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Der Sohn des Donnergottes

Der Sohn des Donnergottes

Titel: Der Sohn des Donnergottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Polizeiauto und fuhren nach Ronkaila. Die Polizisten befahlen den Frauen und Rami, im Neubau zu bleiben, und bezogen selbst Stellung hinter einer Hausecke. Wachtmeister Vahtonen zog seine Dienstwaffe, Huimala griff nach seinem Gummiknüppel, einem neuen, robusten Modell. Pfarrherr Salonen betrat das Geisterhaus ohne Furcht.
    Sampsa erkannte den Pfarrherrn sofort, nachdem dieser den Wohnraum betreten hatte und in der dunklen Stube herumblinzelte. Für alle Fälle hielt er einen Katechismus und ein Kreuz in der Hand, wobei das Buch beim fünften Gebot aufgeschlagen war. Der Pfarrherr war bereit, diese Stelle dem pelzigen Gespenst mit lauter Stimme ins Gesicht zu schmettern, falls es gewalttätig würde.
    Sampsa Ronkainen in der Gestalt des Sohns des Donnergottes empfing den Pfarrherrn Salonen freundlich und voller Respekt. Er bat seinen Gast, in einem Sessel in der Bibliothek Platz zu nehmen, während er selbst in der Küche Tee kochte und ein paar Brote belegte. Der Pfarrherr musterte die Gestalt des Sohns des Donnergottes ratlos, auch ein bißchen ängstlich, entschloß sich dann aber, zuerst den Tee abzuwarten und erst später das Phänomen anzusprechen.
    Während all seiner Amtsjahre hatte Pfarrherr Salonen tausendmal Gemeindemitglieder zum Gespräch empfangen, aus den unterschiedlichsten Gründen. Der eine hatte väterlich getadelt werden müssen, weil sich seine ehebrecherischen Gepflogenheiten allzu sehr ausgeweitet hatten, der andere, weil er sich gotteslästerlich aufgeführt hatte, mehrere Personen wegen ihrer Sauferei, und nicht zuletzt bedurften die seelisch Kranken der lenkenden Worte des Pfarrherrn, um wieder auf den rechten Weg zu finden. Er hatte zu den Besuchern des Abendmahls gesprochen, zu Konfirmanden, zu Kranken und auch zu Sterbenden. Manche hatten sich gegen seine Ansprache gesträubt, aber nie zuvor hatte sich Pfarrherr Salonen vor einem bevorstehenden Gespräch fürchten müssen, so wie er es jetzt tat. Nicht einmal im Jahr 1949, als er vor das Domkapitel zitiert worden war und aufgrund einer Anzeige der damaligen Gemeindeschwester für seinen angeblich liederlichen Lebenswandel gerügt wurde. Später war die Denunziantin dann im Kindbett verstorben, nachdem sie ein uneheliches Kind zur Welt gebracht hatte. Friede sei ihrer Seele, dachte der Pfarrherr zufrieden.
    Sampsa trug das Teetablett in die Bibliothek. Er hatte darauf nur für eine Person gedeckt, denn Götter essen nicht und trinken nicht in Gesellschaft.
    »Bitte bedienen Sie sich«, ermunterte er den Pfarrherrn. Salonen trank Tee und nahm sich auch ein Brot, obwohl er gerade gar keinen Hunger hatte. Nachdem er seinem Gast eine zweite Tasse Tee eingegossen hatte, fragte Sampsa:
    »Was bewegt den Herrn Pfarrer denn, an einem so schönen Tag Ronkaila einen Besuch abzustatten? Obwohl ich mir den Grund schon denken kann.«
    »Nun… das ist in der Tat bemerkenswert. Ich meine das alles, Ihre äußere Erscheinung, die, ehrlich gesagt, ziemlich entsetzlich ist, und dann das, was hier angeblich vorgefallen ist. Würden Sie mir ein bißchen von sich erzählen, wer Sie sind und was Sie hier tun?«
    Sampsa fing an zu erzählen. Er begann mit dem Augenblick, als er mit der hölzernen Kultfigur aus Helsinki nach Pentele gekommen war.
    »Sie haben also ein Götzenbild hierher gebracht«, stellte der Pfarrherr fest.
    »Nennen Sie es meinetwegen so, wenn es Ihnen Spaß macht.«
    Sampsa beschrieb, wie er die Kultfigur zu dem kleinen Felsen im Wald gebracht hatte, wo sein Vater Tavasti gelegentlich eine kleine Huldigungszeremonie zu Ehren Ukko Obergotts auszuüben pflegte. Bei dem erwähnten Felsen sei es dann geschehen, daß Rutja, der Sohn des Donnergottes, per Blitzschlag aus dem Himmel der Finnen hinabgestiegen war. Man hatte die Gestalt getauscht, was einiges Geschick erforderte, es war ziemlich mühsam gewesen. Sampsa illustrierte seinen Bericht, indem er einige wilde Tanzschritte vollführte und seinen Körper verdrehte, wie es ihm Rutja damals beigebracht hatte. Diese Aufführung ließ den Pfarrherrn erschauern. Schließlich erläuterte Sampsa, sich nach dem Rollentausch in seiner neuen göttlichen Erscheinung hier auf Ronkaila, in der Bibliothek des alten Hauses verborgen zu haben. Rutja, der Sohn des Donnergottes, trat seitdem als Sampsa Ronkainen auf und befand sich zur Zeit in Helsinki. Er hatte ein paar Mal von dort aus angerufen. Angeblich hatte er eine erste Jüngerin gefunden, eine Steuerprüferin namens Suvaskorpi.
    »Interessant,

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