Der Sohn des Bannsängers
Madenhacker zusammen«, erklärte Gugelund. »Ich glaube nicht, daß unser potentieller Verbündeter erfreut wäre, wenn du seinen Gefährten verspeisen würdest.«
»In der Zwischenzeit werde ich mich mal mit dem Besitzer dieses Etablissements unterhalten. Vielleicht kennt er ein Mittel, die beiden aufzuwecken und wieder nüchtern zu machen.«
»Diesen Fleischkloß könnte man nich mal dann nüchtern machen, wenn man ihn von einer Felskante schmeißen würde«, entgegnete Squill.
XIV
Das Mittel das Gugelund besorgte, traf in Form eines nicht nur von einem, sondern von zwei Mixologen zubereiteten randvollen Eimers ein. Eine ausgiebige Dusche mit einem der Hochdruckschläuche, mit denen die Ställe saubergehalten wurden, weckte das Nashorn lange genug auf, daß Buncan und Squill ihm den halben Inhalt des Eimers die betäubte Kehle hinunterspülen konnten. Der Vorgang wurde beim Madenhacker in erheblich kleinerem Maßstab wiederholt. Obwohl es keinerlei Anzeichen dafür gab, daß Hexerei im Spiel war, zeigte die Flüssigkeit dennoch eine nahezu magische Wirkung. Der gewaltige alte Krieger war, wenn auch unsicher, viel schneller wieder auf den Beinen, als Buncan für möglich gehalten hätte.
Da Snaugenhutt sich an die voraus gegangene Unterredung nicht mehr erinnern konnte, waren sie gezwungen, sowohl die Geschichte von Neenas Entführung als auch ihr gegenwärtiges Dilemma erneut zu schildern. Jetzt, wo er die Angelegenheit im kühleren Licht eines minimalen Begreifens betrachtete, war von der früheren Begeisterung des Nashorns nichts mehr übriggeblieben.
»Ihr wollt nicht, daß ich euch helfe«, murmelte Snaugenhutt und wandte sich ab. Gugelund hatte notgedrungen die Gebühr für einen sauberen, frischen Stall bezahlt. Die Angestellten der Taverne waren immer noch damit beschäftigt, den alten Stall zu desinfizieren. Viz spazierte zwischen den Ohren des Nashorns einher, machte Jagd auf Parasiten und hörte aufmerksam zu. Er schien in besserer Verfassung zu sein als sein Freund. Natürlich war sein Kater auch entsprechend kleiner.
»Im Moment sind Sie unsere einzige Hoffnung«, gestand Buncan widerwillig ein. »Jemand anderen können wir uns nicht leisten. Außerdem drängt die Zeit, und bis jetzt sind Sie der einzige, der seine Bereitschaft erklärt hat, uns zu helfen.«
»Oi«, sagte Squill, »was sollte dann das ganze Gerede über die Tugend einer Dame, über Ritterlichkeit und Ehre?«
»Habe ich das gesagt?« Snaugenhutt machte einen wirklich elenden Eindruck. Er hatte die Vorderbeine überkreuzt, während seine zum Greifen geeignete Oberlippe fast den Boden berührte.
Der Madenhacker sah auf. »Wenn die meinen, du hättest das gesagt, Snaug, dann muß es wohl so sein. Ich selbst kann mich an die Unterhaltung nicht mehr erinnern.« Er pickte energisch auf eine bestimmte Stelle ein.
Gugelund versuchte, den Vierbeiner aufzumuntern. »Warum sollten wir Ihre Hilfe nicht wollen? Sie sind groß, stark und erfahren; man sieht, daß Sie kampferprobt sind.«
Das Nashorn schwenkte den mächtigen Schädel. Der Madenhacker flatterte instinktiv hoch und landete kommentarlos wieder, als sich seine Sitzunterlage beruhigt hatte. »Das ist alles lange her«, murmelte das Nashorn. »Sehr lange her. Hab nicht mehr gekämpft seit...« Er schluckte. »Ist schon so lange her, daß ich mich gar nicht mehr dran erinnern kann.«
Buncan sprang Gugelund bei. »Sie scheinen immer noch gut in Form zu sein«, log er.
Das Nashorn hob ein wenig den Kopf. »Ich tue mein Bestes. Offen gesagt, die letzten paar Monate - die letzten paar Jahre - hatte ich irgendwie die Orientierung verloren. Schlecke hin und wieder am Trinktrog, und meine Reflexe sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Aber die Muskeln sind immer noch da.« Er atmete tief ein und schien auf doppelte Größe anzuschwellen. Die Wirkung hielt etwa fünf Sekunden an, dann sackte die vernarbte und schrumplige Haut wieder über dem mächtigen Skelett zusammen.
»Aber das reicht nicht. Ich bin nicht mehr in Form, hab keine Kondition mehr. Wüßte gar nicht, wie ich's anfangen sollte. Hab sowieso keine Ausrüstung mehr.« Seine Augen verschleierten sich. »Hatte früher eine komplette Rüstung samt Kampfgeschirr. Vergoldeter Stahl. Wenn ich in die Schlacht zog, ritt die Sonne mit mir mit.«
»Und wo ist Ihre Ausrüstung jetzt?« fragte Buncan gedankenlos.
Snaugenhutt sah ihn blinzelnd an. »Hab sie versetzt. Ist lange her. Alles ist so lange her, Mensch.« Worauf das
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