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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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freudlosen Mienen hinter dem Podium und strahlten eine düstere Sachlichkeit aus, die dem Ernst der Lage angemessen war.
    Nachdem er sich gesetzt hatte, nickte Alexios dem Magister Offi-ciorum zu und befahl: »Bringt ihn herein.«
    Einen Augenblick später stieß der Zeremonienmeister mit seinem Amtsstab auf den weißen Marmorboden, und die großen vergoldeten Türen des Salomonsaals schwangen auf. Herein marschierte Niketas, gefolgt von vier nebeneinander gehenden kaiserlichen Gardisten, die einen großen, breit gebauten Mann hinter sich her führten. Der Mann trug eine Tonsur, ging barfuß und war in den graubraunen Umhang und das knöchellange Gewand eines Landpriesters der römischen Kirche gehüllt.
    Schwitzend von dem langen Ritt in der Hitze des Tages eilte Kommandant Niketas vor den Thron, warf sich zu Boden und erhob sich auf ein Zeichen seines Kaisers wieder, um zu verkünden: »Ba-sileus, ich bringe Euch Peter von Amiens.«
    Der Bauernpriester zeigte sich angemessen beeindruckt von der Pracht seiner Umgebung und blickte voller Ehrfurcht zu dem erhabenen Wesen empor, das vor ihm auf dem Thron saß. Als er seinen Namen hörte, warf sich der Priester auf den Bauch, ergriff den Fuß des Kaisers, küßte ihn und sagte: »Heil Euch, mein hoher Herr. Euer ergebener Diener grüßt Euch.«
    »Steh auf«, befahl Alexios ernst. Der Mann erhob sich und richtete gleichzeitig seine Kleider. Mit seinem zerlumpten Umhang und dem verfilzten Gewand wirkte er wie ein Vogel, der im Staub gebadet hatte und der nun seine Federn ausschüttelte.
    »Man hat Uns berichtet, du seist der Anführer dieser pilgernden Bauern«, sagte der Kaiser. »Stimmt das?«
    »Aber nein, mein Herr und Kaiser«, erwiderte Peter. »Ich bin nur ein armer Eremit, dem Gott und Seine Heiligkeit Papst Urban die Gunst gewährt haben, auf eine Pilgerfahrt ins Heilige Land zu gehen.«
    »Du weißt natürlich, daß dich das Martyrium erwartet«, informierte ihn Alexios, »solltest du denn so glücklich sein, Jerusalem zu erreichen.«
    Bei diesen Worten richtete sich der Priester zu seiner vollen Größe auf. »Mein Herr und Kaiser, es ist unser Vorrecht, das Land unseres Erlösers den Klauen der Ungläubigen zu entreißen, und unter dem Schutz des allmächtigen Gottes werden wir das auch tun.«
    »Die Türken werden sich euch entgegenstellen«, bemerkte der Kaiser und musterte den Mann vor ihm. »Wie plant ihr Jerusalem zu gewinnen?«
    »Wenn nötig«, antwortete der Eremit, »werden wir kämpfen.«
    »Es wird garantiert nötig sein - dessen kann ich euch versichern«, sagte Alexios, der allmählich wütend wurde. »Die Türken sind furchtlose Kämpfer, und ihre Entschlossenheit ist legendär. Wo sind eure Waffen? Wo euer Proviant? Habt ihr Belagerungsmaschinen? Werkzeuge, um Brücken zu bauen, Gräben auszuheben und Wälle zu erklimmen?«
    »Was wir brauchen«, antwortete der Priester gelassen, »wird uns Gott der Herr schon geben.«
    »Und hat euch Gott der Herr auch Soldaten für eure Armee gegeben?«
    »Das hat er, mein Herr und Kaiser«, erwiderte Peter und schüttelte erneut den Umhang aus. In seiner Stimme und Haltung lag mehr als nur ein Hauch selbstgerechten Trotzes.
    »Wie viele?«
    »Wir haben acht Ritter in unseren Reihen. Sie werden von dem höchst ehrenwerten Walter Sansavoir de Poissy angeführt.«
    »Acht«, wiederholte Alexios. »Hast du das gehört, Niketas? Sie haben acht Berittene.« Er wandte sich wieder an den Priester und fragte: »Weißt du wie viele Krieger Sultan Arslan befehligt?«
    Verunsichert zögerte Peter einen Augenblick lang.
    »Es ist wohl schon zu spät, dir ein wenig Weisheit beizubringen, mein Freund«, sagte der Kaiser, »aber Wir werden es dir sagen. Sollen Wir? Der Sultan hat allein in seiner Leibwache vierzigtausend Mann. Vierzigtausend berittene Krieger gegen eure acht.«
    »Wir sind sechzigtausend Seelen stark«, verkündete Peter stolz. »Wir sind Gottes Heerschar.«
    »Wir befehligen Gottes Heerschar, Priester!« brüllte Alexios, der seinen Zorn nicht länger zügeln konnte. »Ihr seid nichts weiter als hergelaufener Pöbel.«
    Das Brüllen des Kaisers dröhnte wie ein Donnerschlag durch die Halle. Alexios sprang vom Thron und stand hoch aufgerichtet über dem unglücklichen Priester. »Mehr noch: Ihr seid ungezügelt und ohne Disziplin. Wir haben gehört, wie ihr raubend und mordend durch Dalmatien und Mösien gezogen seid. Um euch mit Proviant zu versorgen, habt ihr Dörfer und ganze Städte ausgeplündert.« Er

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