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Der Sohn des Bannsängers

Der Sohn des Bannsängers

Titel: Der Sohn des Bannsängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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etwas versuchen. Da die Otter jetzt schon nur widerwillig mitmachten, würden sie beim nächsten Mal vielleicht nicht mehr so leicht nachgeben, wenn er jetzt noch länger wartete. Zumal wenn Mudge oder Weegee dahinterkommen sollten, was sie getrieben hatten.
    »Ich 'ab 'unger«, sagte auf einmal Neena.
    »Unser Abendessen kriegen wir noch früh genug«, erinnerte sie ihr Bruder.
    »Mann, aber ich 'ab jetzt 'unger.« Sie starrte Buncan an. »Wie war's, wenn du versuchen würdest, was Eßbares zu magirieren? Wir sind schließlich am Kurzstumpf. Wie war's, wenn wir 'nen 'übschen Fisch 'erbei zaubern würden?«
    Fische sind nicht besonders tiefgründig, überlegte Buncan.
    »Das ist keine große Herausforderung«, meinte er skeptisch.
    Neenas Schwanz zuckte heftig, als sie mit ihrem kurzen Finger auf ihn zeigte. »Jetzt 'ör mir mal zu, Bunkel. Das is ja alles schön und gut, gegen wilde 'orden in die Schlacht zie'en und die Unterdrückten befreien zu wollen und was nich noch alles, aber dabei kriegt man bestimmt auch 'nen 'öllischen Appetit. Also gucken wir doch erst mal, ob wir 'nen kleinen Imbiß zustande bringen.«
    »Ich würde sagen, wir fangen mit etwas Leichtem an«, murmelte er.
    »Mudge würde das gefallen«, setzte Neena hinzu.
    »Klar würd ihm das gefallen.« Squill stieß einen ver- ständnisvollen Pfiff aus. »Mudge gefällt alles, was mit Essen zu tun 'at.«
    »Also dann was Eßbares.« Buncan seufzte. »Ich warte.« Abermals steckten die Geschwister die Köpfe zusammen. Als sie sich voneinander lösten, nickte Neena Buncan zu. Drei Füße stampften im selben Rhythmus.
    »'ab kein Gerät, 'ab keine Schnur, Will trotzdem essen, 'ab Hunger nur.
    Komm 'och vom Grund, komm 'och aus der Tiefe, Bring mit, was schwimmt, für unsern Magen.
    Aber leg's nicht zu weit ab, sonst Müssen wir's tragen.
    Nicht zu weit ab, 'e, 'e, 'ab 'unger nur, Will essen, was gut is, aber 'ab keine Schnur.«
    Die Otter rappten in einem angenehmen, entspannten Rhythmus, dem Buncan mühelos folgen konnte. Zu seiner Genugtuung hüllte ein hellgrüner Strahlenkranz den Nexus der Duar-Saiten ein, während die harmonische Mischung aus Otternstimmen und den Klängen der beiden Saitensätze über den friedlichen Kurzstumpf dahintrieben.
    Kein Fisch tauchte aus der schimmernden Wasserfläche hervor und landete zu ihren Füßen. Keine silbrigen Leckerbissen materialisierten sich um den Findling herum. Der Fluß strömte ungestört und teilnahmslos dahin.
    Buncan nahm die Finger von den Saiten. »Macht schon«, drängte er sie. »Ihr singt nicht aus ganzem Herzen. Ich hab Jon- Tom oft darüber reden gehört. Mit Musik zu zaubern bedeutet mehr, als nur Akkorde zu spielen und Worte zu formen. Ihr müßt in das, was ihr tut, eure Seele hinein legen, eure tiefsten Gefühle.«
    »Was meinste wohl, was wir 'ier tun, Kumpel?« fauchte Squill.
    »Genau. Ich meine, ich 'ab wirklich 'unger, 'ab ich«, setzte seine Schwester hinzu.
    »Ihr müßt euch mehr Mühe geben«, riet ihnen Buncan.
    »Denkt nicht ans Bannsingen, denkt nicht an die Magie. Denkt einfach dran, wie hungrig ihr seid.«
    »Sie ist es, die 'unger 'at«, protestierte Squill. Buncan funkelte ihn an. »Dann werd halt hungrig!« Der Otter schaute nachdenklich drein. »Jetzt, wo du's sagst, das ganze 'erumgemache 'at mich wirklich 'n bißchen 'ungrig gemacht. Mann, ich glaube, ich spür geradezu, wie's in meinem Magen arbeitet.«
    Buncan lächelte. »Genau, das ist die richtige Einstellung.« Er legte die Finger wieder auf die Saiten. »Probieren wir's noch mal. Und diesmal mit Herz und Verstand und mit eurem Magen.«
    Die Otter steckten die Schnurrhaare zusammen und begannen von vorn. Buncan spürte den Unterschied sofort. Die Worte enthielten die Art nur mühsam beherrschter Energie, wie nur Otter sie aufbringen konnten: ein nervöser, prickelnder, scharfer Adrenalinstoß.
    Trotz seiner musikalischen Fähigkeiten hatte Buncan auf einmal große Mühe, mit ihnen mitzuhalten.
    Ein wächserner, dunkelgrüner Nebel erschien auf dem Fluß, pochende Energie, die von der Macht des Banngesangs von einer kabbalistischen Nebelbank abgesaugt wurde. Der Nebel bildete Strudel und wurde dichter, ein geronnener Dunst, der sich so unberechenbar bewegte wie eine Wolke, die nicht wußte, aus welcher Richtung der Wind als nächstes wehen würde.
    Ein schwaches Beben breitete sich im Boden aus, als selbst die Erde nervös wurde. Kiesel stießen klickend aneinander, und Grashalme vibrierten, tausend winzige

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