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Der Sohn des Haeuptlings

Der Sohn des Haeuptlings

Titel: Der Sohn des Haeuptlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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das war auch gut so. Sie ist mir ja dann weggelaufen und hatte von dem versteckten Geld keine Ahnung. Sonst hätte sie noch die Hälfte mitlaufen lassen —“
    „Eine Goldader haben Sie nicht zufällig entdeckt?“ fragte der Kriminalkommissar vollkommen ernsthaft.
    „Ich verstehe —“ meinte Herr Pohmann.
    „Sie verstehen gar nichts“, erwiderte der Kommissar. „Ihre Geschichte hat nämlich nur einen Fehler“, ergänzte er trocken, „sie stimmt nicht.“
    Karlchen Kubatz hörte Schritte und dann das öffnen einer Tür.
    „Ich fürchte, daß unser Gespräch noch nicht abgeschlossen ist“, meinte der Kommissar noch. „Auf Wiedersehn, Herr Pohmann.“
    „Auf Wiedersehn, Herr Kommissar—“
    In der Schwimmhalle war es inzwischen sehr ruhig geworden.
    Karlchen Kubatz wartete noch eine halbe Minute, dann schlenderte er in den Gang hinaus und ganz offen an der Bude des Bademeisters vorbei. Er konnte dabei so mit dem linken Auge erkennen, wie Herr Pohmann am Fenster stand und zur Straße schaute. Vermutlich wollte er beobachten, wo der Kriminalkommissar jetzt hinging.
    In der Halle hatten sich die Schüler rund um das Schwimmbecken herum verteilt.
    Am Kopfende des Bassins kletterte gerade Ulli Buchholz auf einen Startblock.
    „Na, wo bleibt euer Champion?“ rief er ziemlich laut.
    „Hier bin ich“, meldete sich Emil Langhans. „Noch einen kurzen Moment, bitte.“ Er nahm seine dicke Hornbrille von der Nase, klappte sie sorgfältig zusammen und legte sie an den Beckenrand.
    „Das kann doch nicht wahr sein“, fragte Ulli Buchholz verwundert. Es war nämlich kein Geheimnis, daß Emil Langhans zu den schlechtesten Schwimmern gehörte.
    „Oh, ich habe in der letzten Zeit viel trainiert und Fortschritte gemacht“, erklärte der Lange. Er bestieg nun seinerseits einen Startblock.
    Dicht neben ihm standen die Glorreichen Sieben mit anderen Jungen der 8 B zusammen in einem dichten Pulk.
    „Dann kann’s ja losgehn“, meinte der Turnlehrer der Maximilianschüler und gab seinem Kollegen ein Zeichen.
    „Auf die Plätze“, rief der junge Mann mit der Zehnkämpferfigur. „Fertig“, und eine Sekunde später schnitt seine Trillerpfeife laut durch die Luft.
    Die beiden Gegner waren auf die Kommandos gleichzeitig in die Hocke gegangen und hatten dann die Arme ausgestreckt.
    Beim Pfiff war allerdings nur Ulli Buchholz ins Wasser gehechtet. Emil Langhans hatte sich in aller Ruhe wieder aufgerichtet und die Arme verschränkt. Dafür war aber an seiner Stelle ein Junge mit blauschwarzen Haaren und mit bronzefarbener Haut in das Becken gestürzt. Er war bis dahin eingekeilt zwischen den Glorreichen Sieben und den Schülern der 8 B gestanden. Auf den Pfiff hin waren sie blitzschnell auseinandergesprungen und hatten Tesu für seinen Sprung Platz gemacht.
    Es dauerte eine gute Schrecksekunde, bis zuerst die Maximilianschule und gleich darauf die Stubsnase begriff , daß man sie hereingelegt hatte.
    Der Sohn des Apachenhäuptlings Kuguah hatte nämlich seinen Gegner bereits nach fünfzehn Metern eingeholt, obgleich er doch später und nur vom Beckenrand aus gestartet war. An der Wende nach fünfundzwanzig Metern lag Ulli Buchholz bereits hoffnungslos zurück.
    Die Maxen brüllten „Schiebung“, und die Glorreichen Sieben schrien zusammen mit den Schülern des Prinz-Ludwig-Gymnasiums „Te-su! Te-su! Te-su!“
    Ulli Buchholz wehrte sich, so gut es ging. Er schlug mit seinen Armen wie wütend um sich.
    Aber der junge Indianer schwamm ihm einfach davon.
    Wie noch vor wenigen Wochen im See von Mapimi hob er mit jedem Stoß den schlanken Oberkörper fast bis zur Hälfte aus dem Wasser, und seine kerzengerade ausgestreckten Arme pflügten wie schnelle Ruder durch das Wasser.
    „Wie ein großer Fisch“, japste Karlchen Kubatz begeistert. „Tatsächlich, wie ein Fisch —“
    Und selbst die Maxen hatten jetzt ihre Proteste eingestellt. Sie blickten gebannt auf den Jungen, der so elegant und schnell dem Ziel entgegenschwamm und es jetzt erreichte.
    Als auch Ulli Buchholz an der Kopfseite des Beckens anschlug, pumpte er zuerst nach Luft, und dann rief er zu Emil Langhans hinauf: „Du weißt hoffentlich, was gut für deine Gesundheit ist, du Falschspieler!“
    Anschließend allerdings paddelte er die drei oder vier Meter zu dem Sohn des Apachenhäuptlings Kuguah durchs Wasser, gab ihm die Hand und meinte: „Ich hab’ keine blasse Ahnung, wer du bist und wo dich diese Schurken mit dem Lasso eingefangen haben, aber schwimmen

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