Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
Vom Netzwerk:
fragte Niamh. Die Nachricht hatte sie derart entsetzt, daß sie Mühe hatte, ihre Stimme ruhig zu halten.
    »Das werde ich dir später erklären.« Mit diesen Worten drehte er sich um und ging davon. »Wartet hier.«
    »Murdo, nein!« schrie Niamh, während sie gleichzeitig über den Mut ihres Sohnes staunte.
    »Ich werde Hin finden«, rief er zurück. »Hilf Peder, das Segel klarzumachen. Legt ab, sobald ihr uns auf den Klippen seht.«
    Murdo erreichte den Tumulus und rief erneut nach Hin. Da er auch diesmal keine Antwort erhielt, ging er um den Hügel herum und blickte zum Bu hinunter. Während sein Blick über die leeren Felder schweifte, hörte er in der Ferne einen Ruf und sah Hin, der ihm mit Jötun an der Seite entgegenkam.
    Murdo trat hinter dem Grab hervor, formte die Hände vor dem Mund zu einem Trichter und rief Hin zu, er solle sich beeilen. Doch noch während sein Ruf durch die Luft hallte, erschienen die Eindringlinge: vier große, mit Wurfspeeren bewaffnete Männer.
    Sie näherten sich Hin immer mehr, aber Murdo schätzte, daß er die Bucht wohl noch erreichen würde, bevor die Verfolger ihn stellen konnten. »Lauf!« rief er. »Sie sind hinter dir her, Mann! Lauf um dein Leben!«
    Hin senkte den Kopf und rannte so schnell er konnte. Auch Jö-tun beschleunigte seinen Schritt, als er seinen Herrn erblickte. Mur-do dachte kurz darüber nach, zur Bucht zurückzukehren, um bei der Vorbereitung des Bootes zu helfen, doch er konnte sich von der Jagd vor ihm nicht losreißen. Zwar konnte er Hin nicht helfen, aber er konnte auch nicht gehen.
    »Schneller!« schrie er.
    Murdo blickte über die Klippen zu der versteckten Bucht, hin und her gerissen zwischen Bleiben und Gehen. Er drehte sich gerade noch rechtzeitig wieder zu Hin um, um zu sehen, wie dieser stolperte und der Länge nach zu Boden fiel. »Steh auf!« schrie Murdo und rannte auf seinen gefallenen Freund zu.
    Hin war sofort wieder auf den Beinen und begann erneut zu laufen. Die wilden Schreie der Verfolger hallten durch die Luft, und Murdo rief dem Diener Mut zu und eilte mit leeren Händen zu dessen Rettung.
    Er war jedoch erst wenige Schritt weit gekommen, als der ungeschickte Hin es wagte, einen Blick zurückzuwerfen und erneut stürzte. Wieder sprang er auf und rannte weiter, doch diesmal kam er nicht mehr so schnell voran; seine Schritte wurden zunehmend schwerer. Einer der vorderen Verfolger erkannte die Gelegenheit, riß den Arm zurück und schleuderte den Speer. Die Waffe landete nur wenige Handbreit von Hin entfernt.
    Murdo verfluchte die Feigheit des tumben Schlägers und rief Hin erneut zu, er solle sich beeilen. Noch bevor er wieder Luft holen konnte, flog bereits ein zweiter Speer heran. Murdo beobachtete, wie sich erneut eine tödliche Spitze unmittelbar hinter seinem Freund in den Boden bohrte. Hin rannte weiter.
    »Hin! Jötun!« rief Murdo. Inzwischen konnte er Hins Gesicht sehen, und er wußte, daß der junge Diener verletzt war. »Kommt, ihr beiden! Das Boot wartet!«
    Murdo sah nicht, wie der dritte Speer geschleudert wurde - nur das grausame Funkeln der Spitze in der Luft und dann Hins entsetztes Gesicht, als die Waffe ihr Ziel traf. Die Wucht des Aufpralls ließ den jungen Mann ein paar Schritte nach vorne stolpern, bevor er zu Boden stürzte.
    Murdo blieb stehen und starrte entsetzt auf den Speerschaft, der aus Hins Rücken ragte. Auch Jötun spürte die Not des Menschen an seiner Seite. Der große Hund drehte sich um und packte den Schaft mit den Zähnen, als wolle er ihn dem Unglücklichen aus dem Rücken reißen.
    Hin versuchte aufzustehen. Er stemmte sich hoch und blickte zu Murdo. Das Gesicht totenbleich, die Augen weit aufgerissen versuchte der schwer verwundete Diener, den Mund zu öffnen, doch er brach zusammen, und dann fielen die Feinde über ihn her.
    Murdo wirbelte herum und blickte nicht mehr zurück - noch nicht einmal, als er das Triumphgeheul der Sieger hörte. Die Welt verschwamm vor seinen Augen - Gras, Felsen, Meer, Himmel -; alles verschmolz miteinander, und Murdo rannte, wie er noch nie in seinem Leben gerannt war. Zorn und Furcht verliehen ihm Flügel. Er rannte mit Tränen in den Augen und einem Fluch auf den Lippen.
    Als er die Bucht erreichte, stürzte er sich kopfüber den steilen Pfad hinunter und rief: »Los! Los! Los!«
    Das Boot war ein Dutzend Schritte vom Ufer entfernt, und Peder hatte es bereits gewendet, so das der Bug aufs Meer hinaus wies.
    »Los!« schrie Murdo und sah, wie die Riemen ins

Weitere Kostenlose Bücher