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Der Sohn des Donnergottes

Der Sohn des Donnergottes

Titel: Der Sohn des Donnergottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Suvaskorpi brachte ihm schmackhaften Braten und Bier. Als sie sich zu ihm herabbeugte, präsentierte sie ihm, ohne es zu wollen, die weiße und zarte Haut ihres Dekolletés. Sampsa verspürte ein Ziehen in der Leistengegend und wandte schnell seinen gierigen Blick ab. Seine Ohren glühten, wie es bei Männern oft vorkommt.
    Wieder wurde gegessen und getrunken, muntere Lieder wurden gesungen, und einer von Juselius’ Männern rezitierte aus dem Kalevala. Ukko Obergott wurden mindestens zehn Kilo Rauchfleisch geopfert, und auf dem Gestaltwechselfelsen gingen drei Flaschen teuerster französischer Cognac in Flammen auf.
    Noch stand der letzte Akt bevor: Rutja packte Sampsa an den Schultern, und wieder tanzten sie in wahnsinnigem Tempo. Als die letzten Rauchwölkchen vom Opferfelsen in den klaren Abend zu den Göttern aufstiegen, verschmolzen die beiden Männern wieder miteinander, die Gestalten wurden getauscht, der Gott wurde Mensch und der Mensch Gott. Kaum war dies vollbracht, brach über dem Dorf Pentele das heftigste Gewitter dieses Sommers los. Mächtige Donner ertönten, und gleißende Blitze tanzten am Himmel, die Erde bebte, und das Volk fürchtete sich. Schließlich beruhigte sich alles wieder, die rote Abendsonne färbte alles mit ihrem Licht, und friedliche Stille kehrte über dem Gestaltwechselfelsen ein.
    In einer tief religiösen Stimmung gefangen wanderte das Festvolk zum Ronkaila-Hof zurück. Die einen begaben sich dort zur Ruhe, die anderen fuhren nach Hause. Alle bekannten sich zum neuen Glauben, wenn nicht laut, so doch wenigstens innerlich. Auf dem Gestaltwechselfelsen blickte Sampsas Kultfigur in Richtung Polarstern, ein zufriedenes Grinsen auf dem Gesicht.
     
    In Helsinki wurde gegen Sirkka Leppäkoskis angeblichen »Bruder« Rami ein Haftbefehl erlassen, nicht nur aufgrund der entwendeten Aufsatzrocken, sondern weil man ihn mehrerer früherer Vergehen überführen konnte. Er wurde in die Strafvollzugsanstalt Katajanokka gebracht, wo er auf seine Verhandlung wartete. Ramis Anwalt ging davon aus, daß sie froh sein konnten, wenn das Strafmaß unter einem Jahr bliebe. Andernfalls würde es sich lohnen, in Berufung zu gehen, aber durch das Urteil des Berufungsgerichts könnte die Strafe dann noch höher ausfallen. Den Angeklagten selbst ärgerte am meisten, daß er mitten im schönsten Sommer ins Gefängnis mußte. Die Fortsetzung seiner Knastkarriere hatte er sich ganz anders vorgestellt.
    »Ich hatte dafür eher den Spätherbst ins Auge gefaßt, aber für einen wie mich springt ja nie mal einer ein, verflucht.« Über den Raub der Aufsatzrocken wurde in Ronkaila Mitteilung gemacht. Notar Mälkynen kümmerte sich zusammen mit Installateur Hannula um die Reparatur der Ladentür. Außerdem übergab er der Polizei ein Schriftstück, in dem Herr Rutja Ronkainen die ihm entwendeten vierzehn Aufsatzrocken zurückforderte, gleichzeitig aber Abstand davon nahm, eine männliche Person namens Rami anzuzeigen. Also schickte der Staat die Aufsatzrocken in einem versiegelten Karton an den Sohn des Donnergottes zurück und kam für alle Kosten auf, die bei der Rückgabe durch Siegel und Stempelmarke verursacht wurden. So außerordentlich entgegenkommend ist der finnische Staat!
    Die alleinerziehende Moisander wurde verrückt, nachdem sie die erste Nacht ihres Lebens hinter Gittern verbracht hatte – in einer Zelle mit einer betrunkenen Hure. Das Verhör mit ihr erbrachte keine vernünftigen Ergebnisse. Daher hielten es die Beamten für angebracht, die arme Frau in die geschlossene Abteilung der psychiatrischen Klinik zu bringen, wo sie die Behandlung bekam, die sie brauchte.

24
    Nachdem die Räumlichkeiten im alten Haus bezogen worden waren, konnte man in der Heilanstalt Ronkaila pro Woche cirka 110 Patienten heilen. Die Fluktuation war hoch, und es gab insgesamt fünfzig Betten, von denen sich fünfunddreißig im renovierten Haupthaus befanden. Es mußte mehr Küchenpersonal eingestellt werden, und Maurer Sivakka und Installateur Hannula waren fortan als hauptamtliche Hausmeister tätig. Sie waren für die technischen Anlagen der Anstalt zuständig und kümmerten sich zusammen mit den Gnomen auch um die Bewachung des Geländes, denn Rutja hielt es nach wie vor für angebracht, daß keine Außenstehenden im Sanatorium, für das man nun den Namen »Gemütskurhaus Ronkaila« benutzte, herumschnüffelten und anschließend falsche Gerüchte darüber in Umlauf setzten.
    Während der ersten beiden Behandlungswochen

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