Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sohn des Bannsängers

Der Sohn des Bannsängers

Titel: Der Sohn des Bannsängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
klar«, murmelte Buncan. »Fangen wir an.«
    Er rückte mit den Ottern zusammen, während die anderen, auch der geplagte Säbelzahntiger, gespannt warteten. Hin und her gerissen zwischen dem natürlichen Verlangen, zu reißen und zu zerfetzen, wozu er offenbar gezwungen war, und dem verzweifelten Wunsch, seine immer schlimmer werdenden Zahnschmerzen zu lindern, hockte der Wächter so brav wie ein Schoßhündchen da und wartete.
    Kurze Zeit später wandte sich der Mensch erneut an den Tiger. »Wir sind soweit.« Als der Wächter schwieg, nickte Buncan seinen Gefährten zu.
    Der Rhythmus war sanfter als je zuvor, eher einschmeichelnd als herausfordernd, eher beschwichtigend als aggressiv. Kein Problem. Rap war anpassungsfähig. Bis jetzt hatten sie bloß noch nie Gelegenheit gehabt, leise zu rappen.
    »Kein Lohn ohne Schmerz Aber der Schmerz geht ans 'erz Ein lästiger Gast, der Fluch des Lebens Oder sing ich vergebens? Schmeiß ihn raus Soviel muß reichen Denn es is klar, der Schmerz Nimmt schon ab und will weichen.«
    Während sie spielten und sangen, formte sich eine kleine silbrige Wolke, eine Miniaturausgabe der Wolken, wie sie sie schon so häufig mit ihrem Banngesang heraufbeschworen hatten, und trieb vom Nexus der Duar zum Maul des Wächters. Sie schwebte sanft um den befallenen Zahn herum, wobei sie unterschiedliche Formen annahm; eben noch ein kleines, spitzes Instrument, floß im nächsten Moment glitzernde weiße Flüssigkeit daraus hervor.
    Ein Ausdruck des Staunens glitt wie ein Wischtuch über das Gesicht des Tigers, ein Ausdruck, den er seit seiner Kindheit nicht mehr gehabt hatte. Obwohl sich nur die Mundwinkel nach oben zogen, konnte es doch keinen Zweifel daran geben, was die Fratze bedeutete: ein Lächeln.
    Als das silberne Leuchten verblaßte, hob sich die schwere Tatze, die Gugelund an Ort und Stelle festgenagelt hatte, und betastete vorsichtig den linken Säbelzahn. Der Händler wagte es, die empfindliche Stelle erneut zu inspizieren.
    »Das dunkle Loch scheint verschwunden zu sein.«
    »Es ist verschwunden!« Mit einem Freudenschrei sprang der Wächter in die Luft, vollführte einen kompletten Salto und landete gewandt auf allen vieren. Seine Augen funkelten ebenso klar wie zuvor; doch ihr Ausdruck hatte sich verändert.
    Neena betrachtete nachdenklich den Säbelzahntiger. »Mann, du solltest wirklich lernen, auf zwei Beinen zu ge'en, wie sich's ge'ört.«
    Der Wächter nickte. »Ich weiß, daß das heutzutage so üblich ist, aber ich gehöre zu den Vergessenen. Ich schleppe immer noch die alten Gewohnheiten mit mir herum. Und ich fühle mich wohl dabei.« Er rieb sich den Kiefer. »Wohler als je zuvor.«
    »Laßt ihn doch«, sagte Snaugenhutt. »Manche von uns sind für den aufrechten Gang einfach nicht geschaffen.«
    »Ich halte mein Wort.« Der Säbelzahntiger deutete zur Höhle.
    »Es ist gleich hinter dem Eingang. Paßt auf, daß ihr im Dunkeln nicht darüber stolpert.«
    Buncan blickte zur Höhle. Nach allem, was sie durchgemacht hatten, erschien es ihm unvorstellbar, daß sie tatsächlich ihr Ziel erreicht hatten. Wichtiger noch, der Wächter log nicht, und es sah so aus, als gäbe es wirklich ein Ziel zu erreichen. Das Große Wahre existierte. In welcher Form, würde sich gleich zeigen.
    »Ihr habt soviel für mich getan«, meinte der Tiger gerade.
    »Wartet hier, dann bringe ich es euch heraus.« Er sprang vom Felsen hinunter, auf dem er gehockt hatte, und verschwand beschwingten Schritts in der Höhle.
    Buncan wartete; alle warteten sie. Selbst Gugelund, der sich beherrschen mußte, um dem Wächter nicht in seinen Bau zu folgen.
    »Kann nich besonders groß sein«, bemerkte Neena. »Wenn die Katze es allein rausschleppen kann.«
    »Vielleicht is es 'n rosa Diamant, so groß wie sein Kopf«, meinte Squill hoffnungsvoll.
    »Oder ein Zauberstab.« Jetzt, da sie im Begriff standen, dem geheimnisumwitterten Ursprung von Legenden gegenüberzutreten, erinnerte Buncan sich wieder an die seltsame Mischung aus Abscheu und Besorgnis, mit der Clodsahamp das Thema behandelt hatte. »Ganz gleich, wie unschuldig oder harmlos es auch aussehen mag, wir müssen uns in acht nehmen damit.«
    »Scheiße, du machst dir einfach zuviel Sorgen, Kumpel.« Squill bog sich komplett herum und striegelte seinen Schwanz. Hätte das ein Mensch versucht, so hätte er sich die Wirbelsäule verrenkt. »Was immer es is, es 'at diesem Spielzeugtiger nichts getan. Ich meine, er 'atte doch jede Menge Zeit, damit rum zu

Weitere Kostenlose Bücher