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Der Sohn des Sehers 01 - Nomade

Titel: Der Sohn des Sehers 01 - Nomade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Krieger nicht dort gewartet und zugesehen hätten, aber so blieb es bei dieser steifen und knappen Begrüßung. Dann gab Auryd seinen Männern einen Wink, und sie kamen hinab zum Wasser.
     
    Unter anderen Umständen wäre diese Begegnung Anlass für ein Fest gewesen, aber dafür war keine Zeit. Die Neuankömmlinge bekamen Gelegenheit, sich am Rotwasser zu erfrischen, dann rief Yaman Aryak die erfahrenen Männer umgehend zum Kriegsrat zusammen, während es den Jungkriegern überlassen wurde, sich weiter um die erschöpften Pferde zu kümmern. Falls die Männer vom Schwarzen Fuchs sich fragten, was es mit den beiden Frauen und ihrem Wagen auf sich hatte, behielten sie diese Fragen vorerst für sich. Vielleicht hielten sie sie für Händler, so wie es Awin vor einigen Tagen auch zuerst getan hatte. Awin wurde zu seiner Überraschung erneut zum Rat hinzugezogen.
    »Ich danke dir für das Sgertan, das du mir geschickt hast, Bruder, und ich werde es sicher verwahren«, eröffnete Auryd die Versammlung. Damit war geklärt, dass er das Angebot angenommen hatte. Er würde helfen, aber Aryaks Klan musste sich ihm dafür verpflichten.

    Harmin, der kahlköpfige Schmied, ergriff das Wort. »Wie ihr seht, ist unser Yaman ein großzügiger Mann, aber ich frage mich, welche Hilfe ihr von uns erwartet. Ist der Klan der Schwarzen Berge nicht in der Lage, einen einzelnen Räuber zu töten?«
    Eisiges Schweigen folgte dieser Bemerkung. Der Schmied hatte es vollbracht, mit wenigen Worten viele Männer zu kränken, einschließlich seines eigenen Yamans. Awin sah, wie erzürnt Auryd über diese unverschämte Frage war. Nur Yaman Aryak behielt die Ruhe: »Ich verstehe deine Frage, Harmin, doch ist dies kein gewöhnlicher Räuber. Es scheint fast, als seien die Winde auf seiner Seite, denn immer verwehen sie seine Spur und machen uns die Jagd schwer. Und wir jagen nicht nur einen Mörder, sondern auch den Heolin, den Lichtstein, den der Verfluchte aus dem Grab unseres Fürsten Etys entwendet hat. Der Heolin muss zurückgebracht werden! Deshalb haben wir euch das Sgertan gesandt, und wir werden eure Hilfe mit Beistand in jedweder Gefahr vergelten - reicht dir das nicht?«
    »Du kannst umkehren, wenn dir der Ritt beschwerlich wird, Oheim«, fügte Auryd bissig hinzu.
    »Mein Vater hat das Recht, diese Frage zu stellen, denn wir sind im Rat und reden über den Krieg«, sprang ein junger Mann dem alten Schmied zur Seite. Awin hatte den beiden schon vorher die enge Verwandtschaft angesehen. Doch warum waren sie so feindselig?
    »Krieg?«, rief Curru. »Ich sehe keinen Krieg. Ich sehe Männer, die ausziehen, um einen ungeheuren Frevel zu sühnen. Ich bin überrascht, Harbod, Harmins Sohn, dass ihr an diesem Ritt zweifelt. Nicht nur wir, alle Hakul wurden beraubt! Unser Herz, der Heolin, wurde gestohlen. Ich frage mich, wie wir hier noch sitzen und beraten können, während der Feind Stunde um Stunde davoneilt!«

    »Du hast Recht, Seher«, entgegnete Harmin, »alle Hakul wurden bestohlen, doch wo sind sie? Ich sehe sie nicht. Ich sehe hier nur zwei Sgers eines Stammes, dessen Sippen niemand zählen kann. Warum fragtet ihr uns und nicht den Heredhan?«
    »Horket werden wir fragen, wenn unsere und eure Speere nicht ausreichen«, erklärte Aryak sehr bestimmt.
    »Und es hat nichts damit zu tun, dass er weit mehr von euch für seine Hilfe verlangen würde als unser so großzügiger junger Yaman?«, fragte Harmin spöttisch.
    Das war plump, aber Awin verstand endlich, worum es hier ging. Harmin erkannte Auryds Herrschaft über seinen Klan nicht an. Der dicke Bale hatte am Bach etwas in der Art angedeutet. Und Auryd hatte Harmin Oheim genannt. Dann musste er ein naher Verwandter des alten Yamans gewesen sein, dessen Tochter Auryd geheiratet hatte.
    »Es hat damit zu tun, dass wir Horket Sühne schulden«, erklärte Aryak trocken.
    »Sühne?« Harmin sprang auf. »Wollt ihr uns in einen Kampf mit dem Heredhan locken?«
    »Unser Streit mit Horket ist unsere Sache, und wir werden euch nicht bitten, uns darin beizustehen, Harmin«, entgegnete Aryak ruhig.
    »Ich frage mich, ob Heredhan Horket das zu unterscheiden weiß und ob ihm diese feinen Unterschiede aufhalten, wenn er Streit mit uns sucht«, giftete der alte Schmied.
    »Mir genügt das Wort meines Bruders«, fiel ihm sein Yaman ins Wort. »Wir werden den Mörder der Männer finden, die auch unsere Verwandten waren. Aber Harmin hat Recht, euer Zwist mit Horket geht uns nichts an, und ihr könnt dabei

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