Der Sohn des Bannsängers
heraufbeschworene Erscheinung bei weitem nicht in der Gewalt hattet.«
»Nu mach aber mal 'alblang, Kumpel...«, setzte Squill an, doch Buncan bedeutete ihm zu schweigen.
»Nein, Squill. Laß uns von Anfang an aufrichtig sein.«
»Von Anfang an aufrichtig? Mein Paps würde 'nen Anfall kriegen.«
»Trotzdem.« Buncan sah wieder zum Händler. »Wir behaupten nicht, daß wir Zaubermeister wären. Wir müssen noch eine Menge lernen. Aber ich habe meinem Vater ein Leben lang zugeschaut und ihn aufmerksam beobachtet. Ich habe mir immer gewünscht, zu sein wie er. Ich kann allein ein wenig bannsingen, aber die Otter haben bessere Stimmen, und wir haben so viel Zeit zusammen verbracht, daß wir von Geburt an praktisch eine Einheit sind. Darum konnten wir die Banditen auch in die Flucht schlagen.
Klar, wir sind noch nicht perfekt, aber das war mein Vater auch nicht, als er angefangen hat. Wir sind vielleicht nicht so erfahren wie er, aber wir sind ein ganzes Stück mächtiger als jeder andere, dem Sie über den Weg laufen könnten. Wollen Sie immer noch die besondere Hilfe, die wir Ihnen zu bieten haben, und wenn ja, wie dringend sind Sie darauf angewiesen?« Er verstummte und beobachtete gespannt den Händler.
Gugelund seufzte. »Euer Bannsängerstil und eure Musik sind völlig neu für mich. Ich muß zugeben, das macht mir ein wenig angst.«
»Mann«, sagte Squill, »das macht sogar uns manchmal angst. Alles Neue is 'n bißchen erschreckend, wa? Aber es funktioniert.«
»Es hätte beinahe auch bei euch funktioniert.«
»Dieses Risiko nehmen wir gerne in Kauf«, sagte Buncan.
»Was ist mit Ihnen?«
»Ihr habt meine verzweifelte Lage gut erraten.« Der Händler seufzte schwer. »War einer von euch schon mal länger von zu Hause weg?«
»Aber sicher«, antwortete Squill ohne Zögern. »Wofür 'alten Sie uns eigentlich, für wimmernde Babys? Unser Vater is schließlich Mudge der Große!«
Neena nickte. »Klingt schon ganz wie Paps.«
»Ja, ich weiß über seinen Ruf Bescheid. Mudge, der große Gauner, Mudge, der große Säufer, Mudge, der große Frauenheld, Mudge, der große...«
»Na ja, wenigstens lautet das entscheidende Adjektiv auf jeden Fall ›groß‹ «, murmelte Squill.
»Ihr verfügt über Kühnheit und Schneid«, räumte Gugelund ein. »Ich frage mich, wie hoch euer Mutquotient wohl sein mag.«
»Jedenfalls so 'och wie der irgendeines Scheiß'ändlers«, gab Squill gereizt zurück.
»Eure Unerfahrenheit in Zauberdingen und auf anderem Gebiet macht mir zwar Sorge«, räumte Gugelund bereitwillig ein, »aber es steht nun mal keine Armee von Hexern bei mir Schlange, die lautstark verlangt, mich begleiten zu dürfen. Es gibt Fälle, wo sich Jugend zum Vorteil auswirkt. Darum... erlaube ich euch, mich zu begleiten, solange ihr mir nicht zur Last fallt.«
Buncan konnte sich ein erleichtertes Lächeln nicht verkneifen.
»Ich hoffe, wir werden Ihnen niemals Anlaß geben, Ihre Entscheidung zu bereuen, Händler.«
»Also, dann los!« piepste Neena. »Auf nach L'bor.«
»L'bor?« Gugelund machte Buncan auf der Kutschbank Platz, die Otter setzten sich hinter die beiden. »Wir fahren nicht nach L'bor.«
Buncan musterte ihn scharf. »Aber das ist die Straße nach L'bor. Dorthin wollten Sie doch.«
»Um Rat und Hilfe bei Zauberern zu suchen. Jetzt aber, die Große Ladentheke möge mir beistehen, habe ich euch. Darum besteht kein Grund mehr, mit der Reise nach L'bor Zeit zu verschwenden. Wir werden in Timswitty unsere Vorräte ergänzen und uns dann nach Nordwesten aufmachen.«
»Nach Nordwesten.« Squills Augenbrauen zogen sich zusammen. »Das bedeutet, wir müssen die Wirrwarr-Moore durchqueren.«
»Das ist richtig.« Gugelund beobachtete ihn aufmerksam. Sie alle mit einander.
Squill spuckte zur Seite aus. »Ein Klacks. Beschissenes Wetter, das projizierte mentale Gemurmel von ein paar unzufriedenen Pilzen, vielleicht ein oder zwei primitive, aber interessante Oger. Mudge und Jon-Tom 'aben uns alles drüber erzählt. Sie haben die Moore durchquert. Dann schaffen wir's auch.«
»Tapferkeit ist nützlich, wenn sie in Selbstvertrauen mündet und nicht zu törichter Selbstüberschätzung führt.« Gugelund schaute Buncan an. »Habt ihr eigenes Geld dabei?«
»Nicht viel.«
Der Händler nickte resigniert. »Meine finanziellen Mittel sind beschränkt. Jetzt scheint es, als müßten sie noch weiter gestreckt werden. Irgendwie werden wir schon zurechtkommen. Im Notfall finden wir in meinem Wagen
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