Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Sohn des Sehers 01 - Nomade

Titel: Der Sohn des Sehers 01 - Nomade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
plötzlich. Die anderen
sahen ihn fragend an. Ungeduldig erklärte der Jäger: »Sie hat kein Pferd, also können wir sie nicht mitnehmen, selbst wenn wir wollten. Soll sie zu Fuß neben den Reitern laufen? Es kann sie auch keiner der unseren mit in den Sattel nehmen, denn das würde kein Pferd lange durchhalten.«
    »Und wenn sie verlangt, dass einer von uns zurückbleibt?«, fragte Curru. Er verstand wohl noch nicht, worauf Mewe hinauswollte. Der erklärte es ihm: »Wir bieten ihnen an, dass die junge Kariwa mitkommen kann, wenn sie ein eigenes Pferd hat.«
    Curru wirkte immer noch nicht überzeugt: »Bei diesem Weib würde ich mich nicht wundern, wenn sie eines unter ihrem Karren hervorzöge.«
    »Das mag sein, alter Freund, aber Mewes Vorschlag ist gut. So werden wir es machen«, sagte der Yaman. Und damit war die Angelegenheit entschieden.
     
    Awin blieb tatsächlich vom Wachdienst verschont. Eine Entscheidung Tuwins, die nicht alle seine Waffenbrüder guthießen.
    »Ich verstehe nicht, warum man ihn schont«, sagte Ebu so laut, dass Awin es hören musste. »Würde er wenigstens als Seher taugen, dann könnte ich es verstehen. Den Hütern sei Dank, dass wir Curru haben, denn sonst würden wir wohl immer noch durch die Slahan irren, ohne auch nur zu ahnen, wohin der Feind will.«
    Awin lauschte, aber es fand sich niemand, der dem ältesten Yamanssohn widersprach. Er sagte sich, dass er nichts darauf geben sollte. Er wusste doch, dass Ebu ihn nicht mochte. Aber es half nichts, es setzte ihm trotzdem zu. Also versuchte er, an etwas anderes zu denken.
    Sie würden Merege wohl nicht mitnehmen. Irgendwie bedauerte er das. Die anderen sagten, eine Frau habe auf einem Kriegszug nichts zu suchen, und da war sicher etwas dran. Andererseits
lebten im Osten die Viramatai. Bei diesem Volk kämpften doch nur die Frauen, und sie waren gefürchtet, auch bei den Hakul. Ob Merege wirklich Zauberkräfte besaß? Die Alte sicherlich. Und warum nannte Merege die Alte Ahnmutter - war das mehr als eine Groß- oder Urgroßmutter? Über dieser Frage schlief Awin schließlich ein.
    Er fühlte den Sand - roten Sand. Alles um ihn herum war rot, Felsen und Dünen. Es war heiß, und die Sonne stach unbarmherzig vom Himmel herab. Er ritt auf einem Braunen durch die Wüste. Schweiß brannte ihm in den Augen. Die Gegend war ihm fremd. Sie waren dicht an einer Felswand. War das der Glutrücken? Vor ihm ritt ein Mann, eine hagere Gestalt, die gerade hinter einer Düne verschwand. Sein eigenes Pferd wählte den leichteren Weg und versuchte, die Düne auf halber Höhe zu umrunden. Plötzlich änderte sich alles. Der Sand geriet in Bewegung. Er sank ein. Ein Krater wuchs um ihn herum. Der Braune scheute zurück, aber seine Beine waren bereits so tief eingesunken, dass er nicht von der Stelle kam. Awin schrie, doch kein Laut kam über seine Lippen. Der andere hatte ihn trotzdem gehört. Plötzlich stand er am Rand des Kraters und rief ihm etwas zu. Ein Südländer. Awin konnte sein Gesicht nicht richtig erkennen, aber er war sicher, ja, er wusste , dass der Mann aus dem Süden stammte. Der Fremde forderte etwas Bestimmtes von ihm. Aber er verstand nicht, was es war, denn der Sand erstickte alle Geräusche. Sein Pferd sank immer tiefer ein.
    Plötzlich war er ein gutes Stück von seinem Tier entfernt. Hatte er sein Tier im Stich gelassen und war aus dem Sattel gesprungen? Wenn, dann nicht weit genug, denn der Sand schnürte ihm schon die Brust zu, er würde darin ertrinken. Er blickte über die Schulter in die angstvoll aufgerissenen Augen des Braunen. Er hatte eine große sternförmige Blesse auf der Stirn, und Awin wunderte sich, denn er kannte dieses Pferd
nicht. Der Südländer stand dort und sah stumm zu, wie Awin vom Sand verschlungen wurde. Dann sah Awin sich plötzlich selbst. Er kniete ein gutes Stück entfernt auf einer Düne und sah zu, wie er im Sand ertrank. Und neben ihm stand eine hochgewachsene Fremde mit langen schwarzen Haaren. Und obwohl sie ganz anders aussah, wusste Awin ohne jeden Zweifel, dass diese Frau Senis war. Alles wurde rot um ihn. Das war der Sand. Er schnürte ihm die Luft ab. Sein Brustkasten wurde zusammengepresst, und dann spürte er einen harten Griff an der Schulter, riss die Augen auf und starrte in das Gesicht seines Meisters. »Es ist längst Morgen, junger Freund, willst du dich nicht langsam um dein Pferd kümmern?«
    Awin starrte ihn verwirrt an. Ein Traum? Hatte er nur geträumt? Er setzte sich auf und

Weitere Kostenlose Bücher