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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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runden Stirn und ließ sich schwer atmend neben Awin auf einen Baumstamm fallen. »Es ist der Krieg, Yaman«, erklärte er die Feindseligkeit seiner Männer, »aber nicht nur das. Wir wurden vor euch gewarnt.«
    Awin runzelte die Stirn. Gewarnt? Das kam ihm irgendwie bekannt vor. »Suog?«, fragte er.
    »Praane erzählte mir schon, dass der Geist auch seine Leute gegen euch aufhetzen wollte, und er sagt, er sei froh, dass Suog dies nicht gelungen ist.«
    »Und er war auch bei euch?«, fragte Tuge besorgt.
    »So ist es. Vor zwei Tagen, es war schon spät, und die meisten Männer waren schon wieder drüben in Luuta. Einer meiner Männer, Fren mit Namen, ging noch einmal zurück in den Wald, weil er seine Kappe dort vergessen hatte, da trat plötzlich der Geist aus dem Unterholz. Fren ist kein furchtsamer Mensch, aber er erschrak fast zu Tode, als ihm plötzlich der böse Geist des Grünlands entgegentrat.«
    »Wie sah er aus?«, fragte Tuge.
    »Er war riesig groß, halb Wolf, halb Mensch, sprach mit Donnerstimme und atmete Feuer und Rauch. So hat Fren ihn jedenfalls beschrieben, aber ich glaube, er hat übertrieben, denn er war wohl halb ohnmächtig vor Angst. Jedenfalls warnte Suog ihn vor Fremden, die durch den Wald kämen und das Ende der Welt brächten.«
    »Was geschah dann?«, fragte Awin.
    »Rätselhaftes, denn der Geist verwandelte sich in ein Wesen, das nun halb Wolf und halb Pferd war. Es überquerte eilig die Lichtung und verschwand hinter jenen Bäumen dort nach Norden. Dann sah ihn einer unserer Fischer. Suog sprang in den Fluss und verwandelte sich wieder. Nun war er halb Wolf, halb Flussechse, er durchquerte den Fluss und stieg, erneut verwandelt, am anderen Ufer wieder an Land. Am Tag darauf wurde
er drüben im Kornland gesehen, von zwei Frauen, die im Wald unweit der Stadt Beeren sammelten. Doch mit denen sprach er nicht, denn sie versteckten sich, als sie ihn sahen.«
    »Er ist weit von seinem Zuhause fort, dieser Daimon des Grünlands«, sagte Awin bedächtig.
    »Er ist ein Daimon, ein böser Geist, und nur weil wir ihn vorher nie sahen, heißt es doch nicht, dass er nicht auch hier sein Unwesen trieb. Ja, es erklärt auch die Unfälle, die selbst vorsichtigen Männern immer wieder widerfahren sind. Seltsame Zeiten sind dies, in denen böse Geister und Alfskrole am hellen Tag durch unser Land wandeln. Hätte Praane nicht für euch gebürgt, wir hätten sicher auf Suogs Rat gehört.«
    Bevor Awin etwas erwidern konnte, sprang Kerre auf, kletterte erstaunlich schnell über einige im Weg liegende Baumstämme und rief seinen Arbeitern wütend Anweisungen zu.
     
    Das Floß wuchs. Einige Männer waren damit beschäftigt, weitere Stämme mit Bastseilen anzubinden, andere legten eine Schicht dünne Querhölzer aus, errichteten ein Gatter und streuten Reisig und Holzspäne, damit die Pferde guten Stand hatten. Wieder andere bauten ein lang gestrecktes Gestell, das sie mit Schilf deckten. Selbst Jeswin gab zu, dass sie beeindruckend schnell und hart arbeiteten. Dennoch war absehbar, dass sie wenigstens bis zum nächsten Tag brauchen würden, um das Floß fertig zu stellen.
    Awin sah Wela etwas abseits am Ufer stehen und ging zu ihr. Sie wirkte niedergeschlagen. »Was ist mit dir, Wela Schmiedetochter?«
    »Das weißt du nicht? Ich dachte, du hast deine Gabe wieder, Awin Sehersohn«, antwortete sie übellaunig.
    »Und muss ich erst auf eine Reise des Geistes gehen, um zu erfahren, was dich beschäftigt?«, fragte er.

    Sie seufzte. »Es ist die Stadt. Ich kann den Rauch ihrer Herdfeuer sehen, und dort drüben ragt die Spitze ihres Tempels über das Unterholz, das den Rest der Stadt vor mir verbirgt. Als Praane sagte, dass wir nach Luuta gehen, dachte ich, dass ich nun endlich eine Stadt sehen würde. Aber wieder kann ich sie nicht erreichen. Ich habe Nokke gefragt, ob er mich hinüberbringen würde, aber er hat abgelehnt. Ich hatte vergessen, dass der Bann ihm und Praane verbietet, das andere Ufer zu betreten. Allerdings hat er mir auch abgeraten. Er meinte, es könne sein, dass sie mich dort erschlagen, einfach weil ich bin, was ich bin. Sag, Awin, sind die Hakul bei all ihren Nachbarn so verhasst?«
    »Sie kennen uns eben nur als die Räuber, die im Winter ihre Höfe überfallen. Mehr wissen sie nicht über uns. Aber wenn es dich tröstet, ihre Städte sind nicht sehr beeindruckend. Praane sagte mir, dass Luuta viel kleiner als Borre sei, und du hast diese Stadt ja, wenn auch nur aus der Ferne, gesehen. Ich

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