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Der Sohn des Sehers 01 - Nomade

Titel: Der Sohn des Sehers 01 - Nomade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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dunkelgrün glänzenden Lehmziegeln verziert war. Es war ohne Zweifel das Tor aus seinem Traum.
    »Sie erwarten dich und deine Begleiter, ehrwürdiger Yaman«, sagte der Jäger.
    »Ich danke dir, mein Freund. Wir werden hier in der Ebene unser Lager aufschlagen.«
    Awin fragte sich, wen der Yaman als Begleitung ausersehen hatte. Curru vermutlich, und Harbod wäre sicher beleidigt, wenn er Aryak nicht begleiten durfte; Mewe vielleicht. Oder vielleicht dich , sagte seine innere Stimme. Er hatte Wela versprochen,
sich die Stadt genau anzuschauen und ihr alles zu schildern. Damals hatte er nicht bedacht, dass er sie vielleicht gar nicht würde betreten dürfen.
    Der Yaman verkündete seine Entscheidung in dieser Frage: »Curru wird mich begleiten, ebenso meine Söhne Ebu und Ech. Harbod und Tuwin führen den Sger, solange ich fort bin.«
    Es gab fragende Blicke, als der Yaman gesprochen hatte. Harbod und Tuwin?
    »Auch ich bin dein Sohn, Baba«, rief Eri.
    Awin sah, wie verletzt der Knabe war. Es war dennoch unverzeihlich, die Entscheidung seines Vaters vor den anderen Männern in Frage zu stellen. Der Yaman runzelte missbilligend die Stirn. »Vielleicht erweist du dich dessen dann endlich auch einmal als würdig, Eri, mein Sohn. Hilf Tuwin, die Männer zu führen, aber denkt an meine Anweisung - haltet euch fern von den Akkesch. Ich verlasse mich auf dich, Eri. Sollte uns etwas geschehen, was Tengwil verhüten möge, bist du der nächste Yaman dieses Klans.«
    Ein unsicheres Lächeln huschte bei diesen Worten über Eris Gesicht. Harbod hatte mit versteinerter Miene zugehört. War es das, worüber die Männer vergangene Nacht gestritten hatten? Wer von ihnen die Stadt betreten durfte? »Wie lange sollen wir auf eure Rückkehr warten, ehrwürdiger Yaman?«, fragte Harbod jetzt. Es gelang ihm kaum, seinen Zorn zu unterdrücken.
    »Wartet, solange es eben dauert. Wir betreten die Stadt unter dem Schutz der Hüter. Sie werden es nicht wagen, gegen dieses heilige Gesetz zu verstoßen.«
    »Und wenn doch?«, fragte Harbod.
    »Dann werdet ihr dem Kampf ausweichen. Meldet dem Heredhan, was hier vorgefallen ist, ja, berichtet ihm auch vom Lichtstein. Wenn die Serkesch ihn haben und nicht herausgeben
wollen, dann kann Horket diesen unwürdigen Frieden nicht länger halten.«
    Harbod nickte. Dieser Gedanke schien ihm zu gefallen. Vielleicht zu gut, dachte Awin. Er konnte dem Mann ansehen, wie er die Möglichkeiten abwog, die die Worte des Yamans boten. Zog er etwa in Erwägung, einen Streit mit den Akkesch zu beginnen, solange der Yaman in der Stadt war? Awin beschloss, ihn im Auge zu behalten.
     
    Der Yaman und seine Begleiter saßen auf und machten sich auf den Weg in die Stadt. Awin sah, wie das riesige Tor sich mit einem lauten Ächzen öffnete und seine Sgerbrüder hindurchritten. Auf der anderen Seite wurden sie von einer großen Anzahl Akkesch-Krieger mit Speeren und mächtigen Schilden erwartet. Das Tor schloss sich wieder mit donnerndem Klang. Die Hakul starrten noch eine ganze Weile auf das geschlossene Tor. Bald war es Awin, als würde er aus der Stadt Stimmen hören. Menschen schrien.
    »Was ist das?«, fragte Tuwin unruhig.
    »Ein Willkommen ist es jedenfalls nicht«, meinte Harbod grimmig.
    Der Lärm wurde schwächer. Es klang, als würde sich das Geschrei allmählich von den Toren entfernen.
    »Auf den Mauern bleibt es ruhig«, sagte Mewe.
    Tuwin sah ihn fragend an.
    Der Jäger erklärte ihm, was er meinte: »Wenn sie etwas gegen unseren Yaman unternehmen wollten, dann würden sie doch auch uns angreifen. Und dann würden dort oben ihre Bogenschützen erscheinen.«
    »Aber wir sind doch außer Reichweite«, meinte Tuwin erschrocken.
    »Die Akkesch haben starke Bögen«, erwiderte Mewe trocken.
    Tuwin schüttelte den Kopf. »Glaube mir, mein Freund, ich habe mich nicht um diese Aufgabe gerissen. Tausend Dinge sind hier zu bedenken, und ich weiß nicht, wo ich beginnen soll.«
    Mewe zögerte einen Augenblick, dann sagte er: »Am besten fängst du mit dem Notwendigen an. Wir müssen doch das Lager errichten, mein Freund.«
    »Wie Recht du hast, Mewe!«, rief Tuwin erleichtert aus. »Also, Männer, sucht eine gute Feuerstelle, am besten noch etwas weiter von der Mauer entfernt. Aber prüft mir den Wind, damit weder wir noch die Pferde später im Rauch stehen. An die Arbeit!«
    Es gab fast sofort Streit, weil Harbod Männer zum Fluss schicken wollte, um die Trinkschläuche aufzufüllen, und Tuwin das nicht zulassen

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