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Der Sohn des Sehers 01 - Nomade

Titel: Der Sohn des Sehers 01 - Nomade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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ist der Stein, der eine rote Farbe hat, so wie der Stein unserer Berge eben schwarz und der der Sonnenberge grau ist. Aber es ist wahr, dass um diesen Tropfen Wasser zwischen den Wüsten schon oft gekämpft und viel Blut vergossen wurde. Sei dennoch unbesorgt, Mabak, du wirst deinen Durst dort stillen können.«
    »Wenn Horket uns lässt«, warf Tauru, der Bognersohn, ein.
    »Aber Tauru!«, rief Mabak erschrocken aus.
    Mewe warf Tauru einen tadelnden Blick zu. Dann sagte er: »Nein, Mabak, um den Heredhan müssen wir uns keine Gedanken machen. Er wird erst in einigen Tagen erfahren, was an jenem Bach geschehen ist, wenn er es überhaupt je erfährt. Wir werden ihm frühestens auf unserem Rückweg begegnen, wenn wir die Sühne schon in der Hand halten.«

    Mabak nickte halbwegs beruhigt. Awin wusste es besser. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Horket die Wahrheit herausbekommen würde. Der Heredhan würde Kundschafter aussenden, sich umhören und bald erfahren, welcher Klan seinen Sger im Sommer nach Süden geschickt hatte. Und ob sie dann den Lichtstein wirklich in den Händen hielten? Seit Tagen jagten sie dem Feind hinterher, und immer, wenn sie glaubten, ihm näher gekommen zu sein, geschah etwas, das sie wieder zurückwarf. Was, wenn Horket die Wahrheit erfuhr, während sie im fernen Serkesch waren? Würde er ihrer Spur nachjagen - oder würde er sie bei ihren Weidegründen suchen? Sie hatten Frauen und Kinder schutzlos zurückgelassen. Awin wollte den Gedanken nicht zu Ende denken und schickte ein stummes Gebet an die Schicksalsweberin, sie möge Horket in die Irre führen. Er blickte zum Himmel. Dort oben kreiste ein schwarzer Punkt.
    »Er folgt uns schon den ganzen Tag«, sagte Mewe.
    »Es ist ein Bussard, kein Geier, ein gutes Zeichen«, antwortete Awin.
    Mewe sah ihn zweifelnd an, aber dann verstand er, dass diese Bemerkung mehr den Jungkriegern als ihm selbst galt, und nickte. Die Geier, so dachten sie wohl beide, waren anderweitig beschäftigt. Vielleicht hatten sie die Leichen am Bach nicht gut genug abgedeckt.
     
    Die Landschaft veränderte sich wieder. Der Sand wurde weniger tief, und rote Steinplatten, vom Wind glatt geschliffen, bedeckten weite Teile des Bodens. Auch der Sand selbst war hier von rötlicher Farbe, und die nackten Felsen des Glut rückens kamen schnell näher. Hier und da zeigte sich Buschwerk, und dann wurzelten erste, verkrüppelte Bäume im Stein. Das Rotwasser konnte nicht mehr weit sein. Schließlich wich der Sand
ganz dem Fels, und der Hufschlag ihrer Pferde hallte von seltsam geformten Steinsäulen und -wänden, die sie bald umgaben. Der Yaman schickte Mewe ein Stück voraus. Bald kam der Jäger außer Atem zurück. »Der Feind ist nicht dort«, erklärte er, »und auch keine andere Gefahr. Aber dafür sah ich dort Menschen, mit denen ich nicht gerechnet hätte.«
    »Wer ist es?«, fragte Bale.
    »Es ist besser, ihr seht es selbst, denn ich glaube fast, dass die Götter meinen Augen einen Streich gespielt haben.«
    Und auch als der Yaman noch einmal fragte, wollte Mewe nicht mehr darüber sagen. Obwohl er erklärt hatte, dass ihnen dort keine Gefahr drohe, hieß der Yaman die Männer, sich kampfbereit zu machen. Er ermahnte sie, erst auf seinen Befehl hin anzugreifen. Er sah Eri bei diesen Worten nicht an, aber jeder wusste, an wen diese Bemerkung besonders gerichtet war. Eri ritt in der Schlachtreihe nun bei den Jungkriegern, und zwar auf Befehl seines Vaters ausgerechnet ganz außen, zur Linken Awins. Der nickte dem Jungen aufmunternd zu, aber der Blick, den er dafür erntete, lehrte ihn, den Knaben in Zukunft besser in Ruhe zu lassen. Sie rückten langsam vor. Dann öffnete sich der Kessel, in dessen Grund das Rotwasser lag - ein lang gezogenes steinernes Becken, von Büschen und Bäumen nur spärlich bewachsen. Dort unten stand ein schwerer, vierrädriger Wagen. Eine bucklige, weißhaarige Gestalt saß dort an einem Feuer und briet in aller Seelenruhe einige Fische.
    »Das ist unmöglich«, flüsterte Tuwin heiser.
    »Wie kann ein Ochsenkarren schneller sein als die Pferde der Hakul?«, fragte Bale tonlos.
    »Hexerei«, murmelte Tauru, Tuges Sohn, der zur Rechten Awins ritt.
    Auch Awin selbst konnte kaum glauben, was er da sah. Es war Senis, ohne Zweifel, aber sie konnte nicht hier sein. Jetzt trat
Merege hinter dem Wagen hervor. Sie brachte in einem Netz weitere Fische zum Feuer.
    »Wer nimmt denn ein Netz mit in die Wüste?«, platzte Bale plötzlich heraus.
    Die Männer

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