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Der Sohn des Sehers 01 - Nomade

Titel: Der Sohn des Sehers 01 - Nomade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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anstrengend, und ich brauche Ruhe. Denke noch einmal über mein Angebot nach. Und überlege dir die Antwort gut, das möchte ich dir nur raten.« Dann drehte sie sich um und ging auf die andere Seite des Wagens. Merege erhob sich wortlos und folgte ihr. Die Hakul blieben verblüfft zurück. Es war unhöflich von ihren Gastgeberinnen, mitten im Mahl einfach zu verschwinden. Ratlos starrten sie einander an. Nur Bale war noch mit seinen Brassen beschäftigt. Awin bezweifelte, dass er irgendetwas von dem Gespräch mitbekommen hatte.
    Der Yaman klatschte in die Hände. »Es ist genug, ihr Männer. Dieses Mahl ist beendet. Schlaft, wenn ihr könnt, denn dies wird die letzte ruhige Nacht für viele Tage sein. Tuwin, teile Wachen ein. Curru, Mewe und ja, auch Awin, kommt, wir haben etwas zu bereden.«
    Awin war überrascht, aber auch dankbar für diese Einladung, denn sie bedeutete, dass Tuwin ihn nicht zur Wache einteilen konnte.

    »Dieses Weib ist mir ein Rätsel«, eröffnete der Yaman ihre Beratung.
    »Vielleicht hätten wir sie doch töten sollen«, brummte Curru.
    »Ich bezweifle, dass wir das können«, meinte Mewe. »Diese Alte hat Macht, so viel ist sicher. Wie wäre sie sonst vor uns hier eingetroffen? Und ihre Augen - sie sind fast weiß. Vielleicht stimmt, was man sagt, und die Kariwa bestehen wirklich zur Hälfte aus Eis.«
    »Mir ist gleich, woraus sie bestehen, ihr Männer, ich weiß nur, dass ich die Alte nicht zum Feind haben möchte. Und deshalb habe ich euch gerufen«, sagte der Yaman.
    Offensichtlich spielte der Yaman auf das Angebot der Alten an. Auch Curru schien das so zu verstehen. Was er sagte, klang, als sei es ein Gesetz: »Wir können das junge Weib nicht mitnehmen!«
    »Ich sehe das ebenso, alter Freund. Auf einem Kriegszug hat ein Weib nichts verloren. Habt ihr die Blicke der jungen Männer gesehen? Jetzt haben sie noch Angst, aber das würde sich bald legen. Mord und Totschlag wären die Folge, wenn sie zwischen ihnen ritte.«
    »Und ich sehe, dass sie Zauberkräfte hat«, warf Curru ein.
    »Du siehst es?«, fragte Mewe ehrfürchtig.
    Awin dachte an das Ereignis vom Knochenwasser, als Ebu abgeworfen worden war. Es war nicht schwer, dahinter Zauberkräfte zu vermuten. Er begriff aber auch, dass Curru seine Worte mit Bedacht gewählt hatte, denn es war keine Meinung oder Vermutung, wenn er etwas »sah«, es war eine Feststellung.
    »Ich sehe es, und ich bin sicher, auch mein Schüler Awin würde es sehen, wenn er nicht ganz andere Dinge im Kopf hätte, ist es nicht so?«
    »Ja, Meister«, stotterte Awin verlegen.
    »Andererseits wäre es vielleicht gar nicht schlecht, eine
Zauberin an unserer Seite zu haben, wenn wir in das Land der Akkesch reiten«, meinte Mewe plötzlich.
    Curru schnaubte verächtlich. »Mewe, du bist ein kluger Mann, aber du redest hier von Dingen, die eher die Seher als die Jäger verstehen. Ein Zauberer ist immer nur auf seiner eigenen Seite, nie ist er ein verlässlicher Verbündeter. Sehe denn nur ich, dass die Alte ihre eigenen Ziele verfolgt? Oder glaubt ihr, sie macht uns dieses Angebot aus reiner Freundlichkeit?«
    In diesem Punkt hatte Curru unbestritten Recht, das musste Awin zugeben. Aber was versprach sich die Alte nur davon?
    »Der Heolin«, rief der alte Seher plötzlich. »Natürlich, sie wollen den Lichtstein von uns stehlen. Ja, vielleicht waren sie nur deshalb in der Slahan, aber ein anderer kam ihnen zuvor, oder - ja, der Mann, den wir suchen, war ihr Verbündeter, aber er hat sie betrogen. So muss es sein, das würde alles erklären.«
    »Fast alles«, brummte Mewe und fuhr fort: »Wenn sie die Slahan in einem Ochsenkarren schneller als jeder Reiter durchqueren kann, wieso hat sie dann den Fremden nicht eingeholt?«
    »Ich glaube«, meinte der Yaman schließlich, »wir können noch lange hin und her überlegen, wir werden nie sicher wissen, was die Kariwa vorhaben. Wir wissen aber, dass sie über Zauberkräfte verfügen und dass wir sie nicht verärgern sollten. Und ihr habt gehört, dass ihr Angebot beinahe eine Drohung war.«
    Awin glaubte nicht, dass die beiden Frauen Böses im Schilde führten. Sie waren geheimnisvoll, das sicher, aber er hatte bisher nichts an ihnen erkannt, was auf Falschheit hindeutete.
    »Du willst das Mädchen mitnehmen?«, fragte Curru ungläubig.
    »Das habe ich nicht gesagt, alter Freund«, erklärte der Yaman ruhig. »Ich suche einen Weg, ihr Angebot abzulehnen, ohne sie zu beleidigen.«
    »Sie hat kein Pferd«, meinte Mewe

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