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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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ein-, zweimal, dann ließen sie los. Der Felsen fiel in die Tiefe, prallte an der Klippe ab und verfehlte das Heck des Bootes nur um Haaresbreite.
    »Ruder!« rief Murdo und sprang neben Peder auf die Bank. Er packte den Riemen und zog mit aller Kraft.
    Als der dritte Fels ins Wasser fiel, hatte sich das Boot bereits wieder in Bewegung gesetzt und entfernte sich langsam von den Klippen. Noch zwei weitere Felsen wurden geworfen, doch sie landeten immer weiter entfernt, und Murdo wußte, daß sie nun außer Reichweite der Feinde waren.
    Als sie den Ausgang der Bucht erreichten, zog Peder den Riemen ein, eilte zum Steuer und rief: »Segel setzen, Junge!«
    Murdo sprang zum Mast, löste die Leine und zog sie Richtung Bug. Die Segelstange hob sich nur langsam, doch schließlich schwenkte sie herum, und das Segel entfaltete sich. Murdo zog noch ein wenig mehr, bis die Stange die Mastspitze erreicht hatte, dann sicherte er die Leine wieder. Ein paar quälende Augenblicke lang schlug das Segel lustlos gegen den Mast; doch Peder drehte das Boot in den Wind, und als sie die Bucht hinter sich ließen, blähte es sich plötzlich, und das Boot wurde nach vorne gegen die Wellen geworfen.
    »Hurra!« rief Peder. »Hurra!«
    Verschwitzt und erschöpft beobachtete Murdo, wie die Gestalten am Ufer immer kleiner wurden, und selbst als er sie nicht mehr sehen konnte, blickte er noch immer zur Insel zurück. Niamh trat neben ihn. Keiner von ihnen sagte ein Wort, bis Peder zu wissen verlangte, welchen Kurs er einschlagen sollte.
    »Hrolfsey«, antwortete Niamh. »Wir werden nach Cnoc Carrach zurückkehren. Hoffentlich kommen wir noch rechtzeitig, um sie zu warnen.«
    »Sie werden sich auch dieses Land genommen haben«, erklärte Mur-do. »Sie haben sich alles genommen.«
    »Vielleicht ja, vielleicht nein«, erwiderte seine Mutter. »Aber ich weiß nicht, was wir sonst tun sollten.«

    ugo, Graf von Vermandois, erreichte Konstantinopel weit vor seiner Armee. Aufgrund eines Schiffbruchs hatte der unglückliche junge Edelmann sein Pferd, seine Rüstung, einige hundert gute Männer und den Großteil seines Geldes verloren, und deshalb war er mehr als erleichtert, als zwei Tage später die kaiserliche Eskorte eintraf. Während er so rasch wie möglich in die Hauptstadt gebracht wurde, marschierte seine Armee, versorgt von den Byzantinern und geführt von einer Abteilung Petschenegen, durch Makedonien und Thrakien.
    Die Exkubiten eilten mit ihrem edlen Schützling über die egna-tinische Straße und durch das Goldene Tor in die prächtigste Stadt, die Graf Hugo jemals gesehen hatte. Hier gab es Gebäude von solcher Größe und Pracht, daß dagegen die Burgen seines Bruders Philipp, König der Franken, wie Kuhställe wirkten.
    Hugo sah Männer in langen Gewändern aus den kostbarsten Materialien und Frauen, die, mit Gold und Juwelen behangen, allein und unbewaffnet über die Straße gingen. Er sah Männer auf edlen Rössern und Frauen, die auf Stühlen von Sklaven durch die Stadt getragen wurden, die besser gekleidet waren als er selbst. An jeder Ecke entdeckte er neue Wunder: Kirchen mit Kuppeln aus funkelndem Kupfer und Kuppelkreuzen aus Gold und Silber, Basiliken aus glasierten Ziegeln, Statuen von Kaisern - einige aus Stein, andere aus Bronze - und Siegessäulen und Triumphbögen, die von Feldherren und Eroberungen kündeten, von denen im Westen niemand etwas wußte; lange, breite, mit Steinen gepflasterte Alleen liefen von runden Plätzen in alle Richtungen, so weit das Auge reichte...
    Graf Hugo hatte jedoch keine Gelegenheit, all das in sich aufzunehmen, denn man führte ihn auf direktem Weg zum Palast des Kaisers, wo er außer Atem von der schnellen Reise und überwältigt von der Pracht der Stadt augenblicklich in den kaiserlichen Thronsaal gebracht wurde. Dort wurde er von Gottes Stellvertreter auf Erden, dem Kaiser der gesamten Christenheit, Alexios Komnenos, empfangen, der auf einem Thron aus massivem Gold saß.
    Der Magister Officiorum bedeutete dem jungen Grafen, daß er sich vor dem Thron niederzuwerfen habe. Das tat Hugo auch und preßte die erhitzte Stirn auf den kalten Marmorboden und fühlte nur Erleichterung und Dankbarkeit.
    »Steht auf, Graf Hugo«, befahl der Kaiser freundlich und in makellosem Latein. »Wir haben von Eurem unglücklichen Schicksal gehört. Bitte, nehmt dies als kleines Zeichen Unseres Mitgefühls.«
    Der Kaiser hob die Hand, und ein halbes Dutzend Waräger trat vor, jeder mit einem Rüstungsteil in der

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