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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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»Das stimmt wohl«, murmelte er unverbindlich, was Ragna allerdings zufriedenstellte.
    »Meine Mutter und ich bleiben auch«, erklärte ihm Ragna voller Stolz. »Vielleicht werden wir uns schon bald wiedersehen.«
    Bevor Murdo etwas darauf antworten konnte, bemerkte Frau Ragnhild, daß Ragna mit ihm sprach und rief ihre Tochter zu sich. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, machte Ragna auf dem Absatz kehrt und gesellte sich zu den Frauen - aber Murdo glaubte,

    IVine Katastrophe ungeahnten Ausmaßes«, stöhnte Alexios.
    ein flüchtiges Lächeln auf ihrem Gesicht gesehen zu haben, als sie sich umgedreht hatte.
    »Das war sicherlich nicht vorauszusehen«, bot ihm Niketas als Trost an.
    Der Kaiser schüttelte den Kopf und stöhnte erneut. Das Stöhnen war eine Mischung aus Zorn und Verzweiflung. Er stand mit einem kleinen Gefolge von Beratern - den Sacrii Consistorii und dem Kommandanten der Palastwache - auf der Mauer über dem Goldenen Tor und blickte auf die dunkle, unbeholfene Flut, die von Westen her seltsam lethargisch auf die Stadt zurollte.
    Seit drei Tagen gingen nun widersprüchliche Berichte über Größe und Marschrichtung dieser langsamen Invasion in Konstantinopel ein, und jetzt waren die Eindringlinge zum erstenmal zu sehen. Die Straßen größtenteils ignorierend, wälzte sich die in ungeordnete Haufen aufgeteilte, schmutzige Masse rücksichtslos über das Land.
    Beim Klang eiliger Schritte hinter ihm drehte sich der Kaiser um. »Nun, Dalassenos, was hast du herausgefanden?«
    »Es handelt sich in der Tat um Franken, Basileus«, antwortete der Drungarios und hielt kurz inne, um wieder zu Atem zu kommen. »Aber es sind Bauern.«
    »Bauern?«
    »Zum größten Teil zumindest, Basileus«, fuhr Dalassenos fort. »Es gibt nur eine Handvoll Soldaten unter ihnen. Dennoch bestehen
    sie darauf, auf Geheiß des Patriarchen gekommen zu sein. Überdies behaupten sie, sich auf einer Pilgerfahrt ins Heilige Land zu befinden.«
    »Wirklich?« Alexios drehte sich wieder zu der dunklen Masse um. »Pilger!« Bestürzt schüttelte er den Kopf. »Wir können sie unmöglich alle beschützen. Wissen sie das, Dalassenos?«
    »Sie sagen, sie benötigten keine Hilfe«, antwortete der Drunga-rios. »Der allmächtige Gott würde sie beschützen.«
    »Wirklich seltsam«, seufzte der Kaiser und schüttelte erneut den Kopf. Der Staub, den die Füße dieser merkwürdigen, abgerissenen Eindringlinge aufwirbelten, stieg in den klaren blauen Himmel empor. Der Tag würde sehr heiß werden; ohne Zweifel würden die Pilger etwas Wasser zu schätzen wissen, bevor sie die Stadtmauern erreichten. Alexios machte sich bereits Gedanken, wie er den Schwarm möglichst rasch wieder loswerden und wie man die Verteilung des Wassers organisieren konnte.
    »Da ist noch etwas, Basileus«, sagte der Drungarios und riß den Kaiser aus seinen Gedanken.
    »Sag Uns: Was noch, Dalassenos?«
    »Sie werden von einem Priester mit Namen Peter angeführt, der glaubt, vom Patriarchen von Rom den Befehl erhalten zu haben, Jerusalem vom Joch der Ungläubigen zu befreien, und das will er auch tun.«
    Die Erklärung brachte Niketas und einige der anderen auf der Mauer zum Lachen. »Jerusalem befreien!« spottete einer der Berater. »Sind diese Bauern wahnsinnig geworden?«
    »Sie sagen, Bischof Urban habe jeden Christenmenschen aufgefordert, das Kreuz zu nehmen und auf Pilgerfahrt in den Kampf gegen die Sarazenen zu ziehen.«
    »Gegen die Sarazenen?« fragte Niketas nach. »Die Sarazenen haben uns schon seit dreißig Jahren keine Schwierigkeiten mehr gemacht.«
    »Seit fünfzig«, korrigierte ihn einer der Berater.
    Alexios hatte genug gehört. »Niketas, finde diesen Peter, und bring ihn zu Uns. Wir wollen mit ihm sprechen, und aus seinem eigenen
    Munde hören, was er zu tun beabsichtigt.« Der Kommandant der Exkubiten salutierte und verließ im Laufschritt die Mauer. Nach einem letzten Blick auf die langsam näherrückende Horde schüttelte der Kaiser ungläubig den Kopf und eilte davon, um auf die Ankunft des ungebetenen Gastes zu warten.
    Das Warten dauerte nicht lange. Alexios hatte gerade erst sein Staatsgewand angelegt, als ihm ein Diener von Niketas' Rückkehr berichtete. Der Kaiser verließ die inneren Gemächer und ging in den Audienzsaal, wo er das Podium bestieg und sich auf den Thron setzte. Auf einem purpurfarbenen Kissen neben ihm lag die Heilige Schrift. Der Drungarios tön poimön Dalassenos und die üblichen Höflinge und Berater standen mit ernsten,

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