Der Sohn des Bannsängers
bewußtlosen Kollegen in Sicherheit zu bringen. Im Vorraum war die Hölle los, was bis in die Zelle hinein zu hören war.
Erschöpft, aber belebt, ließen die Otter endlich von ihren unerquicklichen Bemühungen ab.
»Das müßte die Scheißkerle eigentlich zum Nachdenken bringen«, erklärte Squill voller Genugtuung. »Ich frag mich, wie die wohl auf unsere kleine Party reagieren werden.«
Mit fest zugeklemmter Nase spähte Buncan den Gang entlang, bemüht, nicht mehr von dem Gestank zu einzuatmen, als unbedingt nötig war.
»Was immer sie vorhaben, ich hoffe, sie tun es bald. Es ist warm hier drinnen, und ich hab so schon schwer damit zu schaffen, das Gleichgewicht zu wahren.«
»Ich muß zugeben«, ertönte die Stimme des genervten Händlers von der Rückwand der Zelle, »daß ich mir nicht vorstellen kann, daß ihr etwas Schlimmeres als das hier herbei bannen könntet.«
»Mann, Chef, mach mal 'alblang mit Komplimenten.« Squill grinste bescheiden. »Wir 'aben 'alt improvisiert, so gut es ging.«
»Sie kommen zurück.« Buncan nickte zum anderen Ende des Ganges.
Der Kommandant war allein, er stolperte und zögerte, als würde er von hinten gedrängt (wenn nicht gar gestoßen). Das Auftreten der Ratte hatte ebenso gelitten wie seine ehemals makellose Uniform. Das schmale, spitze Gesicht hinter dem Taschentuch, das er sich fest auf die Schnauze preßte, war eindeutig grün. Das war keineswegs überraschend, denn die feuchte Hitze der Stadt war in den Zellentrakt eingedrungen, dessen Geruch nicht mehr nur als streng, sondern schon als widerlich bezeichnet werden mußte.
Leicht schwankend taumelte er bis zur Mitte des Korridors, weiter kam er nicht. »Ich freue mich...« Er stieß eine Art Gurgeln aus, bemühte sich, nicht zu schlucken, faßte sich schließlich wieder und begann von neuem: »Ich freue mich, euch von der Entscheidung in Kenntnis setzen zu dürfen, die in eurem Fall ergangen ist.«
Neena zwinkerte Buncan zu.
»Tatsächlich?« erwiderte Squill unschuldig.
»Ja. Aufgrund der unendlichen Güte des Gerichtshofs von Hygria und einer speziellen Ausnahmebewilligung des Rats der Sauberkeit wurde entschieden, euch zu gestatten, eure weltlichen Habseligkeiten wieder in Besitz zu nehmen und euch ungehindert zu entfernen, ohne daß ihr euch der offiziellen Anklage stellen müßt, die ihr so sehr verdient.«
Neena lehnte sich gegen die diagonalen Gitterstäbe. »Mann, was für großzügige Leute. Ich möcht 'ier beina'e nich mehr weg. Was meinst du, Bunkelkopf? Vielleicht sollten wir noch 'n Weilchen bleiben?«
»Nein, nein.« Der Kommandant sprach hastig weiter, ehe Buncan antworten konnte. »Die Straßen wurden für euch frei gemacht. Die ganze Stadt wurde abgesperrt. Nehmt einfach eure Sachen und verschwindet.«
Buncan betrachtete die zitternde Ratte aus zusammengekniffenen Augen. »Ich weiß nicht. Ich finde, für den ganzen Ärger, dafür, daß man uns wegen etwas beschuldigt hat, das wir nicht wissen konnten, und für das Eingesperrtsein ist man uns was schuldig...« Er verstummte. Gugelund schüttelte ihn heftig.
»Ich würde unser momentanes Glück lieber nicht über beanspruchen«, zischte der Händler. »Wir sollten uns davon machen, solange man uns läßt.«
Buncan lächelte und flüsterte: »Ich weiß. Ich klopfe halt gern mal auf den Busch.«
»Ein sonderbarer Ausdruck.«
»Ist von meinem Paps.«
Gugelund trat an ihm vorbei und winkte dem gereizten Kommandanten zu. »Also gut. Wir nehmen Ihr Angebot an. Und jetzt schließen Sie auf! Wir wollen aufbrechen.« Er wandte sich an die Otter. »Wenngleich ich mich für weniger unkonventionelle Methoden des Widerstands ausgesprochen habe, muß ich doch zugeben, daß das Ergebnis erfreulich ist. Bitte bemüht euch, auf dem Weg in die Freiheit niemanden anzukotzen.«
»Entspann dich, Chef. Ich glaub sowieso nich, daß ich noch viel zu bieten 'ab«, meinte Squill. »Sozusagen.«
Auf den Zehenspitzen balancierend wie ein Balletttänzer - oder wie ein einsamer Pfadfinder bei der Durchquerung eines Minenfelds -, näherte sich der Kommandant der Zelle und hantierte mit einem großen, verzierten Schlüssel am Schloß. Eher mit einem metallischen Klirren als mit einem Klicken schwang die Tür auf. Sich unsicher windend, schaute die Ratte zu, wie sie heraus marschierten. Buncan tat der Kommandant beinahe leid.
Squill blieb stehen und atmete der Ratte unmittelbar ins Gesicht. »Was is mit den Wachposten draußen?«
»Das Vorzimmer« - unter dem
Weitere Kostenlose Bücher