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Der Sohn des Bannsängers

Der Sohn des Bannsängers

Titel: Der Sohn des Bannsängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Ma. Wenn Paps gesagt hat, er würde sich in nichts hineinziehen lassen, dann bin ich sicher, er wird es auch nicht tun. Ich frag mich nur, was der ganze Wirbel eigentlich soll.«
    »Ach, wer weiß das schon«, murmelte sie gereizt. »Eine Mutter möchte das Geschlecht ihres Ungeborenen zwei Tage vor der Geburt verändern, oder diese fette Mrs. Twogg von der anderen Seite von Lynchbany hat wieder Probleme mit der Verdauung. Ein Notfall!« Sie rückte dem Topf mit solcher Heftigkeit zu Leibe, wie es kein Zauber vermocht hätte.
    »Ja, gut, ich glaube, mir reicht's. Ich geh jetzt schlafen.«
    Sie warf ihm einen Seitenblick zu. »Bißchen früh, findest du nicht?«
    Er zuckte die Achseln. »Ich hab den ganzen Abend gelesen und hatte einen anstrengenden Tag in der Schule.«
    Sie wandte sich zu ihm um und legte ihm einen seifigen Finger auf die Wange. »Du bist ein kluger Kopf, Buncan. Klüger als ich. Du hast auch Talent, aber nicht jeder kann ein Bannsänger werden wie dein Vater.«
    »Ich weiß, Ma.«
    Die Leuchtkugeln draußen blieben dunkel, als er aus seinem Schlafzimmerfenster schlüpfte, den Baumstamm hinunter rutschte und sich über den rückwärtigen Rasen in nordwestliche Richtung auf den Weg machte. Der Mondschein war nicht der Rede wert, und Buncan sah kaum etwas. Die Glockenbäume schwiegen, ihre klimpernden Blüten hatten sich die Nacht über geschlossen.
    Schwer atmend schaffte er es dennoch, gerade in dem Augenblick am Rande der den Baum des Hexers umgebenden Lichtung einzutreffen, als Mulwit und sein Vater auftauchten. Nach ihrem Eintreten wartete er eine Weile ab. Im Pferch hinter dem Baum konnte er die Silhouetten zweier stämmiger Zugechsen und eines großen, ihm unbekannten Wagens ausmachen.
    Normalerweise war die Lichtung gesichert, aber diese Zaubersprüche würden so lange ruhen, bis sein Vater wieder ging. Buncan hielt es für möglich, mit etwas Vorsicht unbemerkt in den Baum hinein zu gelangen. Er schlich geräuschlos weiter.
    Die Tür war unverschlossen, und er zog sie ein Stück weit auf. Es bestand keine Veranlassung, sie abzusperren, denn jeder, der nicht mit den Örtlichkeiten vertraut war, würde sich augenblicklich in einer Sackgasse wiederfinden, die bis aufs Haar dem ausgebrannten hohlen Kern einer alten Eiche glich. Da Buncan sich von zahlreichen Besuchen an die seltsamen Windungen des Bauminnern erinnerte, gelangte er erfolgreich am Eingang vorbei und fand sich alsbald auf dem Korridor vor Clodsahamps vorderem Arbeitszimmer wieder. Vor gar nicht so langer Zeit hatte er selbst in eben diesem Allerheiligsten gesessen und seine persönlichen Probleme mit dem Hexer be- sprochen.
    Er schlich so nahe heran, wie er sich traute, bis er Jon-Toms und Clodsahamps Unterhaltung deutlich verstehen konnte. Eine dritte Stimme warf hin und wieder einen Kommentar ein. Mulwit war es nicht, was bedeutete, daß Buncan einen Teil seiner Aufmerksamkeit auf den lärmenden Eulerich verwenden mußte. Vorsichtig warf er rasch einen Blick ins Zimmer.
    Der ehrwürdige Schildkröterich saß auf seinem Spezialstuhl, während Jon-Tom es sich auf dem langen Sofa unter dem Fenster bequem gemacht hatte. Am anderen Ende des Raums saß ein behaarter Fremder, der Abstammung nach ein Faultier. Faultiere waren selten in den Glockenwäldern, denn sie bevorzugten ein wärmeres, südlicheres Klima.
    Dieses hier trug eine dünne Weste, die aus Metallfolie gemacht zu sein schien. Schon auf den ersten Blick sah man, daß sie zu fadenscheinig war, als daß es sich um einen Panzer hätte handeln können. Die langbeinige Hose aus grauer Baumwolle wirkte etwas überraschend, die für die Zehen offenen Sandalen hingegen waren passend. Obwohl stark beschnitten, waren die Krallen an Händen und Füßen des Besu- chers immer noch höchst eindrucksvoll. Wenngleich hellwach und aufmerksam lauschend, wirkte der Besucher dennoch äußerst schläfrig, ein unglückliches und unvermeidliches Merkmal seiner Gattung. Seine Worte waren sorgfältig gewählt, und niemand konnte seine angeborene langsame Sprechweise fälschlich für Dummheit halten.
    Er war auf äußerst extravagante Art über und über mit kostbarem Goldschmuck behangen.
    Jon-Tom nippte an einem Kelchglas, und Clodsahamp musterte, auf den stabilen Spazierstock gestützt, dessen er sich in letzter Zeit bediente, den Besucher durch seine dicken Brillengläser.
    »Ich habe getan, worum Sie mich gebeten haben, Reisender Gugelund«, sagte der Hexer soeben. »Ich habe mich aus tiefem

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