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Der Sohn des Sehers 01 - Nomade

Titel: Der Sohn des Sehers 01 - Nomade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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wohlbehalten
zu Hause anlangt. Dieser Klan hat schon genug Männer verloren. Und nun reite! Achte darauf, dass du der Stadt nicht zu nahe kommst, aber halte dich auch fern vom Hafen. Noch schützt uns das Wort des Malk, aber du musst dich beeilen.«
    Mabak nickte aufgeregt. Er nahm sich kaum die Zeit, sich von seinem besorgten Großvater zu verabschieden, dann preschte er davon. Awin sah ihm nach. Wind trieb Staub und Rauch über die trockene Ebene. Raik Utu mochte von den Toten auferstanden sein, um seine Stadt vor dem Feuer zu retten, aber offenbar hatte er einige Brände übersehen. Dann wandte Awin sich ab. Er hatte genug von den Städten der Akkesch.
     
    Sie ritten schweigend zwischen den Gehöften. Immer noch lag Totenstille über dem Land, und von den Bewohnern war nichts zu sehen. Awin fühlte sich plötzlich von den fruchtbaren Feldern und grünen Dattelhainen eingezwängt. Sie überquerten den Graben, an dem sie auf dem Hinweg ihre Pferde getränkt hatten. Dann endlich öffnete sich vor ihnen die weite, kahle Ebene Naqadh. Awin erinnerte sich daran, dass sie ihm vor wenigen Tagen erst lebensfeindlich und leer vorgekommen war, vor allem, als er sie mit dem üppigen Reichtum des Landes am Dhanis verglichen hatte. Jetzt erschien ihm die unbegrenzte Weite schön und verlockend. Staubwolken trieben darüber, aber immer noch war der Wind nicht zu dem Sturm geworden, den sie schon den ganzen Tag erwarteten. Sie verließen die Felder und folgten der langen Linie, die die unzähligen Karawanen in den harten Boden getreten hatten. Die Eisenstraße hatte sie wieder. Awin erinnerte sich, mit wie viel Zuversicht sie erst vor zwei Tagen hier angekommen waren. Und nun zogen sie ab, niedergeschlagen und mutlos. Keines ihrer Ziele hatten sie erreicht. Der Feind war entkommen, und der Heolin schien verloren.

    »Ich denke, der Feind hat ihn noch«, meinte der dicke Bale, »und mit etwas Glück reitet er Auryd oder Harmin in die Arme.«
    »Das glaube ich nicht, Bale«, widersprach Harbod, »wenn ich Curru richtig verstanden habe, haben sie bei ihrem Besuch in der Stadt doch verraten, dass unsere Männer ihn auch in Albho und Kaldhaik-Nef suchen. Nun wird er dort nicht hingehen.«
    Bale und Harbod ritten vor Awin, denn er gehörte jetzt zu den Yamanoi. Eigentlich hatte er erwartet, dass noch eine Weihezeremonie erfolgen würde. Er hatte Curru danach gefragt, aber der hatte ihn nur finster angestarrt und gesagt: »Hast du keine anderen Sorgen? Wie es aussieht, halten dich die anderen nun für einen Seher, und ich bin es leid, mich gegen sie zu stellen, auch wenn ich denke, dass du immer noch zu vieles nicht weißt. Nenne dich also Seher, mein Junge, wir werden sehen, ob dir dieser Ehrgeiz bekommt.«
    Mewe hatte ihm dann nahegelegt, sich auch, seinem neuen Rang entsprechend, bei den Yamanoi einzureihen: »Es ist nicht gut, wenn die Ordnung im Sger verloren geht, Awin, es ist so schon schlimm genug.«
    Awin ritt nun also zwischen den erfahrenen Kriegern und fühlte sich fremd. Neben ihm ritt ein Krieger aus dem Fuchs-Klan, Skyt mit Namen, der nicht unfreundlich, aber schweigsam war. Er war nicht viel älter als Awin, und er musste sich auf irgendeine Weise ausgezeichnet haben, denn für die Yamanoi war er eigentlich noch zu jung. Awin nahm sich vor, ihn danach zu fragen, später, wenn die Düsternis, die schwer auf dem gesamten Sger lastete, gewichen war. Der Yaman ritt immer noch an der Spitze des Zuges, und neben ihm hatte Curru seinen angestammten Platz eingenommen. Harbod hatte freiwillig darauf verzichtet. Danach folgte Eri, der die beiden Packpferde führte, die nun eine besondere Last hinter sich her zogen. Niemand wollte neben ihm reiten. Auch Merege hatte sich wieder in den
Sger eingereiht. Niemand hatte sie darum gebeten, es hatte sie aber auch niemand daran gehindert. Seit Awin erklärt hatte, dass ihre Anwesenheit für den Sger wichtig sei, schienen die Hakul sie endlich zu akzeptieren. Zu Awins Erstaunen verstand sie sich gut mit Tuwin. Dieser ritt neben ihr und wich ihr die meiste Zeit nicht von der Seite. Am späten Abend, als sie endlich lagerten, erfuhr Awin den Grund: »Weißt du, Awin, ich bin Schmied, wie mein Vater und mein Großvater vor mir und wie, wenn die Hüter es wollen, meine Tochter Wela nach mir. Und jeder Schmied, der etwas taugt, ist ein wenig besser als seine Vorgänger, lernt etwas Neues, fügt der Kunst etwas hinzu. Ich kann also mit Fug und Recht behaupten, dass meine Schwerter etwas taugen.

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