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Der Sohn des Donnergottes

Der Sohn des Donnergottes

Titel: Der Sohn des Donnergottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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war zwar selbst verrückt, aber ansonsten ein intelligenter Mann und mit Sicherheit bereit mitzumachen. Würde Steuerprüferin Suvaskorpi Oberschwester oder Leiterin der Klinik, könnte man sogar schon bald den Betrieb aufnehmen. An Patienten würde gewiß kein Mangel herrschen, schließlich lebten sie in Finnland.
    »Außerdem haben wir in unserer Mannschaft mit Sivakka und Hannula zwei geschickte Handwerker. Der alte Hof muß nämlich renoviert werden, in so einer Bruchbude kann man keine Verrückten pflegen«, sagte Werbeleiter Keltajuuri.
    Sie riefen im Gasthaus »Zur Kanne« an, um mit dem Arbeiterflügel der Jüngerschaft zu sprechen. Sivakka und Hannula wurden nach ihrer Meinung zu den Überlegungen des Sohns des Donnergottes gefragt. Hätten sie die Zeit und den Glauben, für die Renovierungsarbeiten nach Ronkaila zu fahren?
    »Halleluja, wir sind dabei«, versprachen die Männer bereitwillig.
    Von dieser Seite her war also alles in Ordnung. Rutja wandte sich an Notar Mälkynen:
    »Wir müssen uns mit dem verrückten Psychiater in Verbindung setzen. Am besten, du kümmerst dich gleich darum, Mälkynen. Erklär ihm, daß es in Pentele eine Einrichtung gibt, in der Wunder vollbracht werden und deren Leiter ich bin, für die aber offiziell der Arzt verantwortlich ist. Er fungiert sozusagen als medizinischer Supervisor, aber als Beamter kennst du dich ja selbst am besten aus und weißt, was die Gesundheitsbehörde in solchen Fällen verlangt.«
    Inmitten der Beratungen läutete das Telefon. Rutja nahm ab.
    Frau Tuukkanen war am Apparat, Huikka Tuukkanens Mutter. Weinend erzählte sie, ihr Sohn sei durch einen Blitzschlag ums Leben gekommen. Darum sei sie selbst von Sorgen geschlagen, wolle aber dennoch Herrn Ronkainen ihr tiefes Bedauern mitteilen über den letzten Zeitungsartikel, den ihr Sohn geschrieben hatte. Das sei eine unverschämte Geschichte, als Mutter wünsche sie sich, ihr Sohn hätte das unterlassen.
    »Ich bitte Sie also im Namen von Huikka um Verzeihung, Herr Ronkainen. Er wußte nicht, was er da tat. Bei diesen Zeitungen sind sie immer auf solche Sachen aus, das weiß ich, und weil er so ein schwacher Charakter war und so wenig Geld hatte, schrieb er alles mögliche.«
    Die Frau legte auf. Rutja Ronkainen, der Sohn des Donnergottes, saß noch lange stumm vor dem Telefon. Es würgte ihn in der Kehle, und Wasser trat ihm in die Augen. Was war das? Weshalb wurde ihm plötzlich so übel? Im Himmel hatte er sich noch nie so gefühlt. Irgendwann im letzten Jahrhundert hatte er sich mit Lempo und Turja zusammen einen Spaß daraus gemacht, zusätzliche Gewitter zu fabrizieren, vor allem in der ostfinnischen Provinz Savo. Frohen Mutes hatten sie per Blitz zwanzig Kühe totgeschlagen und ein paar dürre Hirten noch dazu, aber das hatte ihm überhaupt nichts ausgemacht. Und nun machte ihn dieser einzige Blitzschlag so unglücklich. Das hieß, eigentlich nicht der Blitz an sich, sondern der Anruf von Huikka Tuukkanens Mutter.
    Helinä Suvaskorpi ging zu Rutja, reichte ihm ein Taschentuch und sagte:
    »Wer war das? Was ist mit dir, Rutja?« Rutja wischte sich die Tränen ab.
    »Die Kosten für Huikka Tuukkanens Beerdigung übernimmt das Antiquitätengeschäft Ronkainen. Könntest du dich um den praktischen Teil der Angelegenheit kümmern, Helinä, und mit der Mutter zusammen den Sarg und alles andere besorgen?«
    Notar Mälkynen warf ein, das Begräbnis würde sicherlich billig werden.
    »Schließlich ist die Leiche des armen Huikka ja jetzt schon im urnentauglichen Zustand, da braucht es nicht einmal mehr ein Krematorium. Angeblich haben die Sanitäter Huikkas Asche im Parlamentspark zusammengekehrt und in eine Plastiktüte gefüllt.«
    Rutja warf Mälkynen einen tödlichen Blick zu. Der Notar hielt auf der Stelle den Mund. Über den Tod macht man keine Witze, konnte er im Blick des Sohns des Donnergottes lesen.
    »Denk an das fünfte Gebot«, flüsterte Steuerprüferin Suvaskorpi.

19
    Psychiater Onni Osmola war ein nervös wirkender, etwa fünfunddreißigjähriger Mann, der in der Liisankatu in Helsinki eine Praxis hatte, die nicht besonders gut lief. Im Behandlungszimmer hing Rutja Ronkainen in einem Sessel; Notar Mälkynen hatte für den Sohn des Donnergottes einen Termin beim Psychiater vereinbart. Mälkynen hatte Osmola gewarnt: Rutja Ronkainen war ein Patient, der seinen Arzt garantiert dazu brachte, über seine tiefsten Sünden nachzudenken.
    Abschätzig musterte Rutja den Arzt. Er kam zu dem Schluß,

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