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Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger

Titel: Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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gelaunt, mein Junge. War das der Grund, warum Wela nicht mehr neben dir reiten wollte?«
    »Vielleicht«, antwortete Awin einsilbig. Er wartete immer noch darauf, dass Curru endlich etwas von dem preisgab, was er mit Eri oder vielmehr was er für Eri plante.
    »Du weißt, dass ich wenig Grund habe, den Heredhan zu lieben, Awin, aber dennoch muss ich ihm zugestehen, dass er die Hakul verstanden hat.«
    »Horket? Was soll der verstanden haben?«
    »Der Heredhan hat begriffen, dass wir vieles erreichen können, wenn wir einig sind - so wie die Krähen, die sich doch um jeden Bissen Fleisch streiten, zusammenhalten, wenn ein Bussard über sie kommt.«
    »Es war doch nur eine Handvoll Aasfresser, die ihn am Ende gejagt hat«, widersprach Awin. »Die meisten haben abgewartet und zugesehen. Wären sie alle über ihn hergefallen, hätte er das kaum überlebt.«

    »Du sagst es also selbst«, meinte Curru zufrieden.
    »Was sage ich?«
    »Dass es umso gefährlicher für den Bussard wird, je mehr Krähen sich einig sind.«
    »Das geht bei diesen Aasfressern auch eher als bei uns Hakul. Wie viele Jahre hat Horket gebraucht, um auch nur ein Drittel der Sippen unter seine Führung zu zwingen?«
    Curru warf ihm einen eigentümlichen Blick zu, lächelte und sagte dann: »Ungefähr fünfzehn, würde ich schätzen. Du musst zugeben, dass seine Geduld bemerkenswert ist.«
    »Ich begreife dich nicht, Curru. Willst du etwa zu Horket gehen und unsere Unterwerfung anbieten?«
    »Nichts liegt mir ferner, Awin. Und ich füge hinzu, dass nicht ich es bin, der hier von Horket spricht. Ich rede vom Heredhan. Ich weiß, du willst sagen, dass das dasselbe ist, doch ich denke, du irrst dich. Horket hat dem alten, halb vergessenen Titel Macht verliehen, wirkliche, greifbare Macht!«
    »Schmerzhafte, grausame Macht, wenn du mich fragst«, antwortete Awin düster.
    »So ist es. Und nun frage ich dich weiter - wenn Horket stirbt, muss diese Macht dann mit ihm sterben? Oder gehen all die Verpflichtungen, Treueschwüre, die die Klans dem Heredhan geleistet haben, auf seinen Erben über?«
    Awin schüttelte unwillig den Kopf. »Vielleicht solltest du endlich sagen, was du sagen willst, Curru.«
    Der alte Seher senkte seine Stimme, so dass ihn Awin im rauschenden Regen kaum verstehen konnte: »Horket ist nicht unsterblich. Und ich denke darüber nach, wie wir es schaffen, seine Macht in bessere, jüngere Hände zu legen.«
    Awin starrte Curru mit offenem Munde an. »Du willst Eri zum Heredhan machen?«, fragte er ungläubig, und er musste sich sehr zusammenreißen, um dabei leise zu sprechen.

    »Ich habe über das nachgedacht, was jener Yaman an der Furt gesagt hat - das über den Frevel, der die Götter erzürnt hat. Du und ich, wir wissen, dass das Unsinn ist, aber die meisten Hakul wissen das nicht. Sie werden sich fragen, wer dafür verantwortlich ist.«
    »Wir, zum Beispiel«, unterbrach ihn Awin schroff, aber Curru fuhr ungerührt fort: »Wenn wir es geschickt anstellen, werden sie glauben, dass es der Heredhan war.«
    »Aber …«
    »Keine Angst, Awin, das alles ist bisher nur ein Gedanke, nur eine Möglichkeit, die Tengwil noch nicht zu einem Schicksalsfaden geknüpft hat. Nichts ist entschieden, und ich habe nicht vor, die wenigen Krieger meines Klans in eine Schlacht gegen Horkets Sippe zu führen. Aber ich muss wissen, junger Seher, ob du auf unserer Seite sein wirst, wenn wir uns im Land deiner Vorfahren gegen Horket stellen sollten - und, wie gesagt, es ist überhaupt noch nicht entschieden, dass wir es tun.«
    »Natürlich habt ihr euch entschieden, Curru, sonst würdest du mich nicht fragen«, entgegnete Awin ungehalten.
    Curru lächelte dünn. »Ich sehe, du hast wirklich etwas gelernt, und ich will nicht länger versuchen, dir etwas vorzumachen. Also, bist du auf unserer Seite - oder wirst du dich gegen deinen eigenen Klan stellen?«
    Es sah Curru ähnlich, ihn auf diese Weise unter Druck zu setzen. Aber Awin wollte sich auf dieses Spiel nicht einlassen und erwiderte: »Du kannst sicher sein, dass ich nicht auf Horkets Seite stehen werde, und ich werde mich bestimmt nicht gegen meinen Klan stellen, solange sich der Klan nicht gegen mich oder den Heolin und unsere Aufgabe stellt. Vergiss nicht, Curru, wir sind aufgebrochen, um unsere Brüder und Schwestern aus den Klauen Slahans zu befreien, nicht um Eri auf einen
noch größeren Schild zu heben. Er konnte sich doch schon auf dem Yamansschild kaum halten.«
    Curru warf ihm einen bösen

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