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Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger

Titel: Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Curru, mag sein«, erwiderte die Alte, und dann nickte sie wieder ein. Awin schwieg, auch wenn er wusste, dass die Deutung des Alten völlig aus der Luft gegriffen war. Aber was hieß es dann? Würde Eri das Skroltor öffnen? Das war weit entfernt, am nördlichen Rand der Welt. Wie sollte er dorthin gelangen? Tuge und Curru berieten nun mit Eri und Gregil, wie sie sich am Abend verhalten sollten. Awin musste nachdenken. Also ging er hinaus, um sich um sein Pferd zu kümmern. Halb hatte er gehofft, Merege oder Wela würden ihm folgen, aber sie blieben im Zelt. Die Kälte fuhr ihm sofort wieder unter das Gewand. Er prüfte die Hufe und Beine des Braunen auf Verletzungen und war zufrieden, als er keine fand. Er verspürte wenig Neigung, Eri auf den Schild zu heben, aber er musste zugeben, dass sie sich mit einem Yaman leichter gegen die anderen Klans würden durchsetzen können. Schon jetzt taten Brediak und Uredh doch so, als sei das hier ihr Lager. Aber ausgerechnet Eri? Seine unglückselige Tat an jenem Bach hatte den ganzen Sger ins Unglück gestürzt. Dass Curru ihn unterstützte, war nicht weiter erstaunlich. Und Gregil? Sie war eine kluge Frau, aber sie war auch Eris Mutter. Awin hatte Zweifel, dass sie in der Lage war, ihren eigenen Sohn richtig einzuschätzen. Je länger er darüber nachdachte, desto klüger erschien es ihm, sich dem Fuchs-Klan anzuschließen. Auryd war der Halbbruder Aryaks, er hatte also auch einen gewissen Anspruch. Aber Auryd war nicht hier. Awin schob diese Gedanken bald zur Seite. Es war sinnlos, sich darüber den Kopf zu
zerbrechen. Seine Schwester war verschleppt worden. Die Versammlung mochte beschließen, was sie wollte, er wusste, was er zu tun hatte. Und wenn er allein losziehen musste, um Xlifara Slahan zu bekämpfen.
     
    Noch vor dem Abend meldeten die Wachtposten das Herannahen weiterer Flüchtlinge, und es hieß, dass sie nur eingelassen würden, wenn sie genug Vorräte mitbrächten, um für sich selbst zu sorgen.
    »Bist du immer noch sicher, dass ihr keinen aus eurem Stamm erfrieren lassen werdet, Awin?«, fragte Merege, als sie Wasser für die Pferde holen gingen.
    Awin zog den ledernen Eimer aus dem Loch, das jemand ins Eis gehackt hatte. Der See war vollständig zugefroren, und er fragte sich, ob Slahan, die offenes Wasser mied, wohl über Eis gehen konnte. Er stellte den Eimer zur Seite und ließ den nächsten in das Loch hinab, bevor er der Kariwa antwortete: »Die Halbinsel ist jetzt schon überfüllt. Und es ist nicht gut, wenn so viele Klans auf engem Raum zusammengepfercht werden. Wir Hakul brauchen Platz.«
    »Also werdet ihr die Neuankömmlinge abweisen?«, fragte Merege und nahm den ersten Eimer auf.
    »Ich hoffe nicht«, erwiderte Awin knapp.
     
    Die Versammlung fand zu Füßen eines Felsbrockens statt, der Strydhs Felsen genannt wurde. Angeblich hatte der Gott des Krieges ihn dort hingestellt, weil er wusste, dass seine Schwester Hirth hier zu ruhen pflegte, was ihm missfiel. Tatsächlich sollte die scharfe Kante des Steins die Göttin geschnitten haben, als sie sich niedergelegt hatte. Und von da an mied sie diesen Ort, den sie einst geliebt und gesegnet hatte. Der Fels hatte mehrere teils natürliche Stufen, deren oberste manchmal
von Sehern genutzt wurde, denn es hieß, dass die Schicksalsfäden Tengwils sich im tiefen Wasser des Sees spiegelten, und dass ein kundiger Seher sie von dort oben erkennen konnte.
    Awin hatte noch keine Gelegenheit gehabt, herauszufinden, ob das stimmte. Jetzt standen die beiden Yamane auf der breiten untersten Stufe und warteten, bis sich die Unruhe gelegt hatte. Awin sah sich um. Er hatte im Laufe des Tages viele verschiedene Klanzeichen gesehen, wenigstens acht, aber nur zwei wurden durch die Yamane Uredh und Brediak vertreten. Er fragte sich, ob Slahan all die anderen Yamane geholt hatte. Es wurde rasch dunkel, und die Dämmerung spannte tiefrote Wolkenfäden über den Himmel. Der Platz vor dem Felsen war zu klein für die Menge, und es wurde geflucht und gestritten, weil die Hakul über die Pflöcke und Seile der Zelte stolperten, zwischen denen sie sich drängten. Es war bitterkalt, die wenigen Feuer und Fackeln waren machtlos gegen den eisigen Wind, der über den See zog. Uredh eröffnete die Versammlung schließlich: »Das Unglück ist zu den Zelten der Hakul gekommen. Jeder, der hier steht, hat eine Frau, einen Sohn, einen Vater oder einen Bruder verloren, und viele sogar alle, die sie kannten. Es ist der alte Fluch

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