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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Tagen, ehrwürdiger Yaman. Doch wie gesagt, es war eher ein Gemetzel als eine Schlacht.«
    Die Hakul tauschten besorgte Blicke. »Sechs Tage schon? Eri ist schnell wie der Wind«, sprach Tuge ihre Gedanken aus.
    »Und Suog folgt ihm«, fügte Awin hinzu.
    »Du hast ihn gesehen ?«, fragte Jeswin beeindruckt.
    Awin nickte. Er hatte diesen Daimon im Strom der Bilder gesehen, die ihn in Norgis’ Hütte fortgerissen hatten. Das Bild war verschwommen. Eine Gestalt am Feuer. Halb Wolf, halb Mensch. Awin hatte eine Ahnung, dass er diesem bösen Geist noch begegnen würde.
     
    Bis zum späten Abend arbeiteten Kerres Männer, um das Floß fertig zu stellen. Sie errichteten zwei kleine Masten, die es den Flößern erleichtern sollten, das Gefährt zu steuern, auch wenn Awin nicht verstand, wie das gehen sollte. Am nächsten Morgen sollte es losgehen. »Der ist nicht mehr fern, Hakul«, sagte der dicke Kerre lächelnd, als er Awins Ungeduld bemerkte. »Die Nacht dauert doch nur noch drei Stunden, und wenn ihr rechtzeitig ins Schneeland kommt, könnt ihr sogar einen Tag ohne Nacht erleben.«
    Über der Geschäftigkeit des Tages hatte Awin beinahe vergessen, dass Praane seine Abmachung erfüllt hatte. Er war gespannt, was er nun verlangen würde. Er fand ihn am Feuer. »Du sagtest, du würdest eine weitere Forderung an uns stellen, wenn der Wald hinter uns liegt, Ore Praane«, begann er.
    »Das sagte ich, doch haben wir nicht vor, euch schon zu verlassen, Yaman Awin.«

    »Aber der Wald liegt hinter uns«, warf Lamban der Pferdezüchter ein, »und wir benötigen deine Dienste nun nicht mehr.«
    »Nimm einfach an, Hakul, dass ich meine Gründe habe, euch noch bis nach Karno zu begleiten«, sagte Praane und stocherte im Feuer.
    »Wenn du keine Belohnung dafür erwartest, soll es mir recht sein, Ore«, brummte Yaman Jeswin jetzt. »Oder ist das etwa die Forderung, die du an uns stellen wolltest - uns weiter begleiten zu dürfen?«
    Praane lachte laut auf. »Ganz so billig werdet ihr nicht davonkommen, Yaman, aber glaube mir, du wirst noch dankbar sein, dass ich an deiner Seite bin.«
    Jeswin sagte darauf nichts, aber er sah nicht so aus, als ob er sich das vorstellen könnte.
    Awin verließ die Feuerstelle wieder, denn er hatte Merege am Waldrand entdeckt, wo sie in Betrachtung einer der großen Geisterfiguren der Akradhai versunken war. Sofort trat ihm das Bild aus seiner Reise vor Augen - Merege, die sterbend in den Schnee sank. Was sollte er nur tun? Er spürte deutlich, dass es unklug wäre, ihr das zu sagen. »Du sagtest, diese Zeichnung in deinem Gesicht, sie sei ein Sternbild?«, begann er umständlich.
    Die Kariwa blickte zum Himmel. Die ersten Sterne wurden sichtbar. »Uos Sichel«, bestätigte sie. »Doch zeigt sie sich nur im Winter.«
    »Winter … Sag, liegt eigentlich immer Schnee in deiner Heimat? Nennt man sie deshalb das Schneeland?«
    Merege lächelte. »Nein. Der Winter ist ein ausdauernder Gast in meiner Heimat, aber irgendwann geht er doch. Es wird bald Sommer, und wenn wir das Schneeland erreichen, wirst du lange suchen müssen, um unterhalb der höchsten Berggipfel noch etwas Schnee zu finden. Warum fragst du?«

    Er zuckte mit den Schultern. »Freust du dich darauf, nach Hause zu kommen, Merege?«, wich er aus.
    »Ich bin nicht mehr sicher, dass es mein Zuhause noch gibt, wenn wir es erreichen, Awin. Es ist wie in einem bösen Traum. Immer ist Eri uns einen Schritt voraus. Er wird vor uns am Meer sein, und wenn wir ihn nicht bald aufhalten, wird er mit den Xaima das Skroltor aufbrechen. Dann wird nicht nur für meine Heimat das Ende kommen.«
    Awin dachte an die Bilder, die ihm genau das gezeigt hatten. »Norgis sagte, die Wächter wüssten sicher längst, dass die Hakul auf dem Marsch sind.«
    Merege seufzte. »Aber die Wächter sind so wenige. Um die Hakul aufzuhalten, würden sie ausreichen, wenn auch mehr durch Angst und Schrecken, die sie mit ihrer Zaubermacht verbreiten, als durch die Macht selbst, denn dazu sind die Hakul zu zahlreich. Aber jetzt, wo die Xaima dem Heer vorangehen? Ich sehe nicht, wie die Wächter das Schlimmste verhindern könnten.«
    »Ich werde Senis um Hilfe bitten, wenn ich sie finden kann, Merege.«
    »Du willst auf die Reise des Geistes gehen?«
    Awin nickte.
    »Die Nächte sind kurz, Seher«, gab Merege zu bedenken. »Glaubst du, du kannst Senis erreichen, bevor der Sonnenwagen dich verbrennt?«
    »Ich muss es versuchen. Ich hoffe, ich finde auf dem Floß dazu die Gelegenheit.

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