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Der Sohn des Donnergottes

Der Sohn des Donnergottes

Titel: Der Sohn des Donnergottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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anderen das Leben schwer. Er raubte ihnen Geld, erpreßte und bedrohte sie, kurz, er benahm sich wie ein Flegel. Rutja war so stark von dem Stück gefangen, daß er vollkommen vergaß, sich im Publikum eines Sommertheaters zu befinden. Er war furchtbar wütend auf den unanständigen Schauspieler und raunte Frau Suvaskorpi zu:
    »Diesem Bengel müßte man mal Manieren beibringen!«
    Frau Suvaskorpi schien sich jedoch an den Unanständigkeiten des Mannes nicht weiter zu stören.
    Im Innern des Sohns des Donnergottes brodelte es. Der schamlose Räuberschauspieler ging kurz vor der Pause gar soweit, daß er eine andere Schauspielerin auf der Bühne vor aller Augen versohlte, wobei die Schweinerei noch dadurch verschlimmert wurde, daß der Kerl nicht aufhörte, obwohl das arme Mädchen mitleiderregend um Gnade flehte.
    Dann erklang eine Glocke. Die Zuschauerschar klatschte begeistert, und es folgte eine Pause. Außerhalb der Zitadelle wurde das Buffet eröffnet, vor dem bald dichtes Gedränge herrschte. Frau Suvaskorpi nahm Rutja an der Hand und führte ihn hinaus. Sie hatte das Gefühl, als habe sich ihr Begleiter allzu sehr in die Aufführung hineingelebt. Andererseits fand sie die Vorstellung ebenfalls sehr beeindruckend.
    Die Schauspieler mischten sich unter das Publikum. Einer schenkte Kaffee aus, ein anderer diskutierte mit Zuschauern über künstlerische Stimmungen, einige bauten die Kulissen um. Rutja fand heraus, wo der schamlose Räuberschauspieler hingegangen war. Er verkaufte am Buffet roten Saft an die Zuschauer und lachte dabei, als wären die Unverschämtheiten vorhin gar nicht passiert. Als er das sah, beschloß Rutja, dem Bürschchen einen Denkzettel zu verpassen. Er deutete auf den Schauspieler und sagte zu Frau Suvaskorpi:
    »Wenn auf dieser Insel sonst niemand in der Lage ist, diesem Schuft eine Lehre zu erteilen, dann werde ich es tun. Der läuft schon viel zu lange frei herum. Sehen Sie nur, wie er den Leuten das Geld abnimmt. Immerhin bin ich der Sohn des Donnergottes!«
    Frau Suvaskorpi zog Rutja rasch von der Saftschlange weg. Das Paar stieg den angrenzenden Hügel hinauf, wobei Rutjas Augen blau flackerten vor Zorn, und Frau Suvaskorpi versuchte, ihn zu beruhigen.
    »Ach, Herr Ronkainen… versuchen Sie doch, sich zu entspannen. Haben Sie getrunken? Ich hätte Sie nicht hierher mitnehmen dürfen, versuchen Sie doch, wieder zu sich zu kommen!«
    Rutja sagte, er habe genug gesehen. Er hob sein zornerfülltes Gesicht dem blauen Abendhimmel entgegen und sprach knurrend eine kurze Zauberformel.
     
    He ho, Ukko Obergott,
    Donnerer am Wolkenrand,
    schieße einen starken Pfeil
    dem Scheißkerl in den Schinken!
     
    Im selben Moment schoß ein Blitz vom wolkenlosen Himmel, schlug im Gemäuer der alten Festungsanlage ein und riß den Saft verkaufenden Räuberschauspieler zu Boden. Als rauchender Klumpen blieb er vor den Füßen der Leute liegen. Ein fürchterlicher, krachender Donner ließ die Steine von Suomenlinna erbeben, und Hunderte von Menschen flohen vor dem überraschenden Unwetter in alle Richtungen. Blauer Rauch schwebte über dem zersplitterten Buffettisch, und unter den Trümmern lag bewußtlos der Schauspieler, der gerade noch fröhlich lachend an miteinander plaudernde Zuschauer Saft ausgeschenkt hatte. Nun drängten sich die Leute voller Furcht in der Toreinfahrt der Zitadelle, irgendwo weinte ein Kind, die Frauen kreischten, und die Zuschauerbänke kippten um, als sich alle überstürzt in Sicherheit bringen wollten.
    Frau Suvaskorpi spürte, wie die Erde unter ihren Füßen bebte, sie erwartete einen neuerlichen Blitzeinschlag, aber dazu kam es nicht. Der Himmel war wolkenlos: Auf den Blitz folgte kein Regen, lediglich stechend riechender Rauch lag in der Luft. Die Steuerprüferin warf einen Blick auf Rutja, der nun vollkommen ruhig war. Die Erregung von vorhin war verschwunden. Der Mann sah einfach nur zufrieden aus, gerade so, als habe er eine gute Tat getan.
    »Was haben Sie da nur getan! Mit einem Blitz einen unschuldigen Schauspieler zu erschlagen!«
    Frau Suvaskorpis Anklage war berechtigt, aber dann versuchte sie, sich selbst davon zu überzeugen, daß es sich vielleicht doch um einen Zufall gehandelt hatte. Sie hoffte es mit aller Macht. Falls die Naturerscheinung tatsächlich von Geschäftsführer Ronkainen ausgelöst worden war, so wie sie es meinte, mit eigenen Augen gesehen zu haben, hieß das, daß hier ein übernatürliches Wesen am Werk war, möglicherweise sogar ein

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