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Der Sohn des Haeuptlings

Der Sohn des Haeuptlings

Titel: Der Sohn des Haeuptlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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jetzt müssen sie kommen“, mahnte Vater Treutlein. „Jetzt ist es höchste Eisenbahn.“
    Tatsächlich stürmten die Gelb-Blauen so schnell und so gut, daß die Bayern die Köpfe schüttelten und staunend vor ihrem Tor zu mauern anfingen.
    Der Blondschopf Karli kurbelte das Spiel an, schoß lange Pässe über vierzig Meter zu dem Schwarzhaarigen der beiden Langhammer-Brüder, der italienische Kellner aus Rinaldos Eisdiele dribbelte an drei Gegnern vorbei und zog ab. Leider zischte der Ball nur an die Querlatte. Aber schon zwei Minuten später kamen sie wieder von der Mittellinie her auf den bayerischen Strafraum zu. Jetzt war es Erich Pieper von der städtischen Straßenbahn, der über den Ball stieg, um den ersten Abwehrspieler kurvte, dann um den zweiten, und schließlich die Kugel blitzschnell dem heranstürmenden Finanzanwärter Karli genau vor den rechten Fuß schob. Und der Blondschopf knallte aus dem Lauf heraus ab. Das Leder rutschte dem bayerischen Torwart durch die Beine, aber im Nachfassen rettete er gerade noch auf der Linie.
    Die Schlachtenbummler auf den Westtribünen waren aufgesprungen und hatten bereits „Tor!“ gebrüllt. Jetzt fielen sie wieder auf ihre Plätze zurück und ließen ein wenig die Schultern hängen.
    „Das muß man den Gästen aus Bad Rittershude lassen“, berichtete inzwischen der Rundfunkreporter in seiner Glaskabine weiter, „sie kämpfen um jeden Ball wie abgebrühte Profis, respektlos und unbekümmert. Seit der Halbzeit brennen sie lichterloh. Aber jetzt sieht es beinahe so aus, als sei es mit dem Strohfeuer wieder vorbei. Es fehlt ihnen ganz einfach die Kondition und die Routine einer Profimannschaft —“
    Leider zeigte es sich ziemlich schnell, daß der Mann am Mikrophon recht behalten sollte.
    Die Angriffe der blau-gelben Spieler wurden immer seltener, sie pumpten nach Luft und kamen schließlich aus ihrer eigenen Platzhälfte gar nicht mehr heraus.
    Die Bayern feierten jetzt ein regelrechtes Schützenfest, der größere der beiden Langhammer-Brüder wurde in seinem Tor von Schüssen aus allen Richtungen und allen Ecken nur so zugedeckt. Schließlich stand es bereits 8:0.
    Der Münchner Torwart langweilte sich allmählich und schlenderte immer weiter aus seinem Strafraum heraus fast bis zur Mittellinie. Dort wurde er jetzt sogar von seinem Libero angespielt. Er lachte grinsend zurück, lief weiter nach vorn und riskierte schließlich einen Kopfball, der allerdings von Karli in einer Art Befreiungsschlag auf das Spielfeld zurückgeholt werden konnte.
    Die Bad Rittershudener rochen eine Chance zum Kontern gegen das gähnend leere Tor auf der anderen Seite. Aber im Handumdrehen deckten die bayerischen Profis so clever ab, daß ihr Torwart nach seiner Einlage in aller Seelenruhe zurücktraben konnte.
    „Jetzt ist’s gelaufen“, bemerkte Herr Kubatz, der neben seinem Redakteur Hildesheimer in der ersten Reihe der Tribünen saß. „Nur noch fünf Minuten.“
    „Wenn der Schiedsrichter nicht nachspielen läßt“, bemerkte Herr Hildesheimer.
    „Immerhin haben sie uns bisher noch nicht zweistellig eingeseift“, stellte der Chefredakteur fest. Er klopfte seine Pfeife aus und holte eine andere aus der Tasche. „Das Ehrentor fehlt allerdings noch.“
    Im selben Augenblick wurde den Gelb-Blauen noch ein Aufsetzer gefährlich, der dicht am Tor vorbeiging.
    „Reißt euch noch mal zusammen, Freunde“, zischte der große der zwei Langhammer-Brüder. „Lauft schon los, sag ich euch!“ Er nahm einen Anlauf und knallte den Ball mindestens fünfzehn Meter über die Mittellinie.
    „Der Schiedsrichter guckt schon auf seine Uhr“, sagte Karlchen Kubatz aufgeregt und brüllte über die Aschenbahn aufs Spielfeld: „Vor, macht ein Tor!“
    „Vor, macht ein Tor!“ riefen auch die übrigen Balljungen.
    Der Straßenbahner Erich Pieper hatte den Abschlag erwischt, er stoppte ihn mit der Brust und flankte sofort zu seinem schwarzhaarigen Libero von der Post, der sich an der Außenlinie freigelaufen hatte.
    Plötzlich waren die Schlachtenbummler auf den Westtribünen wieder hellwach. Sie trompeteten, brüllten und läuteten erneut mit ihren Kuhglocken.
    Jetzt bekam der italienische Eisdielenkellner das Leder. Er wollte gerade vors Tor flanken, da warf sich ein Münchner Abwehrspieler dazwischen und knallte den Ball ins Aus. Er schoß wie eine Rakete in die Luft und landete im Laufgraben vor der Tribüne.
    Karlchen Kubatz sah noch, wie der elegante Schiedsrichter aus Hamburg bereits

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