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Der Sohn des Sehers 01 - Nomade

Titel: Der Sohn des Sehers 01 - Nomade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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nicht wahr?«
    »Ich denke, sie werden ihre Pferde tränken und dann friedlich weiterziehen, falls es deine Großmut erlaubt, edler Krieger«, erwiderte Yaman Aryak und legte die Hand auf den Griff seines Sichelschwertes.
    Der Fremde sah diese Geste und ließ seinen Blick kurz über die Reihe der Krieger schweifen. Er spuckte seinen Zweig aus und sagte: »Ich erlaube es, aber haltet euch von meinen Pferden fern, das rate ich euch!« Dann riss er seinen Braunen am Zügel hart herum, brach durch das Buschwerk und sprengte davon. Sein Sohn folgte ihm.
    »Was sollen wir davon halten?«, fragte Tuwin flüsternd, als sie am Bachlauf standen und die Pferde saufen ließen.
    Der Hakul beobachtete sie. Er hatte seine Herde, sicher dreißig oder vierzig Tiere, ein Stück vom Bach weggetrieben, war aber selbst wieder näher gekommen und ließ sie nicht aus den Augen. Der zweite Reiter umkreiste die Herde zusammen mit einem weiteren Jungen, der kaum älter war. Awin vermutete auch in ihm einen Sohn des fremden Hakul.
    »Sehr höflich sind sie nicht«, brummte Curru missmutig.

    »Wenigstens stellen sie keine Fragen«, meinte Tuwin.
    »Das gefällt mir nicht«, sagte Mewe.
    Auch Awin war misstrauisch. Mehr als ihren Namen hatte der Reiter nicht wissen wollen, weder nach ihrem Ziel noch nach ihren Absichten hatte er gefragt. Aber wenigstens waren sie durch das dichte Buschwerk für eine Weile Wind und Staub entronnen.
    »Die Tiere stehen gut im Futter, aber nicht alle«, meinte Bale plötzlich.
    »Was meinst du?«, fragte Tuwin.
    »Sieh doch, dort drüben der Rappe, er lässt den Kopf hängen, und sein Fell ist stumpf. Und daneben der Schecke ebenso.«
    Das Tier wirkte müde. Awin sah genauer hin. Ein Schauer erfasste ihn: »Sag, Meister Mewe, ist das nicht Anaks Schecke?«
    Der Jäger erstarrte. Der Yaman stand plötzlich neben Awin. »Bist du sicher, junger Seher?«
    An seiner statt antwortete Mewe: »Er ist es, der braune Halbmond an der Brust. Kein Zweifel.«
    Der Yaman zögerte nur ganz kurz. »Aufsitzen«, raunte er.
    Stumm folgten die Krieger seinem Befehl und formten die Schlachtreihe, ohne dass der Yaman es erst hätte befehlen müssen.
    »Ihr müsst in Eile sein, wenn ihr schon aufbrechen wollt. Eure Tiere sehen immer noch durstig aus«, rief der Fremde. Es klang höhnisch.
    Der Yaman lenkte seinen Rappen näher an den Namenlosen heran. »Sag, edler Krieger, ich habe eine Frage und die Hoffnung, dass du sie vielleicht beantworten kannst.«
    »Wenn ich dazu in der Stimmung bin, vielleicht.«
    Seine beiden Söhne beobachteten aufmerksam, was vor sich ging, blieben aber bei ihren Tieren.
    »Wir sind auf der Suche nach zwei Männern mit drei Pferden. Sind sie vielleicht hier vorbeigekommen?«

    Der Hakul grinste breit. »Vielleicht.«
    »Nein, ich bin sicher, dass sie das sind, denn ich sehe eines der Pferde dort. Es gehörte einem meiner Verwandten.«
    Noch immer schien der Hakul nicht im Geringsten beunruhigt. »Er wird es vermutlich vermissen, denn es ist ein gutes Tier.«
    »Er wurde ermordet, der Schecke gestohlen, Mann«, fuhr ihn der Yaman hart an.
    Der Fremde zuckte gleichgültig mit den Achseln, doch war zum ersten Mal so etwas wie Verunsicherung in seinen Augen zu sehen. »Das mag wohl sein, doch wusste ich davon nichts. Ich habe dieses Tier auf ehrliche Art erworben.«
    Plötzlich löste sich Ebu aus der Schlachtreihe, die Hand am Schwertgriff. »Du hast Handel getrieben mit dem Mörder meines Vetters, Hakul. Sag mir, warum ich dich nicht töten soll?«
    »Du würdest mich nicht lange überleben, Hakul!«, gab der Hirte aufgebracht zurück.
    »Ruhig, Männer, ruhig«, rief Yaman Aryak, »niemand muss hier sterben.«
    Die beiden Söhne des Hirten hatten ihre Bögen aus den Futteralen gezogen und schon einen Pfeil auf die Sehne gelegt. Aber ihr Vater gab ihnen einen Wink, und sie senkten die Waffen wieder. »Du sagst es, Yaman, niemand muss hier sterben, aber lass dir gesagt sein, dass keiner von euch seine Heimat wiedersehen würde, wenn mir oder meinen Söhnen etwas zustieße!«
    »Leere Drohungen«, schnaubte Bale verächtlich, aber der Yaman blickte ihn zornig an, und er verstummte.
    »Nun gut, Hirte, sag uns, wer diese Männer waren und was für einen Handel du mit ihnen abgeschlossen hast. Dann wird dir nichts geschehen.«
    Der fremde Hakul zögerte, aber schließlich antwortete er unwillig: »Fremde waren es, ein Mann aus dem Süden mit
einem Knaben, jünger noch als meine Söhne, aber von kräftiger Gestalt.

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