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Der Sohn des Donnergottes

Der Sohn des Donnergottes

Titel: Der Sohn des Donnergottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Göttersohn, wie es der Mann steif und fest behauptete. Frau Suvaskorpi hatte schon ganz weiche Knie.
    Erst nachdem geraume Zeit verstrichen war, hatten sich die Leute soweit beruhigt, daß die Bühnenarbeiter und Schauspieler nachsehen konnten, was ihrem Kollegen geschehen war. Einer rief laut, ob sich im Publikum ein Arzt befände. Es meldeten sich gleich zwei. Der Schauspieler, der den Blitzschlag abbekommen hatte, wurde auf eine Bahre gehoben, künstlich beatmet und in jeder Hinsicht medizinisch versorgt.
    »Verehrtes Publikum! Wir bedauern den Blitzschlag. Leider muß die Vorstellung wegen Erkrankung des Hauptdarstellers abgebrochen werden. Wir bitten die Zuschauer, sich ohne zu drängeln zum Fähranleger zu begeben. Behalten Sie ihre Eintrittskarte, sie wird mit einem Stempel versehen. Unter Vorlage dieser Karte können Sie morgen für eine andere Vorstellung eine Karte zum halben Preis erwerben. Vielen Dank und auf ein baldiges Wiedersehen! ›Des Räubers letzter Pfennig‹ morgen um 19 Uhr!«
    Die Eintrittskarten wurden wie versprochen mit Stempeln versehen. Einige Leute beschwerten sich über den Abbruch und darüber, daß sie für eine neue Karte etwas zusätzlich bezahlen sollten, aber der überwiegende Teil des Publikums hatte Verständnis. Das Theater war schließlich schuldlos an dem, was geschehen war, hier war eindeutig höhere Gewalt im Spiel gewesen. Nach und nach begaben sich alle zur Fähre. Der bewußtlose Schauspieler wurde auf der Bahre in die Zitadelle getragen, wo ihm einer der Ärzte rhythmisch auf den Brustkorb drückte, um das Herz zu massieren. Der andere hielt dem Patienten den Mund auf, damit er nicht erstickte.
    Rutja und Frau Suvaskorpi gingen mit den anderen zum Anleger. Sie sprachen kein Wort miteinander, aber Frau Suvaskorpi mußte so intensiv über all das nachdenken, was sie erlebt hatte, daß ihr beinahe schwindelig wurde. Während der Überfahrt blickte sie verstohlen in Geschäftsführer Ronkainens Gesicht, und sie mußte sich eingestehen, daß etwas Göttliches in diesen Zügen lag. Sie schob ihre Hand in Rutjas Hand, und als sie am anderen Ufer angekommen waren, sagte sie:
    »Verzeihen Sie, daß ich Sie wegen des Blitzschlages getadelt habe, aber es sah einfach so aus, als hätten Sie ihn verursacht. Aber so etwas kann ein Mensch ja gar nicht bewirken. Ich hatte wohl ein wenig die Fassung verloren.« Rutja verabschiedete sich sehr herzlich von ihr.
    »Sie kommen doch morgen, um die Steuerprüfung fortzusetzen?« fragte er. »Da gibt es ja noch so viele Unklarheiten…«
    Zu Hause dachte Frau Suvaskorpi, daß sie noch nie zuvor so inständig um eine Steuerprüfung gebeten worden war wie an diesem Abend. Sie spürte, wie sie errötete. Dieser Ronkainen war wirklich ein merkwürdiger Mensch.
    In den Abendnachrichten wurde der Unfall im Sommertheater erwähnt. Der vom Blitz getroffene Schauspieler war in die Universitätsklinik von Helsinki eingeliefert worden, wo er wieder zu Bewußtsein gekommen war. Die Ärzte meinten, er würde vollständig genesen, auch wenn das einige Tage in Anspruch nehmen konnte. Einer Verlautbarung des Theaters zufolge sollte ein anderer Schauspieler den Kranken in der Zwischenzeit vertreten.

13
    Am nächsten Morgen kam Steuerprüferin Suvaskorpi wieder in Ronkainens Antiquitätengeschäft, um nach Unklarheiten in der Buchhaltung zu suchen. Allerdings hatte das Unwetter des vorhergehenden Abends bei ihr einen so tiefen Eindruck hinterlassen, daß sie nicht imstande war, sich auf ihre Arbeit als Repräsentantin des Staates zu konzentrieren. Unaufhörlich zerbrach sie sich den Kopf darüber, daß das Objekt ihrer Prüfung möglicherweise kein Mensch, sondern ein Gott war, wie dieser selbst beharrlich behauptete. Erstreckte sich die irdische Steuergesetzgebung auch auf die Tätigkeiten von Göttern? Für solche Fälle gab es keinerlei Anweisungen, in keinem einzigen Rundschreiben der Finanzbehörde wurde erwähnt, was zu tun sei, wenn sich ein Gott der Steuerhinterziehung schuldig machte. Frau Suvaskorpi seufzte. Ein unglaublicher Gedanke war das, der sie da quälte.
    »Der Schauspieler, der gestern vom Blitz getroffen wurde… Er wird wieder gesund, ich habe es gestern noch im Radio gehört«, sagte sie zu Rutja. »Das war wirklich unüberlegt von Ihnen«, fügte sie tadelnd hinzu.
    Rutja ließ sich gar nicht erst auf eine Diskussion über den Zusammenhang von Theater und Unwettern ein. Statt dessen erinnerte er die Steuerprüferin daran, daß sie

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