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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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Hand, das er dem beeindruckten Grafen vor die Füße legte. Graf Hugo blickte auf einen edlen, neuen Kettenharnisch und einen stählernen Helm; daneben lagen ein prächtiges Schwert mitsamt Gürtel, Scheide und passendem Dolch und eine lange Lanze mit funkelnder Spitze. Ein robuster Rundschild mit einem Dorn auf dem Schildbuckel wurde als letztes gereicht.
    »Mein Herr und Kaiser, ich danke Euch«, erklärte Hugo begeistert. »Eure Großmut und Eure Freundlichkeit überwältigen mich.«

»Ich hoffe, Ihr werdet Uns die Ehre erweisen und während Eures Aufenthalts in der Stadt Unser Gast sein«, sagte Alexios.
    »Ich bin Euer untertänigster Diener, mein Herr und Kaiser«, erwiderte Hugo, der sein Glück noch nicht so recht fassen konnte. Nach dem katastrophalen Anfang schien die Pilgerfahrt sich doch noch zum Guten zu wenden. »Mir genügt jedoch ein bescheidenes Bett in einer nahe gelegenen Abtei, mein Herr. Meine Bedürfnisse sind schlicht.«
    »Ich bitte Euch«, lockte der Kaiser freundlich. »Ihr seid ein geachteter Gast. Wir können nicht zulassen, daß Ihr alleine durch die Straßen wandert. Selbstverständlich werdet Ihr hier im Palast wohnen.«
    Hugo nahm das Angebot dankbar an. »Nichts würde mir mehr gefallen, mein Herr und Kaiser.«
    »Dann soll es so sein«, sagte Alexios. »Magister, führt Unseren Freund in die Gemächer, die Wir für ihn haben vorbereiten lassen. Wir erwarten ihn heute abend an Unserer Tafel, wo wir einen Becher Wein zusammen trinken werden und er Uns von seinen Abenteuern berichten kann.«
    Noch immer überwältigt von der glücklichen Wendung, welche die Ereignisse genommen hatten, verneigte sich Hugo und zog sich rückwärts vom Thron zurück. Als er den verzierten Marmorschirm vor der Tür erreichte, drehte er sich um und folgte dem Magister Officiorum aus dem Thronsaal.
    Nachdem er gegangen und die Tür wieder geschlossen war, trat der Drungarios tön poimön Dalassenos neben den Thron. »Kann man ihm vertrauen, Basileus?«
    Alexios preßte die Fingerspitzen aufeinander und lehnte sich zurück. »Ich glaube schon, aber das wird die Zeit zeigen«, antwortete er und klopfte sich nachdenklich mit den Fingern auf die Lippen. »Auf jeden Fall wird es leichter sein, mit den anderen, die da kommen, zu verhandeln, wenn ich einen Verbündeten unter den Herren des Westens habe. Dieser hier ist harmlos, glaube ich. Er ist der Bruder des fränkischen Königs; er hat all seinen Besitz bei einem Schiffbruch verloren, und deshalb ist er in Not. Wir werden ihn uns verpflichten und sehen, ob er seine Schulden bezahlt.« Der Kaiser drehte sich zu seinem Drungarios um und fragte: »Wie viele Soldaten sind ihm geblieben?«
    »Nur ein paar tausend«, antwortete Dalassenos. Der Kaiser blickte ihn streng an, und so korrigierte sich der Offizier. »Viertausend Berittene und vielleicht noch einmal halb soviel an Fußvolk. Sie dürften Konstantinopel in den nächsten drei, vier Wochen erreichen.«
    »Die anderen werden bis dahin schon längst eingetroffen sein«, bemerkte Alexios bedrückt.
    »Ja, Basileus«, bestätigte Dalassenos. »Unsere Petschenegen-Kundschafter haben berichtet, daß sie nur noch zehn Tagesmärsche von der Stadt entfernt sind.«
    »Zehn Tage.« Alexios runzelte die Stirn. Das war nicht viel Zeit. »Nun, wir können sowieso nichts dagegen unternehmen. Wir müssen sie nehmen, wie sie kommen, und mit Gottes Hilfe werden wir schon mit ihnen fertig werden.«
    Zwei Tage später, nachdem man ihm ein edles Roß aus den kaiserlichen Ställen geschenkt, ihn durchgefüttert und ihm die Reich-tümer Konstantinopels gezeigt hatte, wurde ein noch immer staunender Graf Hugo erneut vor den Thron geführt. Als er den Saal betrat, sah er den Kaiser in ein prächtiges purpurnes Gewand gehüllt und umgeben von seiner warägischen Leibwache, die Helme mit Pferdeschwänzen trug und Lanzen mit breiter Klinge.
    »In Christi Namen grüßen Wir Euch, Graf Hugo«, sagte der Kaiser. »Kommt näher, mein Freund, und Wir wollen Euch sagen, was Unsere Gedanken die letzten Tage beschäftigt hat.«
    »Wie es Euch gefällt, mein Herr und Kaiser«, erwiderte Hugo, der von dem freundlichen und zuvorkommenden Alexios geradezu betört war. Er trat vor den Thron und wartete darauf, daß ihn sein Wohltäter mit seiner Weisheit beglücken würde, und blickte von Zeit zu Zeit auf die furchteinflößenden, riesigen Waräger, die schweigend ein paar Schritte hinter dem Thron standen.
    »Wir haben über diese Pilgerfahrt

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