorbei.«
    »Deine Gattung ist neu für uns.« Gugelund beäugte den Vogel mit dem gleichen Interesse, mit dem er eine plötzlich durchsichtig gewordene Goldmünze betrachtet haben würde.
    »Auf meinen ganzen Reisen ist mir noch keiner wie du begegnet, obwohl du offenbar zur Gattung der Strauße gehörst.«
    »Es gibt nicht viele von uns«, erklärte der Vogel.
    »Der Moa hat seine Schuldigkeit getan, wie?« Neena wich Buncans funkelndem Blick aus. »Tut mir leid, Bunkel. Könnt nich widerstehen.«
    »Du mußt auch noch was lernen.«
    »Ich bin es gewohnt, daß man über mich Witze macht.« Der Moa hatte eine melancholische Stimme. »Wir alle, die wir hier oben überleben. Die Welt hat uns vergessen.« Eine riesige Flügelspitze deutete auf die umliegenden schneebedeckten Gipfel. »Das ist das Land der Kürzlich Vergessenen.«
    »Im Gegensatz zum Land der Häufig Übersehenen.« Gugelund lächelte schwach. »Dort war ich schon, hier jedoch noch nicht.«
    »Hier leben Wesen, die die Zukunft anderen überlassen haben. Das gilt auch für mich.« Der Moa stieß einen herzzerreißenden Pfiff aus. Buncan war sogleich voller Mitgefühl, und selbst die abgebrühten Otter waren gerührt. Wie sollte man ein Wesen, das die Natur als schlechten Witz erschaffen hatte, auch nicht bedauern?
    »Ich wollte mich nich über dich lustig machen«, sagte Neena, als der klagende Pfiff in den Nebenschluchten verklungen war.
    »Das 'eißt, eigentlich schon, aber jetzt tut's mir leid.«
    »Ist schon gut. Ich rechne sowieso damit, von einem Tag zum andern ausgerottet zu werden. Bis dahin ist es nett, andere Leute zu treffen, egal wen. Den letzten anderen Moa habe ich vor etwa einem Jahr gesehen. Nein, wir sind nicht mehr viele. Durchaus möglich, daß ich der letzte meiner Art bin. Hier oben gibt es viele letzte Überlebende, die ihr Stammeserbe bewahren. Nicht mehr lange, und wir werden nur noch eine Erinnerung sein.«
    »Na, das is aber gar kein lustiges Intermezzo«, grummelte Squill.
    Gugelund beäugte den grotesken Vogel. »Bei deinen weiten Wanderungen hast du wohl nicht zufällig vom Großen Wahren gehört?«
    Der Moa klimperte mit den langen Wimpern. »Ach, das alte Ding. Ja, das kenne ich. Ich weiß sogar, wo es ist.«
    Buncan verspürte jähe Erleichterung. Vielleicht brauchten sie doch nicht das Dach der Welt zu erklimmen. Ihre Suche hatte endlich ein Ziel.
    Wenn man dem flugunfähigen Vogel glauben durfte, war das Große Wahre mehr als ein Gerücht.
    »Nun, was ist es, wie sieht es aus?« Der Händler versuchte seiner Erregung Herr zu werden. Was in Gugelunds Fall keine große Anstrengung erforderte.
    »Wozu is es gut?« drängte Neena den Vogel.
    Der Moa legte den winzigen Kopf schief. »Woher soll ich das wissen? Wenn man von der unmittelbaren Ausrottung bedroht ist, hat man kein sonderliches Interesse für Nebensächlichkeiten. Da müßt ihr den Wächter fragen.«
    Das ist der Haken, dachte Buncan plötzlich. Wie Mudge gerne sagte, es gab immer einen Haken. Allerdings mußte er zugeben, daß ihn das nicht sonderlich überraschte. Wenn etwas derart Sagenumwobenes wie das Große Wahre tatsächlich existierte, lag es nahe, daß es auch einen Wächter gab.
    Nun, sie waren mit Wirbelstürmen, Banditen, einem röhrenförmigen Fluß und einem Bullterrier-Stier fertig geworden. »Was ist das für ein Wächter?«
    »Hoffentlich nicht zu groß?« Gugelund rang sich ein optimistisches Lächeln ab. »Womöglich bereit, uns mal einen Blick drauf werfen zu lassen?«
    »Das würde ich nicht meinen.« Der Moa machte ihnen nicht gerade Mut. »Er ist sehr reizbar.«
    »Gehört er auch zu den Kürzlich Vergessenen?« wollte Buncan wissen.
    Der Moa nickte. »Ich persönlich glaube, daß er dabei ist, zu den Vollkommen Vergessenen über zu wechseln. Er und alle anderen Vertreter seiner Gattung.« Der Vogel schauderte und sträubte das Gefieder. »Er ist nicht sehr umgänglich. Ihr solltet ihn besser nicht reizen.«
    »Wenn wir die Verwegenheit besäßen, es zu versuchen«, meinte Gugelund bedächtig, »wie sollten wir dann am besten vorgehen?«
    Der Moa stieß einen bedauernden Pfiff aus, der wie der höchste Ton einer Kirchenorgel war. Er drehte sich um und zeigte mit Schnabel und Schwingen gleichzeitig in die Richtung, die sie einschlagen sollten.
    »Behaltet diese Richtung bei. Nach kurzer Zeit werdet ihr zu einem Nebenfluß gelangen. Folgt ihm, auch

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