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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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schwärmten. Wie so viele Barbaren vor ihnen, so glaubten auch diese Lateiner, daß sie das Reich zu Fall bringen konnten, indem sie die Tore von Konstantinopel niederrissen.
    »Es scheint sich nicht um einen organisierten Angriff zu handeln, Basileus«, antwortete der junge Drungarios. »Tatsächlich scheint die Hauptstreitmacht sich sogar zurückzuziehen.« Er deutete auf den Fluß, an dessen Südufer Kreuzfahrer entlangmarschierten. Jenseits der alten Salzmarschen war auf ganzen Abschnitten kein einziges Römerzelt mehr zu sehen, und noch immer waren an vielen Stellen Männer damit beschäftigt, ihre Behausungen abzubauen. Die Pilgerarmee war auf dem Marsch.
    »Sie könnten versuchen, sich in eine bessere Ausgangsposition für eine Belagerung zu bringen«, bemerkte Dalassenos. »Oder vielleicht wollen sie den Fluß überqueren und die Stadt von Osten her angreifen.«
    »Von jenseits des Flusses?« Alexios schüttelte den Kopf. »Das ergibt keinen Sinn.«
    »Wie dem auch sei«, erwiderte Dalassenos, »wir könnten die Streitmacht vor dem Tor besiegen, bevor die anderen den Angriff auch nur bemerken.«
    In diesem Augenblick erschien im Laufschritt ein Stratege. »Die Bogenschützen sind bereit«, meldete er. »Sie erwarten Eure Befehle.«
    Der Kaiser wandte sich vom Tor ab und blickte über die Schlägerei hinweg. Ein dichter Rauchschleier hing über dem Markt, wo der Streit seinen Ausgang genommen hatte. Auf dem Markt - oder auf dem, was von ihm übrig war - herrschte vollkommenes Chaos: Die hölzernen Stände der Markthändler waren zerschlagen worden, und die Bruchstücke lagen überall verteilt; zerstörte Waren waren in den Staub getrampelt worden. Hier und da humpelten Verwundete verloren durch die Verwüstung, und zwei oder drei Leichen lagen noch immer zwischen den Trümmern, um die sich bisher niemand gekümmert hatte, obwohl mehrere andere bereits auf Karren verladen worden waren, die man nun eiligst zu einer kleinen Kirche in der Nähe brachte.
    »Soll ich den Befehl zum Angriff geben?«
    »Laßt ein paarmal über ihre Köpfe hinwegschießen«, befahl Ale-xios. »Treibt sie vom Tor zurück.« Dann wandte er sich an die Ex-kubiten hinter ihm. »Wir brauchen ein Pferd, und bringt auch eins für den Drungarios. Gebt Uns Bescheid, wenn die Unsterblichen eingetroffen sind.«
    »Basileus?« fragte der Drungarios ein wenig verwirrt. »Die Unsterblichen werden mit Leichtigkeit mit ihnen fertig. Es gibt keinen Grund, warum Ihr Euch persönlich in Gefahr begeben müßtet. Gestattet mir, Euch Bericht zu erstatten, wenn die Römer sich ergeben haben.«
    »Nein, Dalassenos, ich will, daß die Römer mich sehen, wie ich meine Truppen in die Schlacht führe, damit sie wissen, wer es ist, der von ihnen den Treueid verlangt. Wir werden sie in ihrem eigenen Lager schlagen, und sie werden den Treueid unterzeichnen«, sagte er und drückte seinem Verwandten das Pergament in die Hand. Dann drehte er sich wieder zum Fluß um und blickte auf die langen Reihen der Kreuzfahrer, die über die Ufer marschierten, und schüttelte verwirrt den Kopf. »Das ist wirklich unangenehm. Ich wüßte nur allzu gerne, was sie vorhaben.«
    Wenige Augenblicke später kam die Nachricht, daß die Unsterblichen eingetroffen seien und vor dem Tor warteten. Alexios und Dalassenos stiegen von der Mauer herunter, um sich der Elite des Reiches anzuschließen.
    Unten angekommen, nahmen sie ihre Plätze an der Spitze der Truppen ein, und der Kaiser gab noch einige letzte Befehle; dann drehte er sich zur Mauer um, und winkte seinem Strategen, der daraufhin den Bogenschützen befahl, den Kampf zu eröffnen.
    »Öffnet die Tore!« befahl Alexios.
    Die Torleute setzten die schweren Winden in Gang. Ein lautes Stöhnen ertönte, als die riesigen Torflügel langsam auseinander schwangen.
    Begleitet von seinem Drungarios tön poimön, einhundert berittenen Unsterblichen und fünfundsiebzig Warägern zu Fuß stürzte sich Alexios in den Kampf. Die Pilger, die von den Bogenschützen vom Tor zurückgetrieben worden waren, standen dicht gedrängt am anderen Ende der Brücke, jenseits des Trockengrabens vor der Mauer. Im selben Augenblick, da das Tor geöffnet wurde, stürmten sie geschlossen vor, doch nur um sofort wieder von den Berittenen zurückgeworfen zu werden.
    Als die Pferde über die Brücke herandonnerten, hielten die Kreuzfahrer in ihrem Vormarsch inne. Wütende Kriegsschreie verwandelten sich in Rufe des Entsetzens, als die vordersten Reihen dem Druck von

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