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Der Sohn des Haeuptlings

Der Sohn des Haeuptlings

Titel: Der Sohn des Haeuptlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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dicken Teppich und ließen die Köpfe hängen. Aber nicht, weil sie ein schlechtes Gewissen gehabt hätten oder besonders zerknirscht gewesen wären. Sie wußten nur aus ihrer Schulerfahrung, daß in ähnlichen Situationen so sichtbar gezeigte Reue immer Eindruck machte.
    Vater Langhans hatte sich übrigens vorsichtig hinter einen der breiten Polstersessel verdrückt. Er hatte nämlich keine Zeit mehr gehabt, sich Schuhe anzuziehen und hatte nur Pantoffeln an den Füßen.
    „Ich wollte Ihnen keine Angst einjagen, Mister Webster“, sagte Tesu in Englisch, nachdem Polizeimeister Kalender mit seinem Bericht fertig war und zum zweitenmal seine rechte Hand an den Mützenschirm gelegt hatte. „Wir haben ganz einfach nicht bemerkt, wie es immer später und dunkler geworden ist.“
    Der Sohn des Apachenhäuptlings war dabei ins Licht der Schreibtischlampe gekommen, und jetzt erst entdeckte die Frau des Amerikaners, wie der Junge zugerichtet war. „Er ist bestimmt in die Kanalisation gefallen“, bemerkte sie. „Aber seine Knochen scheinen noch in Ordnung zu sein.“
    „Wir haben nur Fußball gespielt“, erklärte Tesu. Die Glorreichen Sieben hätten ihm beispielsweise beigebracht, wie man einen Elfmeter schießt, und das könne er auf der Stelle beweisen. Sie hätten ja zwei Bälle bei sich.
    „Um Himmels willen“, protestierte Chefportier Pelz. „Darf ich höflichst an die Spiegel und Kronleuchter erinnern.“
    In diesem Moment nahm Mister Webster seine tiefschwarze Zigarre aus dem Mund und lachte schallend los. Polizeimeister Kalender schloß sich ohne zu überlegen diesem unvermuteten Heiterkeitsausbruch an. Das gehörte bei ihm sozusagen zum Kundendienst, auch wenn er nur die Hälfte verstanden hatte.
    Damit schien die Sache auch für die Glorreichen Sieben erledigt zu sein. Sie waren der Meinung, daß sie nun lange genug auf das Teppichmuster vor ihren Schuhspitzen gestiert hatten, nahmen ihre Köpfe wieder hoch und fingen, einer nach dem anderen, an zu grinsen. Noch etwas verlegen und so, als wollten sie sagen: „Unglaublich, in was für Geschichten man unschuldig hineinschlittern kann.“
    „Wenn es nicht schon zu spät wäre, würde ich euch alle zum Abendessen einladen“, meinte Mister Webster gut-gelaunt. „Aber vermutlich machen sich eure Eltern auch schon Sorgen, und was heute nicht mehr geht, können wir ja morgen oder übermorgen nachholen.“
    „Unsere Eltern sind Kummer gewohnt“, wagte Karlchen Kubatz zu bemerken. Er schränkte allerdings sofort wieder ein: „Das heißt, manchmal und in Grenzen.“ Er blickte zu Tesu hinüber. „Ich sag’ das nur, weil wir in jedem Fall noch genug Zeit hätten —“
    „Das stimmt“, unterbrach ihn Emil Langhans, der sofort begriffen hatte, worum es ging. „So sehr eilt es uns nun auch wieder nicht —“
    „Uff, das hätte ich fast vergessen“, sagte der Sohn des Apachenhäuptlings und erklärte den Websters: „Ich habe meinen neuen Freunden versprochen, zu zeigen, was ich aus Mapimi mitgebracht habe.“
    Da Tesu wieder englisch geredet hatte, übernahm Karlchen Kubatz einmal mehr die Rolle des Dolmetschers.
    „Bitte, laßt euch nicht aufhalten“, meinte Mister Webster. „Ich trinke inzwischen mit den Herren Kalender und Langhans ein Glas Rotwein.“
    Tesu führte daraufhin die Glorreichen Sieben auf sein Zimmer, das gleich gegenüber auf demselben Korridor lag. Dort holte er seinen Tomahawk, seine Mokassins und seinen Federschmuck aus einem Koffer. Seine Lederkleidung hing über einem Kleiderbügel im Schrank.
    Die Glorreichen Sieben waren schlicht und einfach geplättet. Es dauerte eine ganze Weile, bis Emil Langhans endlich sagte: „Ich brech’ zusammen“, und Karlchen Kubatz dann hinzufügte: „Heiliger Bimbam.“
    Hans Pigge schüttelte seinen blonden Pagenkopf: „Wenn ich da an unsere Gänsefedern im Freilichttheater denke, kommt mir der Kaffee hoch.“
    Natürlich blieb es nicht bei dieser ersten Verwunderung. Der dickliche Sputnik fragte zuerst, ob man das Zeug auch anfassen dürfe, fuhr dann mit dem Daumen über die Schneide des Tomahawks, und schließlich bettelte Fritz Treutlein geradezu: „Du mußt jetzt auch deinen eigenen Kopfputz aufsetzen, Tesu, nur für zwei Minuten.“
    „Ja, nur für zwei Minuten“, flehten auch die anderen.
    Als der Sohn des Apachenhäuptlings ihren Bitten nachkam, brachen sie in ein Geheul aus, von dem sie glaubten, daß es ungeheuer indianisch sei. Dabei hüpften sie wie Laubfrösche vom Boden auf

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