Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Sohn des Sehers 01 - Nomade

Titel: Der Sohn des Sehers 01 - Nomade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
wollte. »Der Yaman hat gesagt, wir sollen den Akkesch aus dem Weg gehen«, meinte der Schmied.
    »Siehst du hier irgendwo einen Akkesch oder Kydhier? Sieh dir das Land an, Schmied, es ist leer von hier bis zum Fluss.«
    »Warum habt ihr eure Schläuche nicht am Graben aufgefüllt?«
    »Haben wir«, meinte Harbod, »aber das Wasser ist schlammig, und es riecht nach faulender Erde. Warum sollten wir das trinken, wenn dort unten ein ganzer Fluss voll frischen Wassers auf uns wartet?«
    »Von meinen Männer wird keiner gehen«, erklärte Tuwin bestimmt.
    »Das müssen sie nicht, denn ich werde meine eigenen schicken«, entgegnete Harbod.
    »Du kannst tun, was du willst, Hakul«, meinte Tuwin und wandte sich wütend ab.
    Aber Harbod lachte nur und rief: »Genau das werde ich, Hakul.« Und dann beauftragte er drei seiner Krieger, die Wasserschläuche am Strom aufzufüllen.

    »Sie sind uns wirklich eine große Hilfe«, murmelte Tuwin verbittert, als er den drei Männern hinterhersah.
    »Es wird schon nichts geschehen, Meister Tuwin«, meinte Awin.
    »So? Entspringt diese Zuversicht deiner Sehergabe? Dann will ich es glauben. Wenn das nur deine Meinung ist, behalte sie besser für dich!«, entgegnete der Schmied aufgebracht. Dann beruhigte er sich wieder und meinte: »Es tut mir leid, Awin, mein Zorn gilt nicht dir, sondern diesem treuen Verbündeten, der einen Spaß daran findet, mir Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Und das nur, weil er nicht mit dem Yaman reiten darf.«
    »Aber warum hat Yaman Aryak ihn nicht mitgenommen, Meister Tuwin?«
    »Das fragst du am besten Aryak selbst, wenn er zurückkommt, und ich hoffe sehr, dass er zurückkommt, denn ich will diesen Sger nicht führen, nicht für alles Eisen der Welt. Aber sag, junger Seher, ist das nicht deine Freundin, die Kariwa, die dort zur Mauer geht?«
    Awin drehte sich um. Es war wirklich Merege, die zu Fuß zur Mauer schlenderte. Sie schien es nicht sehr eilig zu haben.
    »Willst du mir einen Gefallen tun, Awin?«, fragte Tuwin seufzend. »Fang sie ein und bring sie zurück. Ich will nicht, dass sie in die Nähe des Feindes kommt. Es könnte übel enden, wenn die Akkesch sehen, dass wir eine Hexe bei uns haben.«
    »Einfangen, Meister Tuwin?«
    »Ich meinte das nicht wörtlich, mein Junge. Überrede sie einfach, zurückzukommen.«
    »Einfach«, brummte Awin, als er auf seinen Schecken sprang. Er schnalzte mit der Zunge und folgte Merege. Er schlug einen leichten Galopp an, bis er sie eingeholt hatte. Dann zügelte er sein Pferd und ließ es im Schritt neben ihr gehen.
    »Wo willst du hin?«, fragte er.

    »Ich will diese Mauer aus der Nähe sehen«, erwiderte sie.
    »Aber Yaman Aryak hat befohlen … Ich meine, er hat uns gebeten, uns von den Akkesch fernzuhalten.«
    »Es wird immer noch eine sehr hohe Mauer zwischen mir und diesen Menschen sein«, antwortete das Mädchen gelassen.
    »Und wenn sie das Tor öffnen?«
    Merege zuckte mit den Achseln. »Werde ich trotzdem keinen Krieg mit ihnen beginnen. Du musst also keine Angst haben, junger Hakul.«
    »Ich habe doch keine Angst!«
    »Dann brauchst du mir auch nicht hinterherzulaufen. Ich werde den Weg ins Lager zurück schon finden.«
    »Tuwin bat mich, dich zurückzu…begleiten.«
    »Das kannst du tun, wenn ich mir die Mauer angesehen habe.«
    Awin seufzte. Sie waren jetzt nur noch einen Steinwurf vom Tor entfernt. Es kam auf die letzten Schritte also auch nicht mehr an. Er stieg vom Pferd und nahm es am Zügel.
    »He da - Fremde, was wollt ihr am Tor?«, rief es von der Mauer herab.
    Awin legte den Kopf in den Nacken, konnte den Wächter aber nicht sehen.
    »Wir werden keine Hakul mehr einlassen«, rief die Stimme.
    »Wir wollen nicht hinein«, rief Awin zurück.
    Einen Augenblick herrschte verblüfftes Schweigen. »Was wollt ihr dann?«, fragte der Wächter.
    Merege war an der Mauer angekommen, sie strich über die Lehmziegel, von denen viele einen glänzenden grünen Überzug hatten.
    »Wir sehen uns nur die Mauer an«, rief Awin zurück.
    Awin meinte, oben ein Lachen zu hören. »Dann seht sie euch an, Hakul. Die Ziegel sind mit dem Blut vieler eurer Stammesbrüder getränkt. Und denkt daran, wir behalten euch im Auge.«
    Mereges Hand löste sich von den Ziegeln. Sie schien beinahe enttäuscht zu sein.
    »Was ist?«, fragte Awin.
    »Es ist wirklich nur Lehm«, entgegnete das Mädchen. »Weißt du, aus der Ferne erinnerte sie mich an meine Heimat, an den Wall um das Skroltor. Doch ist sie sehr jung und

Weitere Kostenlose Bücher