Der Sohn des Haeuptlings
kannst du jedenfalls. Gratuliere. Ich heiße Ulli Buchholz.“
„Tesu“, sagte der Indianerjunge.
„Ich hätte gern noch ein wenig mehr gewußt“, grinste die Stubsnase versöhnt und spritzte mit dem rechten Fuß jetzt eine kleine Wasserfontäne zu Emil Langhans hinauf: „Los, mach endlich den Mund auf, wir sind ganz Ohr—“
Während jetzt der lange Junge mit der Hornbrille, die er sich inzwischen wieder auf die Nase gesetzt hatte, erklärte, wer Tesu sei und wie sie ihn kennengelernt hätten, durchblätterte Kriminalkommissar Roland zusammen mit Chefportier Pelz im Hotel zum Kurfürsten das beschlagnahmte Gästebuch, das er in seinem kleinen Koffer wieder zurückgebracht hatte.
„Eigentlich bin ich nur über einen Namen gestolpert“, gab der Kriminalkommissar zu.
„Darf ich raten?“ fragte Herr Pelz.
„Da wir in den letzten zwei Wochen kaum Gäste hatten“, mischte sich der Page Fridolin ein, „ist das Rätsel ziemlich leicht —“
„Pschschscht“, zischte Herr Pelz, als ob er einen Hund zur Ruhe mahnen müßte. „Du bist heute erstaunlich vorlaut.“
„Entschuldigung, Herr Chefportier“, zog sich der Page in sein Schneckenhaus zurück und schwieg.
„Müller“, sagte Herr Pelz. „Eberhard Müller.“
„Gut geraten“, lobte der Kriminalkommissar. „Alle anderen Gäste verkehren ja schon seit Jahren bei Ihnen, wie Sie mir am Telefon gesagt haben. Bis auf diesen Herrn Müller. Auch weil er haargenau einen Tag vor dem Verschwinden des Professors abgereist ist —“ Der Kommissar korrigierte sich. „ Angeblich abgereist ist. Er könnte ja theoretisch schon hinter der nächsten Ecke wieder kehrtgemacht haben —“
„Seine Trinkgelder waren ungewöhnlich“, bemerkte Herr Pelz.
„Die Höhe eines Trinkgeldes ist noch kein Barometer für eventuelle Kriminalität“, stellte Herr Roland fest. „Sonst noch etwas Besonderes?“
„Rötliches Haar und abstehende Ohren“, erinnerte sich der Chefportier.
„Welchen Wagen hat er gefahren?“
Da Herr Pelz mit den Schultern zuckte, berichtete der spindeldürre Fridolin: „Opel Rekord, Baujahr 76 oder 77.“
„Weißt du zufällig auch was über die Autonummer?“
Jetzt mußte auch der Page mit den Schultern zucken.
„Die angegebene Adresse stimmt natürlich nicht“, bemerkte Kriminalkommissar Roland. „Und Müllers gibt es wie Sand am Meer.“
„Da werden Sie’s nicht leicht haben“, bemerkte Herr Pelz mitfühlend.
„Eine ziemliche Nuß“, gab der Kriminalkommissar zu.
„Vielleicht müßten wir etwas berichten“, bemerkte der
Page Fridolin vorsichtig und blickte zu seinem Chef. „Das heißt, wenn Sie es mir erlauben.“
„Schieß los, wenn es was Vernünftiges ist“, antwortete Herr Pelz.
„Dieser Herr Müller hat sich doch immer von Bademeister Pohmann zum Waldlauf ab holen lassen“, erwähnte Fridolin Paschulke.
„Was sagst du da?“ fragte Kriminalkommissar Roland. Er war innerlich wie elektrisiert. Aber das zeigte er natürlich nicht.
Doch der Page Fridolin war ein ausgeschlafener Junge. Als der Kriminalkommissar immer mehr und noch mehr Einzelheiten wissen wollte, klingelte es in seinen kleinen grauen Zellen hinter der Stirn.
Leider wurde das interessante Gespräch dadurch unterbrochen, daß die Glorreichen Sieben zusammen mit Tesu geschlossen durch die gläserne Drehtür hereinkamen, um den Sohn des Apachenhäuptlings bei den Websters zum Mittagessen abzuliefern.
„Wir hätten ihn aber gerne heute noch einmal für eine Stunde zurückgehabt“, sagte Emil Langhans schüchtern. „Wir müssen etwas sehr Wichtiges beraten, und vielleicht kann er uns dabei helfen.“
„Wenn ihr das glaubt, stehe ich euch auch zur Verfügung“, antwortete Tesu in Englisch.
„Ihr seht“, lachte Mister Webster, „ich werde gar nicht mehr gefragt. Soweit habt ihr ihn schon.“ Und als Tesu widersprechen wollte, meinte er noch, „das war ja nur ein dummer Spaß, Tesu. Und im übrigen sollst du immer sagen dürfen, was du tun oder lassen willst.“
„Trotzdem werde ich in Zukunft immer fragen“, meinte Tesu.
„Wann wäre das?“ fragte Mrs. Webster mit einem kleinen Lächeln.
„Wir haben nach dem Essen die erste Hauptprobe in der Freilichtbühne“, überlegte Karlchen Kubatz. „Würde es passen, wenn wir ihn so um fünf Uhr abholen?“ Der Bürstenhaarschnitt feixte. „Garantiert wäre er dann zum Abendessen zurück.“
„Also, abgemacht“, sagte Mister Webster. Er wollte schon zusammen mit seiner Frau und
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