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Der Sohn des Bannsängers

Der Sohn des Bannsängers

Titel: Der Sohn des Bannsängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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gesprochen zögerlich an, dann folgten sie ihm.

VII
    Der Wagen schlängelte sich durch die Glockenwälder, bis Gugelund an einer höchst unauffälligen Abzweigung, die Buncan nicht einmal aufgefallen wäre, nach Westen abbog. Da ihre neue Route nicht nur weniger befahren, sondern praktisch nicht vorhanden war, kamen sie nur langsam voran. Das Gelände blieb jedoch relativ eben und fest.
    Die Glockenwälder gingen weniger ins Moor über, als daß sie unvermittelt von ihm abgelöst wurden. Eben noch waren sie unter stattlichen Eichen und Platanen einhergefahren, unter Glockenbäumen und Glissandobüschen, begleitet vom Gesang der Jammerechsen und dem Summen von Insekten, im nächsten Moment kamen sie an aschgrauen Gehölzen und reglosen, vor langer Zeit abgestorbenen Bäumen vorbei.
    Diese machten alsbald einem erstaunlich fruchtbaren und üppigen Wald aus riesigen Pilzen, Giftgewächsen und Schwämmen Platz, einem mit makabrem Pilzgeflecht überwachsenen Morast, von dem ein unheilvolles, pulsierendes Leuchten ausging. Der mit einzelnen Wolken getüpfelte blaue Himmel der Glockenwälder war einer alles durchdringenden graugrünen Düsternis gewichen, welche die Seele ebenso entmutigte wie das Auge.
    Buncan wußte, daß irgendwo über dem ekelhaften Dunst immer noch die Sonne schien, daß die Wolken immer noch ineinander trieben und in einem blauen Meer verschmolzen. Es war lebenswichtig, sich an diesem Bild festzuhalten, während sie sich durch das gespenstische olivgrüne Zwielicht kämpften.
    Von den Kronen riesiger Pilze tropfte schmieriges Wasser. Vor ihnen ragten drohende weiße Gewächse auf, von krankem Aussehen und ekelhaftem Geruch. Buncan raffte sein Cape um die Schultern. Selbst die Otter waren verstummt. Die Feuchtigkeit machte ihnen nichts aus, die Düsternis hingegen schon. Die triste Umgebung brachte ihren ständigen geschwisterlichen Hader ebenso wirksam zum Verstummen, wie die feuchte Erde die knarrenden Räder von Gugelunds Wagen dämpfte.
    »Das sind also die Wirrwarr-Moore«, meinte Buncan unbehaglich, nicht weil diese Bemerkung nötig gewesen wäre, sondern weil die andauernde Stille unerträglich war. Aus dem Morast ertönte ein seltsames Zischen und Quietschen, und phosphoreszierende Schemen huschten darin umher, eine Andeutung von etwas Schrecklichem am Rande des Gesichtsfeldes. Gedämpfte, jedoch unerschütterliche Selbstsicherheit (oder Hoffnung) zur Schau stellend, steuerte Gugelund den Wagen durch die furchteinflößende Vegetation.
    »Ich weiß alles über die Moore, weiß ich.« Squill kniete auf den Kissen hinter dem Kutschbock und spähte zwischen Buncan und Gugelund hindurch. Seine Zuversicht wirkte ebenso aufgesetzt wie sein Lächeln. An seinen Schnurrhaaren perlte kondensierte Feuchtigkeit. »Mudge 'at viel davon erzählt. Er is mitten durch und wieder zurück und is jedesmal wieder mit 'eilem Schwanz rausgekommen.«
    »Er 'at aber nie gesagt, was für 'n deprimierender Ort das is«, setzte Neena wenig hilfreich hinzu.
    »Darin liegt die eigentliche Gefahr der Moore.« Gugelund spielte unruhig mit den Zügeln, seine Augen huschten nervös nach links und dann wieder nach rechts. »Sie sickern in einen ein und schwächen den Selbstbehauptungswillen, den Willen weiterzugehen. Irgendwann gibt man auf und bleibt einfach stehen. Dann kommen die Sporen und die weißen Ranken und dringen in den Körper ein. Sie wachsen in einem und auf einem und zehren einen auf, bis nur noch das Skelett übrigbleibt. Und auch das verschwindet zuletzt im Schlamm.«
    »Freut mich, zu se'en, daß du dir davon nichts an'aben läßt«, kommentierte Neena trocken.
    Squill blickte mürrisch drein. »Ich muß zugeben, ich 'ab schon nettere Gegenden gesehn.«
    Die Mooratmosphäre begann ihnen bereits zuzusetzen, wurde Buncan auf einmal klar. Diese alles durchdringende Aura von Niedergeschlagenheit und Hoffnungslosigkeit drückte sie unerbittlich nieder.
    »Wie war's mit einem Lied?«
    »Mann, das is' ne tolle Idee, Bunkel.« Neena erhob sich aus den Kissen. »Irgendwas Lustiges.«
    »Kein Banngesang«, ermahnte sie Gugelund. Er beäugte mißtrauisch Buncans Duar. »Wir hatten doch vereinbart, daß das Notfällen vorbehalten wäre. Ich gebe zu, ich bin deprimiert, aber nicht zu Tode betrübt. Noch nicht.«
    »Kein Banngesang«, stimmte Buncan ihm zu. »Bloß etwas, das uns aufmuntert und diese Düsternis zurückdrängt.«
    »Das wäre nicht schlecht«, räumte der Händler widerwillig ein.
    »Gut.« Buncan griff in

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