Der Sohn des Kreuzfahrers
von den Dunklen Inseln zu finden.
»Pax vobiscum, Freunde«, sagte Murdo und trat auf die erste Gruppe von Kriegern zu, auf die sie trafen. »Wir suchen die Söhne von Herrn Ranulf von Orkneyjar. Könnt ihr uns sagen, wo wir sie finden können?«
Seine Frage brachte ihm ein paar gemurmelte Vorschläge und viel Schulterzucken ein, doch keine genaue Antwort. Murdo dankte den Männern und ging weiter. Bei der nächsten Gruppe wurde er freundlicher empfangen, und dort erhielt er die Auskunft, daß die Orkney-Männer vermutlich bei den Dänen zu finden seien - obwohl niemand gesehen hatte, daß sie in Jerusalem eingetroffen waren. Sie könnten Gott weiß wo lagern, sagten die Männer, warum sie es denn noch nicht bei den Pferdepferchen versucht hätten?
Murdo und Emlyn gingen zu einem weiteren Lagerfeuer ein Stück den Hang hinauf, und dort erklärte man ihnen, die Dänen würden in der Nähe des Gipfels lagern. »Sie sind nicht weit von den Zelten des Grafen entfernt«, sagte einer der Ritter. »Zumindest habe ich sie kurz vor Sonnenuntergang noch dort gesehen.«
Da die Zelte des Grafen sich in unmittelbarer Nähe befanden, beschlossen die beiden Freunde, die Aussage des Mannes sofort zu überprüfen. Sie stiegen den Hügel hinauf und erreichten kurz darauf das gräfliche Lager: eine Gruppe mehrerer großer Zelte, vor denen die Standarte des Grafen und zweier weiterer Edelleute wehten, deren mit Gold und Silber durchwirkter Stoff im Licht der Lagerfeuer funkelte.
»Pax vobiscum, Freunde.«, begann Murdo erneut, doch hielt er sofort inne, als zwei große Krieger sich von ihren Plätzen erhoben.
»Geht weiter! Wir brauchen heute nacht keine Priester«, sagte einer der Männer.
»Torf?« Der Krieger, dessen Gesicht halb im Schatten lag, blickte zu Murdo. »Torf-Einar«, sagte Murdo und trat ins Licht. »Ich bin es. Murdo.«
Der Mann starrte ihn an; langsam zeigten sich erste Anzeichen des Erkennens auf seinem Gesicht. »Murdo?« fragte er verblüfft. »Bist du das wirklich?«
»Torf, ich.«
»Gott helfe uns, es ist Murdo!« rief eine andere Stimme, und ein dritter Mann stand auf.
»Skuli!« rief Murdo und eilte zu seinen Brüdern.
Torf versetzte ihm zum Willkommen einen kräftigen Schlag auf den Rücken und rief den anderen am Feuer zu: »Seht her! Unser Bruder ist gekommen, sich uns anzuschließen!«
»Murdo, was tust du hier?« fragte Skuli und klopfte ihm fröhlich auf die Schulter. »Wie hast du uns gefunden?«
»Sieh ihn dir an«, unterbrach ihn Torf. »Er ist schon fast so groß wie ich. Ich hätte dich fast nicht erkannt. Wie bist du hierhergekommen?«
»Skuli... Torf..«, erwiderte Murdo und schüttelte den Kopf. »Ich bin so froh, daß ich euch gefunden habe. Geht es euch gut?«
»Wann bist du angekommen?« fragte Skuli. »Bist du schon länger hier?«
»Was gibt es Neues von zu Hause?« mischte sich Torf wieder ein. »Vater ist in Jerusalem. Weißt du das?«
»Hast du ihn gesehen?« fragte Skuli. »Wir haben ihn in Ma'arra verlassen.«
»Wo ist Paul?« verlangte Murdo zu wissen und schaute sich um. »Ist er hier bei euch?«
Torfs Lächeln verschwand. »Paul hat es nicht bis nach Edessa geschafft«, antwortete er. »In Antiochia hat ihn das Fieber befallen; dort ist er auch gestorben. Damals haben wir dann entschieden, uns Graf Balduin anzuschließen.«
»Wer ist der Priester?« fragte Skuli, um die Stimmung wieder ein wenig aufzuheitern. Er drehte sich zu Emlyn um, der auf der anderen Seite des Lagerfeuers wartete.
»Das ist mein Freund, Bruder Emlyn«, antwortete Murdo. »Wir sind gemeinsam hierhergereist.«
»Murdo und ein Priester zusammen auf Pilgerfahrt!« johlte Skuli. »Das hätte ich niemals für möglich gehalten. Sag mir jetzt nur nicht, daß auch du die Gelübde abgelegt hast, Murdo. Du haßt doch die Priester, noch mehr als Torf.«
»Nein«, lachte Murdo, »das würde ich niemals tun. Es gibt noch zwei weitere - sie sind die Berater von König Magnus. Sie haben mir gestattet, mich ihnen anzuschließen.«
»König Magnus ist auch hier?« fragte Torf. »Wie viele Männer hat er mitgebracht?«
»Eine ganze Menge«, antwortete Murdo. »Insgesamt fast vierhundert.«
»Dann sollte er sich Balduin anschließen«, sagte Torf. »Der Graf bezahlt seine Männer gut.«
Nun meldete sich Emlyn zu Wort. »Vielleicht gibt es hier irgendwo einen Ort, wo wir uns ungestört unterhalten können. Ihr habt euch viel zu erzählen, und ich könnte nach dem langen Marsch etwas zu trinken
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