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Der Sohn des Bannsängers

Der Sohn des Bannsängers

Titel: Der Sohn des Bannsängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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gewaltige Tier zu aller Erstaunen in Tränen ausbrach.
    »Na, na, Chef.« Squill näherte sich ihm. »Er 'at's ja nich persönlich gemeint.«
    Das half auch nicht. Aus beiden Augen strömten Tränen, während die riesige Gestalt von gewaltigen Schluchzern geschüttelt wurde. Da seine Sitzunterlage jetzt ständig bebte, flatterte der Madenhacker hoch und landete auf Buncans Schulter. Vom Kopf bis zur Schwanzspitze war er kaum länger als Buncans Unterarm. Mit seiner biegsamen Flügelspitze rückte er sein Halstuch zurecht.
    »Es hat keinen Zweck, mit ihm zu reden, wenn er so ist. Man muß einfach warten, bis es vorbei ist.« Im Gegensatz zu Snaugenhutt wirkte der Vogel vollständig erholt.
    »Kann ich mal kurz mit dir sprechen?«
    »Klar.«
    »Ihr beide seid schon eine ganze Weile zusammen?«
    »Wie Snaug gesagt hat, eine lange Zeit«, zirpte der Vogel. Buncan nickte bedächtig. »Wieviel von dem, was er uns erzählt hat, entspricht eigentlich der Wahrheit?«
    Eine Flügelspitze tippte ihm seitlich gegen den Kopf.
    »Wahrscheinlich alles, wenn ich mich an die Einzelheiten auch nicht mehr erinnere. Snaug war schon ein Profi, lange bevor ich mich mit ihm zusammengetan habe. Ich kann mich nur für seine letzten Jahre verbürgen.«
    »Dann bist du also mit ihm in die Schlacht gezogen?«
    Viz nickte, sein Kopf ruckte auf und ab. »In viele Schlachten, aber in letzter Zeit nicht mehr.« Er betrachtete seinen flennenden Gefährten, dessen Schluchzer allmählich verebbten.
    »Snaug war schon ein Kerl, das war er.« Sein Stolz war ihm deutlich anzumerken. »Gab nichts und niemanden, der ihm hätte widerstehen können... damals, in der Blüte seiner Jahre.« Er sträubte die Schulterfedern.
    »Was ist passiert?«
    »Sieht man das nicht? Der Alkoholtrog hat ihn geschafft. Hat ihn regelrecht fertiggemacht. Hat sein Geld und sein Leben aufgezehrt. Bin mir nicht mal sicher, wie alles angefangen hat. Ich habe getan, was ich konnte, aber ich hab bei ihm einen schweren Stand. Da gab es mal eine Frau... Du hast keine Ahnung vom Leben, Mensch, solange du nicht mit einem liebes- kranken Nashorn in den Nachwehen einer unerwiderten Liebe zu tun hattest.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, sagte Buncan, obwohl seine Erfahrungen dazu bei weitem nicht ausreichten.
    »Von da an ging's bergab. Snaug hat schon immer eine Menge vertragen. Hast du eine Ahnung, welche Mengen Alkohol ein gesundes Nashorn verträgt?«
    »Eigentlich nicht.« Buncan deutete auf Squill. »Ich habe gesehn, was der Vater meines Freundes so in sich hineinkippt, aber der ist bloß ein Otter.«
    »Stell dir mal einen durstigen Abgrund vor. Ich hab einige Male geholfen, aber es wurde immer schlimmer. Als er seine Rüstung versetzen mußte, um eine Barrechnung in Hascaparbi zu bezahlen, war alles aus. Anschließend gab er einfach auf. Ihr hättet seine Rüstung mal sehen sollen: allerbester Stahl, teilweise mit Goldintarsien.
    Er hätte ebensogut seine Seele verhökern können. Sein Selbstwertgefühl ist einfach in sich zusammen gefallen. Hin und wieder lassen wir uns mal zum Schleppen anheuern, bloß um über die Runden zu kommen. Manchmal betteln wir.« Der Vogel zuckte zusammen. »Der große Krieger Snaugenhutt ist so weit herunter gekommen, daß er Heuwagen zieht, um was zum Futtern zu bekommen. Einmal haben wir uns sogar vor einen Pflug spannen lassen.«
    Buncan versuchte, sich das große Nashorn beim Pflügen vorzustellen, wie es Furche um Furche zog, während ihn ein schlechtgelaunter Bauer abwechselnd mit guten Ratschlägen und Beschimpfungen malträtierte. Es war kein schönes Bild.
    »Hat nicht mal diesen Job behalten können«, murmelte Viz.
    »Hat sich eines Abends besoffen, dann ließ er sich von jemandem einspannen und pflügte Schweinereien ins Feld. Der Bauer konnte sie nicht erkennen, aber eine bei ihm beschäftigte Eule hat uns verpetzt.«
    » ›Uns‹ ?«
    Viz zuckte die Achseln. »Snaug ist stark, aber lesen kann er kein einziges Wort. Wenn's drauf ankam, hab ich mich halt selbst ums Futter gekümmert. Macht einem das Vergessen leichter.«
    Buncan betrachtete forschend das Nashorn, das endlich aufgehört hatte zu schluchzen. »Gibt es denn gar nichts, womit man ihn da wieder rausholen könnte?«
    »Klar doch. Indem man ihm sein Selbstvertrauen wiedergibt.«
    »Wie?«
    »Ja, wie bloß? Ich versuch's schon seit Jahren. Aber er hört nicht mehr auf mich. Je mehr er verkommt, desto mehr habe ich natürlich zu essen, aber hier stehen wichtigere Prinzipien auf

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