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Der Sohn des Haeuptlings

Der Sohn des Haeuptlings

Titel: Der Sohn des Haeuptlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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beim Zuhören.
    „Aber da hängt doch in jedem Baum ein Leopard?“ fragte Manuel Kohl aufgeregt.
    „Wie kann man wissen, wo Schlangen verborgen sind?“
    „Welche Frucht darf man essen?“ meinte Emil Langhans. „Jedes Kraut kann doch giftig sein?“
    „Und wie habt ihr überhaupt geschlafen? Da sind doch bestimmt ganze Rudel von Hyänen unterwegs!“
    „Jetzt fragt dem armen Kerl doch nicht die Knöpfe vom Hemd“, rief Karlchen Kubatz in das allgemeine Durcheinander. „Sorry“, entschuldigte er sich bei Tesu.
    Und dann war es auch schon soweit.
    Die Schulglocke bimmelte wieder einmal, und Studienrat Dr. Purzer sagte: „Schade, aber jetzt wartet Kollege Fischer auf die Klasse im Städtischen Hallenbad. Es war wirklich ganz besonders interessant, und wir bedanken uns alle.“
    Tesu bekam von Mister Webster die Erlaubnis, mit der 8 B abzubrausen. „Aber dieses Mal wird er pünktlich zum Mittagessen abgeliefert“, meinte der Amerikaner noch, als sich Emil Langhans an ihm vorbeidrängelte.
    „Ehrenwort“, versicherte der Junge mit der dunklen Hornbrille. Gleich darauf verschwand er zusammen mit dem Sohn des Apachenhäuptlings im Korridor.
    Mister Webster mußte es leider ablehnen, im Büro des Schuldirektors noch eine Tasse Kaffee zu trinken. „Ich darf meine Frau nicht länger sitzenlassen“, entschuldigte er sich. „In einer guten Viertelstunde hatte ich eigentlich zurück sein wollen.“
    Als der junge Butler mit dem Kraushaar seinen Chef aus dem Schulgebäude kommen sah, sprang er aus der schwarzen Limousine und riß die Tür auf.
    „Mein Gott, sind Sie krank, Brosius?“ frozzelte Mister Webster, als er sich in seinen Sitz fallen ließ. „Sie scheinen an Schlafstörungen zu leiden?“
    „Entschuldigung, Mister Webster, ich kann mir meine gestrige Müdigkeit beim besten Willen nicht erklären. Es passiert bestimmt nicht zum zweitenmal.“
    „Aus mir spricht ja nur der pure Neid“, gab Mister Webster vergnügt zur Antwort.
    Die beiden Direktoren des Prinz-Ludwig-Gymnasiums und der Maximilianschule schienen beide dieselbe Idee gehabt zu haben. Jedenfalls bevölkerten die Maxen bereits die Duschen, als sich die 8 B auf die Umkleidekabinen verteilte.
    „Du kriegst die Tür nicht zu“, maulte Emil Langhans. „Rittershude wird zu eng. Überall tritt man sich auf die Füße.“
    „Unser Bassin ist groß genug für alle“, rief Bademeister Pohmann durch den Lärm. „Die Maximilianschule bleibt in der linken Hälfte, und das Prinz-Ludwig-Gymnasium bleibt rechts. Hab’ ich mich klar genug ausgedrückt?“
    Ein allgemeines Gejohle war die Antwort.
    Aber dann pfiff zuerst Turnlehrer Kugel auf seiner Trillerpfeife und ließ seine Maxen antreten. „Zuerst mal eine Viertelstunde frei schwimmen.“ Damit meinte er, daß jeder vorerst machen dürfte, was er wollte. Ulli Buchholz, der Junge mit der Stubsnase, schlug einen Salto aus dem Stand und landete als erster im Wasser.
    Inzwischen hatte Emil Langhans Tesu seine zweite Badehose geliehen, und dann hatte er ihn Herrn Fischer vorgestellt. Der Turnlehrer des Prinz-Ludwig-Gymnasiums hatte die Figur eines Zehnkämpfers und führte sie dementsprechend gern spazieren.
    „Dann herzlich willkommen, Sportsfreund“, lächelte er. „ Einen echten Indianer hab’ ich zum erstenmal in meiner Klasse.“
    Währenddessen passierte es nur wenige hundert Meter entfernt, daß Fritz Treutlein wieder einmal zu einem Kunden im Hotel zum Kurfürsten unterwegs war.
    Er überholte gerade an der Schellingstraße eine Straßenbahn, da sah er, wie Kriminalkommissar Roland dicht bei einem Zeitungsstand seinen Polizeiwagen parkte, ausstieg und abschloß. Ohne sich umzudrehen, überquerte er den Fahrdamm. Natürlich fuhr der Frisörlehrling auf seinem Fahrrad hinter ihm her. Selbstverständlich vorsichtig und im notwendigen Abstand. Im Augenblick benutzte er einen Lastwagen der städtischen Müllabfuhr zur Deckung.
    Der Kriminalkommissar hatte einen leichten Mantel überm Arm und trug einen kleinen schmalen Lederkoffer. Sein Anzug war taubenblau und elegant geschnitten.
    Jetzt hatte er den Eingang zum Hallenbad erreicht, nahm leichtfüßig nur jede zweite Stufe und verschwand im Dunkeln hinter dem geöffneten Portal.
    Fritz Treutlein ging leicht aus dem Sattel, hob im Fahren sein Rad über die Bordsteinkante, sprang ab und verschwand gleichfalls in der Haupthalle mit der Kasse. Dort schien Herr Roland irgendeine Auskunft erbeten zu haben. Er lüftete jedenfalls gerade im

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