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Der Sohn des Haeuptlings

Der Sohn des Haeuptlings

Titel: Der Sohn des Haeuptlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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ein wenig, aber die Wut blitzte aus seinen Augen. Und als der andere jetzt auf dem weichen und nassen Boden nur für eine Sekunde seinen festen Stand verlor, sprang er auf ihn zu, schlug ihm die Waffe aus der Hand und packte ihn bei der Kehle. Er bog ihn zurück und griff ihm dann mit der Rechten an den Gürtel. Der Gürtel riß wie ein alter Bindfaden. Als er quer über das Grab des Professors fiel, stürzte sich der Kriminalkommissar über ihn und drückte ihm die Hände auf den Rücken. Jetzt mußte ihm Herr Specht seine Fesseln nur noch wie Handschuhe überstreifen und dann zuklicken lassen.
    „Jeder kommt in einen anderen Wagen“, befahl Kriminalkommissar Roland. „Und laßt sie auch jetzt auf dem Weg zu den Autos oder nachher im Revier nicht zusammenkommen. Sie sollen keinen einzigen Ton miteinander quatschen können.“
    Die Glorreichen Sieben standen immer noch eng aneinandergedrängt zusammen mit Tesu wie angewurzelt im Regen.
    „Kommt jetzt weg von hier, und fahrt nach Hause“, meinte Kriminalkommissar Roland, als er mit einer Taschenlampe in der Hand auf sie zustapfte. „Was hier jetzt noch passieren muß, ist leider kein reines Vergnügen.“ Er sicherte dabei wieder seine Pistole, steckte sie in die Tasche.
    Sein piekfeiner Anzug und seine eleganten Schuhe waren total durchnäßt und verdreckt. „Eigentlich solltet ihr ja nur diesen Pohmann bis zu seinem Treffpunkt beschatten. Daß ihr bis hierher kommen und alles mitansehen mußtet, das wollte ich nicht, und es tut mir leid.“
    „Morgen steht ja sowieso alles in der Zeitung“, meinte Emil Langhans leise.
    „Aber es ist ja nicht wie aus heiterem Himmel gekommen“, versicherte Karlchen Kubatz. „Wir ahnten ja, was passieren würde.“
    „Und die Wirklichkeit sieht dann doch immer anders aus“, meinte der Kriminalkommissar. Anschließend legte er ganz in Gedanken seinen Arm über Tesus Schultern. „Der Plan stammt ja eigentlich ganz allein von dir—“
    und ich hätte es nie für möglich gehalten“, fügte Assistent Specht hinzu, „daß sich die beiden so leicht von uns einseifen lassen.“
    „Aber auch, wie du diesen Ganoven nachgeschlichen bist, das war...“ wollte der Kriminalkommissar gerade loben, da fiel sein Blick auf die Füße von Tesu. „Du liebe Zeit“, rief er aus, „du stehst ja noch immer ohne Schuhe in dieser Brühe herum, du wirst dir einen Schnupfen holen, der sich gewaschen hat —“

Herr Müller verweigert die Aussage

    Es war inzwischen schon nach Mitternacht, und Bad Rittershude hatte sich längst aufs Ohr gelegt.
    Auch das Rathaus schlief, und hinter seinen Fenstern war es dunkel.
    Nur die Räume des Polizeireviers im Erdgeschoß waren hell erleuchtet, und von der Straße her hätte man von den Schatten, die sich ständig hinter den zugezogenen Vorhängen hin und her bewegten, darauf schließen können, wie es dort trotz der späten Stunde noch drunter und drüber ging.
    Aber selbst die Neugierigsten blieben jetzt nicht auf der Straße stehen. Der Regen war nämlich inzwischen immer stärker geworden. Das Wasser stürzte neben den Regenrinnen von den Dächern herab und schoß gurgelnd in die Gullys.
    Drinnen klingelten Telefone, Türen wurden aufgerissen und wieder zugemacht, Polizeibeamte in regendurchtränkten Uniformen, Männer der Spurensicherung, der Kommissar und Polizeimeister Kalender wechselten von einem Zimmer ins andere. Ein Fernschreiber tickte.
    „Wie auf der Börse, wenn der Dollar purzelt“, bemerkte Chefredakteur Kubatz. Er saß auf einer der Bänke im Korridor, lehnte an der Wand, betrachtete sich das Durcheinander und schmunzelte ein wenig dabei.
    „Oder wie in unserer Redaktion, wenn kurz vor dem Andruck noch eine Weltsensation durchs Fenster schneit“, grinste der junge Fotograf der Bad Rittershuder Nachrichten und gähnte. Er hatte es sich neben seinem Chef einigermaßen bequem gemacht und die Beine lang ausgestreckt. Vor seiner Brust baumelten drei Fotoapparate und ein Blitzlichtgerät.
    „Jetzt warten wir schon geschlagene drei Stunden“, bemerkte der junge Bursche. Er zielte kurz und traf mit seinem Kaugummi mitten in einen Papierkorb.
    „Ja?“ tat Herr Kubatz erstaunt und unterbrach kurz das Anzünden einer neuen Pfeife. „Manchmal hält man es nicht für möglich, wie die Zeit vergeht.“
    Kriminalkommissar Roland hatte die beiden Verdächtigen durch den Korridor voneinander getrennt.
    Das Zimmer, in dem Bademeister Pohmann verhört wurde, lag auf der rechten Innenseite,

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