Der Sohn des Bannsängers
Krachen ertönte, wandte Buncan sich um. Immer noch wild um sich schlagend, dabei Büsche und Bäume und gelegentlich auch einen kleinen Findling zerstampfend, tauchte der Hammer wieder auf. Einmal herbeigebannt, wollte er nicht so leicht wieder verschwinden.
Er zögerte, als suchte er nach etwas Neuem, das er plattmachen konnte. Nach einer kurzen Pause richtete er sich auf den Wagen aus, dann kam er, begleitet von dumpfen Schlägen, geradewegs auf sie zu. Sie hörten, wie Gugelund auf dem Kutschbock stöhnte.
»Er ist immer noch aktiv!« quietschte Squill.
»Das sehe ich.« Die Duar fest mit beiden Händen umklammernd, wich Buncan zur Straße zurück. »Singt ihn weg.«
»Spiel!« schrie Neena. »Du mußt spielen, Buncan!«
Von ihrer Aufforderung wie elektrisiert, senkte Buncan die Finger auf die ruhenden Saiten. Die ersten Akkorde waren mißtönend und wirkungslos. Währenddessen rückte der metallene Fluch bedrohlich näher.
Alle drei zogen sich wie ein Mann zurück, Buncan wie wild herumklimpernd, die Otter in Höchstgeschwindigkeit rappend. Sie standen jetzt mitten auf der Straße, vor dem Wagen und ohne jede Deckung.
Der Hammer hatte sie erreicht und zögerte. Gugelund kauerte mit erhobenen Pfoten auf seiner Sitzbank. Die Erscheinung schien ihn zu betrachten, dann beschleunigte sie zielstrebig in Richtung der ein wenig zittrigen Musiker.
»Verteilt euch!« kreischte Squill im letztmöglichen Moment, als der Kopf des Hammers auf sie zustürmte. Mensch und Otter spritzten in drei verschiedene Richtungen auseinander, während der gewaltige Metallbrocken an der Stelle, wo sie gestanden hatten, auf die Erde niedersauste, daß Steine und Dreck nur so flogen.
Buncan sprang beiseite, spielte weiter und schrie: »Laßt ihn verschwinden! Singt irgendwas anderes! Schickt ihn dorthin zurück, wo er hergekommen ist!«
»Dort'in zurück, wo er 'ergekommen is?« Squill bemühte sich, gleichzeitig seinen Freund und die monströse Erscheinung im Auge zu behalten. »Ich 'ab keine Ahnung, wo er 'ergekommen is! Aus dem verdammten Werkzeugkasten der Götter vielleicht?« Er schlug einen Haken nach links, aber der Hammer folgte ihm. »Du bist doch der Bannsänger!« Er machte einen Satz, und der Hammer verfehlte ihn knapp.
»Ihr seid die Sänger!« brüllte Buncan.
Die Otter improvisierten weiter, doch es fruchtete nichts. Während sie allmählich davon ermatteten, gleichzeitig ausweichen und singen zu müssen, ließ das gnadenlose Gespenst immer noch keine Anzeichen von Müdigkeit erkennen.
Auf einmal nahm der Wind zu. Äste und ganze Bäume neigten sich der Straße entgegen, als sich der Wind rasch zu einem regelrechten Sturm steigerte. Gugelund schaute von seinem Sitzplatz aus fasziniert zu.
Blätter und Äste wirbelten an Buncan vorbei. Er ermüdete rasch, denn ihm fehlte sowohl die Energie als auch die Behendigkeit der Otter. Wenn das Ding auf ihm landete... Die Überreste des unglücklichen Banditen standen noch so deutlich vor seinen Augen, wie er den Boden unter den Füßen spürte.
Ein umherfliegender Ast warf ihn um, und die Duar entglitt seinen kraftlosen Händen. Augenblicklich erlosch das pulsierende Leuchten an der Stelle, wo die beiden Saitensätze zusammentrafen. Die Otter hörten daraufhin auf zu rappen, denn ohne Buncans geübte Begleitung konnten sie nichts ausrichten.
Buncan lag japsend auf dem Bauch und blickte gerade noch rechtzeitig hoch, um zu sehen, wie der Hammer über ihm schwebte und zum entscheidenden Schlag ausholte. Er schloß die Augen.
Im nächsten Moment legte sich der Wind. Zwei niedergedrückte Bäume richteten sich auf, die dicken Stämme packten den Hammer beiderseits des glänzenden Kopfs und hoben ihn in die Höhe. Ein paarmal schwankten sie hin und her, dann kamen sie bebend zum Stillstand. Der Hammer war so ordentlich zwischen ihnen eingeklemmt wie in der Halterung eines Geschäfts für Zimmermannsbedarf. So blieb die Er- scheinung reglos hängen, zu guter Letzt anscheinend doch noch friedlich geworden.
Buncan wälzte sich keuchend auf den Rücken und schaute zum Himmel empor. Dann rappelte er sich mühsam hoch und hob die Duar auf. Ein paar Blätter waren im aktiven Nexus gelandet. Zwei davon waren einfach geröstet worden, während sich das dritte in einen Topas verwandelt hatte. Buncan wischte alles ab und unterzog das Instrument einer sorgfältigen Prüfung. Offenbar war es unversehrt. Buncan hatte Ersatzsaiten dabei, aber wenn der Korpus beschädigt war...
Ein paar
Weitere Kostenlose Bücher