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Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger

Titel: Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Lager nicht das Schauspiel der Uneinigkeit bieten. Also haben wir so getan, als ob wir drei den Zeitpunkt des Aufbruchs bereits vor der Versammlung gemeinsam festgelegt hätten.«
    Wenig später kam Tuge der Bogner ins Lager zurück. Er war mit Kolyn und Mabak auf der Jagd gewesen und schlecht gelaunt. »Zwei Wölfe haben wir erlegt, doch kein Wild. Die Gazellen sind nach Süden gezogen, und die Hasen haben sich vor diesem eisigen Frost versteckt. Vor dem Frost - und den Wölfen. Es sind sehr viele auf der anderen Seite des Sees, mehr als ich je an einem Ort sah. Zum Glück sind sie klug und fürchten
die Menschen. Es wäre eine Verschwendung von Pfeilen und von Zeit, sich mit ihnen herumschlagen zu müssen.«
    Als er erfuhr, dass es am nächsten Morgen losgehen sollte, nickte er nur knapp. Dann fragte er: »Wer von uns Männern kommt mit, und wer bleibt hier und bewacht Frauen und Kinder?«
    »Kolyn sollte hierbleiben, er ist zu jung«, sagte Eri, und als er das enttäuschte Gesicht des Knaben sah, fügte er hinzu: »Aber ich denke, wir können seiner Tapferkeit den Schutz unserer Frauen und Kinder anvertrauen. Ich weiß, die Wölfe werden seinen Bogen bald fürchten lernen.«
    Kolyn strahlte.
    »Und Mabak?«, fragte Curru.
    »Kommt mit«, erklärte Mabak sehr bestimmt.
    Eri lächelte, dann sagte er: »Ich weiß, wie mutig du bist, Mabak, Maldes Sohn. Doch da wir dank Awin nicht wissen, wie viele Krieger von den anderen Klans mit uns gehen und wie viele bleiben, ist es schwer zu sagen, ob wir dich eher im Sger oder hier brauchen. Du musst dich bis morgen früh gedulden, fürchte ich.«
    Mabak sah nicht so aus, als ob ihm das besonders gefiele, aber er nickte ernst. Awin war erstaunt. Das war klug von Eri, klüger, als er es ihm zugetraut hätte. Dann fiel ihm etwas ein: »Wela will mitkommen«, verkündete er.
    Verblüfftes Schweigen war die Antwort. Dann rief Curru: »Ihr Götter, dieses Mädchen ist verrückt!«
    »Welches Mädchen?«, fragte Wela, die jetzt aus ihrem Zelt trat. Sie warf Awin einen bösen Blick zu. Vermutlich hatte sie vorgehabt, die anderen am Morgen vor vollendete Tatsachen zu stellen. Dieser Plan war nun fehlgeschlagen.
    »Nun, Schmiedin«, sagte Eri ernst, »dies ist ein Kriegszug.«
    »Ich bin nicht nur Schmiedin, sondern auch Heilerin. Und
ist es nicht das, Yaman Eri, was ein Kriegszug am dringendsten braucht?«
    »Dennoch bist du ein Weib«, beharrte der alte Seher.
    »Sie mag mitkommen«, verkündete Eri überraschend.
    Curru starrte ihn verblüfft an. »Aber, Eri, mein Junge …«, begann er, ohne den Satz zu vollenden.
    »Es heißt Yaman Eri«, berichtigte Tuge trocken.
    Damit war diese Sache entschieden. Als Awin ankündigte, dass auch die Kariwa, die wieder auf den See hinausgegangen war, den Zug begleiten würde, hatte er Widerstand erwartet, aber Eri zögerte nur einen winzigen Augenblick, bevor er mit einem Nicken sein Einverständnis erklärte. Auch Curru schwieg. Natürlich , dachte Awin, sie haben beide gesehen, welche Macht Merege besitzt, auch wenn sie das immer wieder leugnen. Sie wissen, dass wir sie brauchen werden.
     
    Als der Abend anbrach, tagte der Rat der Hakul immer noch, und es drang nach draußen, dass eine Entscheidung nicht näher gerückt war. Beim gemeinsamen Mahl im Yamanszelt beschäftigte die Krieger des Berg-Klans eine andere Frage: Sie waren sich einig, dass sie Slahan verfolgen mussten - doch wo war die Göttin jetzt?
    »Eine Frau vom Klan der Ranke hat mir erzählt, dass Slahan lange bei den Schwarzen Bergen war, bevor sie weiter nach Nordosten zog«, berichtete Gregil.
    »Aber wo will sie hin? Zu den Akradhai?«, fragte Tuge mit vollem Mund.
    »Wie sollte sie dort hingelangen?«, fragte Curru. »Sie kommt nicht über den Dhurys.«
    »Dann wird sie zurückkehren? Oder geht sie am Fluss nach Norden, Curru?«, fragte Eri.
    Der Seher starrte in seine dampfende Schale. Er hatte nicht
viel gegessen. »Ich kann es dir nicht sagen, Yaman. Ich hatte wenig Zeit, mich um Zeichen zu kümmern. Aber vielleicht sendet mir Tengwil heute Nacht einen Traum. Denn zu mir spricht sie ja noch«, fügte er mit einem Seitenblick auf Awin hinzu. Awin aß verdrossen weiter und ging nicht auf diese Spitze ein. Aber es stimmte schon: Seit sie Uos Mund verlassen hatten, hatte er weder geträumt noch irgendwelche Zeichen gesehen. Und auf die Reise der Seher hatte er auch nicht gehen können. Es war, als ob ihm Tengwil die Sehergabe wieder genommen hätte. Hatte er vielleicht schon so

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