Der Sohn des Donnergottes
von den Patienten und ihren Angehörigen geleistet worden waren. Wenn ein Mensch seinen Verstand zurückbekommt, sei es ein scharfer oder ein matter, zahlt er aus reiner Dankbarkeit dafür jeden Preis!
Wichtiger als das Geld war für Rutja die Verbreitung des neualten Glaubens. Die geheilten Patienten mußten die Botschaft von dem großartigen Wunder, dessen sie teilhaftig geworden waren, weitererzählen. Allerdings betonte Rutja, daß der neualte Glaube nicht in aller Öffentlichkeit verbreitet werden durfte, denn das gehörte vorerst noch nicht zum Plan. Durch Mund-zu-Mund-Propaganda sollte das Wort weitergetragen werden, auf der Grundlage echter Überzeugung.
»Trotzdem müßt ihr zuerst an einer Huldigungszeremonie für Ukko Obergott teilnehmen, damit ihr wißt, um welche Art von Glauben es sich handelt. Außerdem könnt ihr euch mit Pfarrer Salonen über die Grundlagen des neualten Glaubens unterhalten. Er ist mittlerweile einer von uns.«
Werbeleiter Keltajuuri und Notar Mälkynen waren Anfang der Woche wieder nach Helsinki gefahren, da sie bei den therapeutischen Maßnahmen im Hysteriesanatorium nicht benötigt wurden. Onni Osmola erklärte ihnen am Telefon, daß alle Verrückten von Ronkaila gesund waren, es also an der Zeit wäre, mehr Leute von dieser Sorte nach Pentele zu bringen. Die ersten neun Hysteriker waren bereits nach Hause zurückgekehrt und die restlichen sechs würden Ende der Woche folgen.
Notar Mälkynen und Werbeleiter Keltajuuri versprachen, die benötigten neun Hysteriker mit ihren eigenen Autos nach Pentele zu bringen, wenn sie von Onni Osmola die entsprechenden Adressen erhielten. Keltajuuri schlug vor, auch seine eigene Ehefrau behandeln zu lassen, falls Rutja einverstanden wäre.
»Ich wußte gar nicht, daß du mit einer Verrückten verheiratet bist«, wunderte sich Rutja.
»Eigentlich ist Helena gar nicht richtig verrückt, aber ein verdammt albernes Huhn ist sie schon. Ich habe das Gefühl, als würde ihr deine Blitztherapie mal ganz gut tun. Das ist doch nicht lebensgefährlich, oder?«
Keltajuuri dachte einen Moment lang über die eventuellen Gefahren des Schocks nach. Dann fügte er hinzu:
»Ist ja auch egal.«
Rutja und Osmola versicherten, daß man eine gewöhnliche, hühnerhafte Frau auf Ronkaila mit einer kleinen Zauberformel und einem strengen Blick wieder hinbekäme, da brauchte es gar keinen Blitzschock.
»Ihr könntet euch einer Gemeinschaftsbehandlung unterziehen. Schließlich bist du in der Werbebranche tätig, ich habe viele von deinen Kollegen als Patienten«, regte Onni Osmola an.
Ende der Woche kam eine neue Fuhre Hysteriker in Ronkaila an. Rutja brachte sie innerhalb von zwei Tagen in Ordnung, nun bereits mit einer gewissen Routine. Ein übermäßig schwerer Fall war diesmal nicht dabei. Keltajuuris Frau wurde mühelos von ihrer Hühnerhaftigkeit geheilt. Daraufhin wollte auch Keltajuuri die Behandlung ausprobieren. Nachdem er vom Blitz eins auf den Schädel bekommen hatte, begann er davon zu reden, daß die Werbebranche vielleicht doch nicht das Richtige für ihn sei.
»Irgendwie habe ich plötzlich das Gefühl, daß es töricht ist, für sinnlose Sachen überschwenglich Reklame zu machen. Die guten Produkte müßten eine natürliche Nachfrage erfahren, ohne überflüssige Werbung. Etwas anderes ist natürlich das Annoncieren eines neuen Produkts oder zum Beispiel die Ankündigung der neuen Tomatenernte. Aber das ist dann ja auch schon Information und keine Werbung mehr, oder?«
Seine Frau, deren Albernheit der Garaus gemacht worden war, fiel ihrem Gatten ins Wort:
»Hör mal, Göran. Wie sollen wir denn zurechtkommen, wenn du deine Werbeagentur aufgibst? Willst du, daß wir auf der Straße landen?« fragte sie. »Schlag dir bloß diese Flausen aus dem Kopf!«
Ende der Woche wurde auch die Renovierung des alten Gebäudes beendet. Rutja beschloß, zur Feier des Tages ein kleines Richtfest zu veranstalten. Es wurden Speisen und Getränke besorgt und alle Patienten eingeladen, die in dieser Woche aus den Klauen der bösen Geister befreit worden waren. Außerdem die Männer von Topi Juselius, Anelma und Sirkka, die Erdgeister und Wichtelmännchen, die bei der Arbeit geholfen hatten, und natürlich Rutjas Jünger. Für das Rahmenprogramm bestellte Rutja ein halbes Dutzend Elfen.
Es wurde beschlossen, das Fest beim Gestaltwechselfelsen im Wald zu feiern, damit der Lärm des Spektakels nicht an die Ohren von Unbeteiligten drang. Steuerprüferin Suvaskorpi
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