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Der Sohn des Haeuptlings

Der Sohn des Haeuptlings

Titel: Der Sohn des Haeuptlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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heute in den Bad Rittershuder Nachrichten lesen konnte.
    „Aber das ist nicht alles“, erklärte der Bürstenhaarschnitt schließlich. „Die Kriminalpolizei läßt die Zeitung natürlich nur schreiben, was ihr vielleicht weiterhilft und Hinweise von den Lesern einbringt. In Wirklichkeit weiß sie natürlich schon eine ganze Menge mehr und hat auch schon einen ganz bestimmten Verdacht —“
    Jetzt mußte Fritz Treutlein von dem Montagvormittag berichten, als er ahnungslos in die Haselnußstraße geradelt war, um dem Professor die Haare zu schneiden. Er schilderte das Auftauchen des Kriminalkommissars aus der Kreisstadt, vergaß natürlich auch nicht zu erwähnen, was die Herren von der Spurensicherung so nach und nach entdeckt hatten.
    Anschließend war Karlchen Kubatz wieder an der Reihe, berichtete von dem heutigen Besuch des Herrn Roland in der Badeanstalt, und was er dabei ausspioniert hatte.
    „Dieser Kriminalkommissar ist kalt wie eine Hundeschnauze“, meinte der kleine Junge abschließend. „Und Bademeister Pohmann ist immer wieder die Spucke weggeblieben.“
    Zum Schluß berichtete der Page Fridolin vom Auftauchen des Kriminalkommissars im Hotel zum Kurfürsten, von dessen Interesse für das Gästebuch im allgemeinen und für einen gewissen Herrn Müller im besonderen.
    „Und eben dieser Herr Müller hatte den Bademeister für seine Waldläufe engagiert“, beendete der spindeldürre Page seinen Bericht. „Schließlich ist er am Samstag vor dem Pokalspiel ziemlich unvermittelt abgedampft.“
    „Ist es auf die Dauer für die großen Krieger nicht doch sehr unbequem in ihrem engen Zelt?“ rief in diesem Augenblick Frau Langhans von draußen. „Ich habe mir jedenfalls erlaubt, hier im Wohnzimmer Äpfel, Kuchen und Kakao auf den Tisch zu stellen.“
    Gleich darauf war zu hören, wie draußen eine Tür zugemacht wurde.
    „Wenn mein roter Bruder damit einverstanden ist, verlassen wir jetzt das Tipi“, wandte sich Emil Langhans an Tesu. „Allerdings muß ich feststellen, wie sehr es mir mißfällt, den Verlockungen einer Squaw zu erliegen, auch wenn diese Squaw meine leibliche Mutter ist.“
    Die Glorreichen Sieben und ihr Freund sortierten unter beifälligem Gemurmel daraufhin ihre Knochen, sie stützten sich gegenseitig beim Aufstehen, streckten und reckten sich, als sie endlich wieder im Freien waren und auf ihren Beinen standen.
    Nicht viel später saßen sie im Langhans’schen Wohnzimmer, verteilt auf den Stühlen, dem Sofa, dem Boden und auf dem Fensterbrett. Tassen, in denen der Kakao noch dampfte, neben sich, Äpfel und Kuchenstücke in den Händen.
    „Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, daß Pohmann mit der Geschichte etwas zu tun hat“, meinte Hans Pigge. „Aber an irgendein Verbrechen glaube ich schon.“
    „Jedenfalls handelt es sich um keine plötzliche Vergnügungsreise des Professors“, stellte Emil Langhans fest. Er war gerade am Kauen und goß gleichzeitig dem Sohn des Apachenhäuptlings Kuguah aus einer großen Porzellankanne Kakao in die halbgeleerte Tasse. „Dagegen sprechen vor allem die Splitter von seinem Brillenglas, der Pistolenschuß —“
    und daß alle Aufzeichnungen geklaut sind“, warf Manuel Kohl ein.
    „Nicht zu vergessen, daß kein Koffer fehlt, kein Anzug“, bemerkte Fritz Treutlein, „und daß die Nachttischlampe noch gebrannt hat.“
    In diesem Augenblick sprang Karlchen Kubatz, wie von einer Wespe gestochen, auf die Beine. „An meiner Dämlichkeit ist nicht zu rütteln!“ rief er. „Daß ich daran nicht gedacht habe —“
    Er ließ sich im Schneidersitz auf den Teppich fallen und grübelte vor sich hin. „Pohmann —“ flüsterte er und schüttelte den Kopf.
    „Würdest du uns vielleicht erklären —?“ fragte Emil Langhans leise.
    „Paßt mal alle haargenau auf“, meinte der Junge mit dem Bürstenhaarschnitt und richtete sich wieder auf. „ Es war vor dem Olympiastadion in unserem Omnibus, und wir hatten uns gerade in unsere Trainingsanzüge gepellt. Wir fragten uns schon, wo eigentlich unser Trainer bleibt. Da geht im selben Augenblick die Tür auf, und er kommt herein.“
    „Stimmt“, stellte Emil Langhans fest.
    „Und irgendwann kurz darauf“, fuhr Karlchen Kubatz fort, „erzähle ich, daß mein alter Herr grade durch ein Telefongespräch mit seiner Redaktion erfahren habe, daß es in Bad Rittershude Kröten regnet, während doch in München die Sonne nur so vom Himmel geknallt hat.“
    „Auch daran kann ich mich erinnern“,

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