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Der Sohn des Sehers 01 - Nomade

Titel: Der Sohn des Sehers 01 - Nomade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Weißt du, warum ich nur noch Sichelschwerter fertige?«
    »Nein, Meister Tuwin«, antwortete Awin, der sich einfach nicht abgewöhnen konnte, die anderen Yamanoi Meister zu nennen.
    »Sie sind widerstandsfähiger, denn der Bogen der Klinge gibt ihnen mehr Festigkeit. Es sind keine Eisenklingen, das gebe ich zu, doch ein gutes Sichelschwert kann gegen eine eiserne Klinge durchaus bestehen. Es zerbricht nicht!«
    Jetzt wusste Awin endlich, worauf der Schmied hinauswollte. Eris zerbrochenes Schwert ließ ihm keine Ruhe.
    Der Schmied fuhr fort: »Und nun kommt diese Kariwa, ein schmächtiges Mädchen, und zerschlägt dieses prachtvolle Schwert, das ich erst vor zwei Jahren für den Sohn des Yamans geschmiedet habe. Ich glaube nicht, dass es bei den Hakul viele Bronzeschwerter gibt, die besser sind. Sie hat mir ihr Schwert gezeigt - Awin, so etwas habe ich noch nicht gesehen. Es ist schmal, viel schmaler als die plumpen Eisenklingen der Akkesch. Aber es ist scharf, stark und doch biegsam. Und dieses Mädchen versichert mir, dass ihr Schwert in ihrem Volk nichts Besonderes sei!«

    »Aber was ist denn das Geheimnis dieses Schwertes, Meister Tuwin?«, fragte Awin neugierig.
    Tuwin seufzte. »Leider weiß sie nicht viel über diese Kunst. Aber es scheint, dass die Schmiede der Kariwa ihre Waffen in einer Glut fertigen, die aus Feuerbergen stammt und heißer ist als alles, was meine armselige Esse zu Stande bringt. Merege meinte, es sei dasselbe Feuer, in dem Brond einst den Grund der Welt geschmiedet habe. Ich würde diese Glut zu gerne einmal sehen, glaubst du mir das, mein Freund?«
    »Natürlich, Meister Tuwin«, antwortete Awin.
    Nach dem Essen rief Yaman Aryak ihn zu sich. Die Yamanoi seines Klans waren bei ihm. Ihre Mienen waren ernst. Awin fragte sich, was das zu bedeuten hatte. Aryak sah Awin nachdenklich an, dann sagte er: »Ich habe bemerkt, dass du nun unter den Yamanoi reitest, Awin, Kawets Sohn.«
    Awin errötete - hatte er etwas falsch gemacht?
    »Du weißt, dass die Yamanoi sich dem Feind stellen. Sie kämpfen nicht nur mit Pfeil und Bogen wie die Jungkrieger, die den Feind zermürben, nein, mit dem Speer in der Hand reiten sie dem Feind entgegen. Wie ich sehe, hast du aber keinen Speer, und ich sage, dass es nicht sein kann, dass ein Mann ohne diese Waffe unter den Yamanoi reitet.«
    Awin erbleichte. Er besaß doch keinen Speer. Wollte ihm Aryak daraus nun einen Vorwurf machen? Oder ihn gar wieder aus dem Kreis der Yamanoi ausschließen? Er sah in die Gesichter der Männer, die um den Yaman herumstanden. Da waren Curru, Bale, Mewe und Tuwin, der sich auf einen Speer stützte. Sie blickten ernst. Dann gab der Yaman Tuwin einen Wink, und dieser reichte ihm den Speer. »Dies, junger Seher, ist der Speer meines Sohnes Ech. Ich selbst habe ihm diese Waffe geschenkt. Er braucht sie nun nicht mehr.« Der Yaman verstummte kurz, dann hatte er sich wieder gefasst und fuhr fort. »Ich weiß, dass
Ech dich schätzte, und ich denke, er wird einverstanden sein, dass du diese Waffe nun an seiner Stelle führst. Möge sie dir mehr Glück bringen als ihm.«
    Awin wusste nicht, was er sagen sollte. Er nahm dem Yaman den Speer aus den Händen und stotterte verlegen ein paar Dankesworte. Der Yaman nickte, stand auf und ging. Curru folgte ihm. Tuwin grinste und schlug Awin auf die Schulter. »Wenn wir wieder in der Heimat sind, werde ich einen Maskenhelm für dich fertigen, junger Yamanoi. Aber deinen Blutdolch, den musst du dir trotzdem erst verdienen.«
     
    »Ihr seid ein seltsames Volk«, sagte Merege, als sie sich neben ihm auf dem harten Wüstenboden ausstreckte.
    Awin hatte sich schon fest in seinen Umhang gewickelt, um dem lästigen Wind und Staub zu entgehen. Die Speerleite. Der Yaman hatte ihm seinen Speer verliehen. Nun gehörte er wirklich zu den Yamanoi. Das war normalerweise ein großer Tag für einen jungen Hakul. Doch Awin fühlte sich eigenartig, denn er konnte nicht vergessen, wessen Speer er von nun an tragen würde. Er antwortete Merege nicht, denn er wollte sich gerade jetzt nicht auf ein Gespräch einlassen, das für ihn nach Meinungsverschiedenheiten roch, aber sie fuhr unbeirrt fort: »Der junge Marwi war nur verwundet, aber ihr hättet ihn zurückgelassen, weil er euch aufhielt. Nun schleppt ihr zwei Leichen mit.«
    »Es sind die Söhne des Yamans«, antwortete Awin lahm.
    »Und deshalb sind sie tot mehr wert als Marwi lebend?«
    Awin setzte sich auf. »Das sind sie sicher nicht«, erwiderte er

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